Glücklicherweise ist es für Einige kein Tabu
mehr, darüber zu sprechen und sich dazu zu bekennen: Es gibt eine
allgemein anerkannte Zunahme psychischer Erkrankungen. Und dies geht
bereits seit einiger Zeit mit der Feststellung einher, dass Männer
ebenso an Depressionen leiden wie Frauen. Ergotherapeuten und
Ergotherapeutinnen wie Andrea Knoche vom DVE (Deutscher Verband der
Ergotherapeuten e.V.) können das bestätigen. "In meiner Praxis für
Ergotherapie behandle ich schon seit vielen Jahren auch Männer mit
Depressionen.", erläutert die auf dem Gebiet der seelischen
Gesundheit versierte Therapeutin. Depressionen sind eine ernsthafte
gesundheitliche Gefahr, die - unbehandelt - viele Betroffene sogar
bis in den Suizid treiben.
Immer häufiger hinterfragen Hausärzte auch bei Männern, die mit
Kopfschmerzen, Rückenproblemen, Verspannungen, Magenbeschwerden oder
Schlafstörungen und mangelnder Konzentration zu ihnen in die Praxis
kommen, deren Lebenssituation etwas genauer. Denn die genannten
Symptome stehen oft stellvertretend für zu große seelische
Belastungen. Gerade bei Männern lassen sich in diesem Zusammenhang
auch andauernde Gereiztheit, eine höhere Risikobereitschaft und ein
gesteigertes Aggressionspotenzial beobachten. Ein Verhalten, hinter
dem die Gesellschaft beim so genannten starken Geschlecht bislang
nicht unbedingt Symptome einer Erkrankung wie beispielsweise einer
Depression vermutete. "Oft entlädt sich der persönliche Frust über
die eigene Lebenssituation auch gegenüber der eigenen Familie oder
Kollegen. Sie werden angeschnauzt, keiner kann es recht machen.",
schildert Andrea Knoche das Auftreten von Männern mit einer
beginnenden Depression. "Da ist es wichtig, genauer zu schauen.",
meint die erfahrene Ergotherapeutin. Die Wut oder der Frust stehen
oft am Anfang, wenn die Betroffenen noch gar nicht so recht wissen:
Was ist eigentlich los mit mir?
Früh etwas für die seelische Gesundheit tun
"Meine Patienten, die so zwischen 40 und 50 sind, haben häufig das
Gefühl, auf eine Schiene gerutscht zu sein, ein Leben zu führen, das
sie so vielleicht gar nicht mehr wollen. Sie sehen kaum Perspektiven
und meinen, dies nicht mehr beeinflussen zu können.", berichtet
Andrea Knoche über das Seelenleben der Männer in der klassischen
Midlife Crisis. In einer völlig anderen Lebensphase, aber ebenfalls
oft in einer seelischen Krise sind nach den Erfahrungen in der
Ergotherapie die etwa 60 bis 75jährigen Männer. Wenn das Gereiztsein,
die Traurigkeit oder die Lethargie überhand nehmen, sind es oft auch
Familienangehörige, die den Betroffenen helfen, indem sie den Gang
zum Arzt und eine daraus folgende Verordnung für Ergotherapie
initiieren. Denn man selbst bemerkt es ja nicht unbedingt, wenn sich
die Dinge verschoben haben. Oder man will es nicht wahrhaben, dass da
"etwas nicht stimmt", vielleicht etwas Ernsthaftes wie eine
Depression dahinter steckt. Beim ersten Gespräch mit Andrea Knoche
und ihren auf seelische Gesundheit spezialisierten Kolleginnen und
Kollegen aus der Ergotherapie geht es daher zunächst um die Klärung
grundsätzlicher Dinge: "Wie geht es mir und wie zufrieden bin ich mit
meiner derzeitigen Lebenssituation?" sind Fragen, die zunächst zu
beantworten sind. Und danach können sich die Patienten immer weiter
bewusst werden, welche Ziele und Wünsche sie haben und wie sie diese
erreichen können.
Ergotherapeuten Gesundheitsexperten bei seelischen Problemen
Ergotherapeuten können als Außenstehende die aus eigener Sicht
oft verfahrene Situation viel neutraler betrachten als die
Betroffenen selbst. Sie haben ihre professionellen Strategien und
Herangehensweisen, um Fähigkeiten ebenso wie Ressourcen wieder zu
entdecken, an die derjenige selbst vielleicht gar nicht mehr glaubt.
Denn Ergotherapeuten wissen: Es gibt viel mehr Möglichkeiten, sein
Leben zu verändern, als man denkt. Sie geben Menschen mit
Depressionen die nötige Unterstützung und schauen gemeinsam mit ihnen
nach konkreten Ansätzen, wie sie etwas verändern oder andere
Herangehensweisen finden können. Ergotherapeuten arbeiten von Anfang
an in ihrer Therapie an den ursächlichen Problemen und initiieren so
die nötigen Veränderungsprozesse. Parallel zu ihrer Therapie nehmen
Betroffene oft auch Medikamente ein. Werden die meist
stimmungsaufhellenden oder antriebssteigernden Arzneimittel dann
reduziert und abgesetzt, begleiten Ergotherapeuten ihre Patienten
auch dabei. Wenn alte Ängste wieder hochkommen, gibt professionelle,
ergotherapeutische Hilfe den ohnehin seelisch noch immer Belasteten
die nötige Sicherheit, sich im Alltag wieder zurechtzufinden..
Ergotherapie dort, wo sie am besten fruchtet
Dafür kommen Ergotherapeuten oftmals auch zu ihren Patienten nach
Hause, um gemeinsam mit dem Erkrankten eine neue Ausrichtung oder
Klarheit zu finden. Oder - auch das gibt es in der Ergotherapie - sie
gehen mit ihnen raus, wenn die Gespräche im häuslichen Umfeld
anfangen, sich im Kreis zu drehen. Die Bewegung hilft oft auch, die
Gedanken wieder 'in Gang' zu bringen. "So kann es durchaus vorkommen,
dass ich mit einem Patienten auch tatsächlich mal ein Stück gehe, um
"Abstand" zu den belastenden Gedanken zu bekommen und neue
Blickwinkel zu entdecken. Das ist ja das Schöne an der Ergotherapie,
dass wir immer nach den jeweiligen Bedürfnissen des Einzelnen schauen
und kreativ und flexibel mit ihm arbeiten können.", schwärmt Andrea
Knoche von der Vielfalt ihres Berufs. Wenn der Beruf nicht die
Erfüllung oder stress- und umfeldbedingt schwer auszuhalten ist,
bereitet dies gesundheitliche Probleme und kann gerade bei Männern zu
Depressionen führen. Hier können Ergotherapeuten helfen mit den
Anforderungen adäquat umzugehen und die Belastbarkeit wieder zu
steigern. Generell sind einschneidende Veränderungen auch seelisch
nicht leicht zu verkraften, wirken sich auf die Gesundheit aus und
bringen daher natürlich auch Männer aus dem Takt. Geht, zum Beispiel
nach einer Trennung, die Übersicht verloren, dann helfen
Ergotherapeuten auch hier. Gemeinsam mit an Depressionen leidenden
Männern hat Frau Knoche dann Ordnung sowohl in deren Leben als auch
in deren Haushalt gebracht. "Oft können diese Menschen nicht selbst
den Anfang finden. Wenn dann aber jemand da ist, der sie mitzieht,
mit ihnen einen Plan erarbeitet, kehren die Strukturen zurück.",
erklärt Frau Knoche diese typische ergotherapeutische Vorgehensweise.
Mit Ergotherapie den Alltag wieder meistern
Denn eines der zentralen Ziele in der Ergotherapie ist es, die
behandelten Menschen zu einem für sie passenden Alltag zurück zu
führen und somit die Grundlage für eine verbesserte Lebensqualität zu
schaffen. Und das geht manchmal sogar ganz schnell. Gerade bei den
Männern in den vierziger oder fünfziger Lebensjahren, die früh etwas
gegen ihre Depression unternommen haben, weiß die erfahrene
Ergotherapeutin von raschen Erfolgen aus ihrer Praxis zu berichten.
Manche Männer haben schon nach recht kurzer Zeit ihr seelisches Tief
überwunden, fühlen sich wieder lebendig und nehmen ihr Leben wieder
selbst, selbstbewusst und zielsicher in die Hand.
Informationsmaterial zu diesem und weiteren gesundheitlichen
Themen erhalten Interessierte bei den Ergotherapeuten des Deutschen
Verbandes der Ergotherapeuten e.V. (DVE). Diese sind über die
Therapeutensuche auf www.dve.info zu finden.
Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des DVE e.V.
Telefon: 033203 - 80026, E-Mail: a.reinecke@dve.info