Die Wirksamkeit des Früherkennungsprogramms für
Brustkrebs wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Ein Report aus
den Niederlanden dürfte das Thema erneut anfachen. Das unabhängige
Dutch Health Council veröffentlichte kürzlich einen Bericht, der im
Auftrag des Gesundheitsministers erstellt wurde. Auf dem Prüfstand
stand das vor rund 25 Jahren eingeführte niederländische
Mammographie-Screening. Ergebnis: Screening rettet jährlich 775
Frauen das Leben.
Besonderes Augenmerk legt die Untersuchung auf die
"Schaden-Nutzen-Relation". Denn neben dem Anteil verhinderter
Todesfälle an Brustkrebs fallen auch potenzielle Risiken der
Früherkennung ins Gewicht wie falsch-positiv Befunde, Überdiagnosen
und Intervallkarzinome. Nach eingehender Analyse kommen die Verfasser
des Reports zum Schluss, dass die Vorteile überwiegen. Sie sprechen
eine klare Empfehlung zur Fortführung und Weiterentwicklung des
Mammographie-Screenings aus.
Der Report zeigt für die Niederlanden: Um eine Frau retten zu
können, müssten 1200 Frauen gescreent werden. 23 von ihnen würden zu
einer weiteren Untersuchung wieder eingeladen. Bei 16 Frauen
bestätigt sich der Brustkrebsverdacht nicht. 7 bis 8 Frauen erhielten
jedoch die gesicherte Brustkrebsdiagnose. 5 von ihnen hätten keinen
gesundheitlichen Gewinn vom Screening wie eine weniger belastende
Behandlung der Erkrankung. Auf der anderen Seite stehe jedoch die
gewonnene Lebenszeit für die einzelne Frau. Demnach bedeute jedes
gerettete Leben auch 16,5 gewonnene "Lebensjahre".
Die Ergebnisse haben auch Bedeutung für das deutsche Programm.
Denn das qualitätsgesicherte Früherkennungsangebot hierzulande weist
große Ähnlichkeit mit dem des niederländischen Nachbarn auf. Beide
Staaten sind in punkto Qualität führend im europäischen und
internationalen Vergleich. Das zeigt sich beispielsweise in einer
hohen Brustkrebsentdeckungsrate bei gleichzeitig niedriger
Wiedereinbestellungsrate und der hohen "Treffsicherheit" in der
Diagnostik.
In beiden Ländern werden die Europäischen Leitlinien für die
Qualitätssicherung des Brustkrebs-Screenings umgesetzt. Prof. Dr.
Roland Holland von der EUREF, einem Gremium zur Zertifizierung von
nationalen Mammographie-Screening-Programmen, sagt: "Die bisherigen
Ergebnisse des deutschen bevölkerungsweiten
Mammographie-Screening-Programms sind sehr gut. Vergleichbar mit den
holländischen Ergebnissen wird ein ausgewogenes Verhältnis zwischen
einer hohen Entdeckungsrate früher Karzinomstadien und
falsch-positiver Befunde erreicht. Zusammen mit den guten
Therapiemaßnahmen in den Brustzentren werden diese Ergebnisse
langfristig zu einer Senkung der Brustkrebssterblichkeit führen
müssen. Leider steht bisher die Teilnahmerate hinter den Erwartungen
zurück. Eine Steigerung der Teilnahmerate wäre im Sinne einer
bundesweit qualitativ hochwertigen und kosteneffizienten
Brustkrebsversorgung wünschenswert."
"Wir fühlen uns in unserer Arbeit bestätigt. Die aktuellen Daten
aus dem deutschen Programm zeigen uns deutlich, dass wir einen
wichtigen Etappensieg im Kampf gegen den Brustkrebs erreicht haben.
Wir wollen Krebs bei möglichst allen teilnehmenden Frauen frühzeitig
entdecken, sie aber dabei so wenig wie möglich belasten", betont Dr.
Tatjana Heinen-Kammerer, Geschäftsstellenleiterin der
Kooperationsgemeinschaft Mammographie.
Die Daten aus dem deutschen Programm werden am 20. Februar 2014
auf dem 31. Krebskongress in Berlin und im Internet unter
www.mammographie-blog.de veröffentlicht.
Der Bericht des Dutch Health Council findet sich unter
http://ots.de/OnY3D
Hintergrund:
Kooperationsgemeinschaft Mammographie
Die Kooperationsgemeinschaft Mammographie ist in gemeinsamer
Trägerschaft von den gesetzlichen Krankenkassen und der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im August 2003 gegründet
worden. Ihre Aufgabe ist die Koordination, Qualitätssicherung und
Evaluation des deutschen Mammographie-Screening-Programms. 10,5
Millionen Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren haben einen
Anspruch auf eine zweijährliche Mammographie. Die Untersuchungen
werden seit 2009 flächendeckend von 96 Screening-Einheiten mit rund
400 zertifizierten Untersuchungsstandorten durchgeführt.
EUREF - European Reference Organisation for Quality Assured Breast
Screening and Diagnostic Services
EUREF ist eine europaweite Organisation. Ihr Ziel ist die
Förderung und Sicherstellung einer Brustkrebsfrüherkennung auf
qualitativ höchstem Niveau in Europa.
EUREF setzt sich für die Weiterentwicklung und Umsetzung der
Europäischen Richtlinien sowie für die Zertifizierung von
Mammographie-Screening-Programmen ein. Der Sitz der
Nonprofit-Organisation EUREF ist Nijmegen, Niederlande. Weitere
Informationen zu EUREF unter www.euref.org/organisation
Pressekontakt:
Corinna Heinrich | Pressestelle
Geschäftsstelle | Kooperationsgemeinschaft Mammographie
Goethestraße 85, 10623 Berlin
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Fax 030/3199851-88
E-Mail: cheinrich@koop-mammo.de
www.mammo-programm.de
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