Falsche Dosierungen sind der häufigste Fehler
bei der medikamentösen Behandlung von Kindern. "Fälschlicherweise
wird oft angenommen, dass nur Überdosierungen gefährlich wären. Aber
auch Unterdosierungen können schwerwiegende Folgen haben, etwa wenn
eine Erkrankung nicht ausreichend handelt wird oder sich bei
Antibiotika Resistenzen bilden", sagte Prof. Dr. Petra Högger beim
pharmacon, einem internationalen Fortbildungskongress der
Bundesapothekerkammer. Die Apothekerin lehrt Klinische Pharmazie an
der Universität Würzburg.
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Deshalb reicht es oft nicht
aus, die Dosierung für Erwachsene als Basis zu nehmen und die
entsprechende Dosis für Kinder nur anhand des Körpergewichts zu
verringern. Hinzu kommt, dass Kinder in der Entwicklung vom
Neugeborenen über das Kleinkind bis zum Kind unterschiedlich hohe
Dosierungen bezogen auf das Gewicht oder die Körperoberfläche
brauchen. Die Umrechnung auf eine altersgerechte Dosierung hängt auch
vom Lebensalter des Kindes ab: Bei einigen Wirkstoffen wie
Theophyllin gegen Atembeschwerden oder Digoxin gegen Herzerkrankungen
brauchen Kinder in einigen Altersstufen sogar höhere Dosierungen in
Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht als Erwachsene. Bei anderen
Arzneistoffen wie dem Beruhigungsmittel Diazepam brauchen
Kleinkinder, jeweils bezogen auf das individuelle Gewicht, hingegen
viel geringere Dosierungen als größere Kinder oder Erwachsene.
Högger: "Die Dosierungen, die Kinder brauchen, sind oft auch für Arzt
und Apotheker ungewohnt. Angaben wie Milliliter und Milligramm werden
leicht verwechselt. Daher sollten sie im therapeutischen Team nach
dem Vier-Augen-Prinzip verifiziert werden."
Die Eltern sollten immer in die Medikamentengabe einbezogen
werden. So sollten Arzneisäfte nicht mit einem Haushaltslöffel
abgemessen werden, da dies zu ungenau ist. Eine verbale Beratung
allein reicht oft nicht aus, um Eltern die korrekte Anwendung von
Medikamenten zu erläutern. "Am genauesten können Eltern einen
Arzneisaft dosieren, wenn sie zusätzlich zu einer ausführlichen
Beratung vom Apotheker Hilfsmittel erhalten und diese auch erklärt
bekommen", sagte Högger. Der Apotheker könne zum Bespiel das korrekte
Abmessen mit der Einwegspritze demonstrieren. Högger: "Ein positiver
Nebeneffekt: Viele Kinder finden es spannend, wenn ihre Eltern ihnen
einen Arzneisaft mit einer Einwegspritze - natürlich ohne Nadel - in
den Mund spritzen. Sie nehmen die Medizin dann leichter ein."
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