Bad Honnef - Das besondere am Praxisnetzwerk ist, dass es die Bevölkerung aus der gesamten rechtsrheinischen Region Bonn / Rhein-Sieg internistisch-onkologisch versorgt. Für Patienten/-innen aus der Region ist dies von großem Wert, denn es bedeutet Betreuung und Versorgung durch ausgewiesene Experten auf dem Gebiet der Krebstherapie.
Das Thema Objektivität ist bei diesem sensiblen Thema eine unabdingbare Voraussetzung für die ärztliche Tätigkeit. Der ausgezeichnete Ruf des Praxisnetzwerkes war Grund genug für Martina Ihrig, Kommunikationsberatung für Ärzte und Kliniken, das Praxisnetzwerk mit Dr. med. Helmut Forstbauer und Dr. med. Björn Schöttker als Referent für das 5. Medizin-Forum in Bad Honnef einzuladen.
Andrea Moersdorf, Inhaberin der Klinik- und Praxisberatung Moersdorf Consulting, führt das Gespräch mit Dr. med. Helmut Forstbauer.
Moersdorf Consulting:
Dr. Forstbauer – mit Ihren Worten: Für was steht das Praxisnetzwerk?
Dr. med. Helmut Forstbauer:
Wir sind eine internistische Facharztpraxis für Blut- und Krebserkrankungen (Hämatologie und Onkologie). Unsere Schwerpunkte sind systemisch, also im ganzen Körper wirksame Therapien (u.a. antihormonelle, aber auch Antikörper- und Chemotherapien) zur Behandlung verstreuter Krebszellen. Unser Ziel: Wenn der Tumor entfernt ist sicherstellen, dass nicht durch verstreute Krebszellen ein Rückfall auftritt!
Aber auch bei nicht mehr komplett zu operierendem Tumorleiden kann eine weitere Ausbreitung der Krebszellen durch solche Therapieverfahren oftmals verhindert oder zumindest hinausgezögert werden.
In bestimmten Situationen sind auch kombinierte Behandlungen zusammen mit den Strahlentherapeuten angezeigt, hier bestehen exzellente Kontakte zu den entsprechenden Fachärzten, diese z.T. aufwändigen Therapien können dank reibungsloser Zusammenarbeit „wie aus einer Hand“ angeboten werden.
Bei welchen Krebsarten welche Therapieverfahren zum Einsatz kommen erörtern wir Kollegen untereinander und überlegen dann gemeinsam mit dem Patienten, welches Vorgehen für ihn, seine Befindlichkeit und seine aktuelle Lebenssituation die Richtige ist.
Moersdorf Consulting:
Sie haben auf dem 5. Medizin-Forum in Bad Honnef der interessierten Öffentlichkeit in zwei Referaten wichtige Informationen an die Hand gegeben. Was ist Anlass für ein solches Engagement?
Dr. med. Helmut Forstbauer:
Mir war es wichtig die Entscheidungsprozesse bei der Frage, welche Therapie möglich und nötig ist, sichtbar zu machen und so Interessierte, Patienten, aber auch Angehörige umfassend aus erster Hand zu informieren.
In erster Linie sprachen wir über Brustkrebs – also konkret wie oben beschrieben – über die verschiedenen Therapieverfahren bei Brustkrebs und haben hier Neues aus der Forschung präsentiert.
Speziell haben wir auch die Frage nach der Notwendigkeit und Wirksamkeit von Chemotherapie bei Brustkrebs offen diskutiert.
Moersdorf Consulting:
Welche Patienten suchen Sie auf, also wer kommt zu Ihnen und sucht Ihren Rat und den Ihres Teams?
Dr. med. Helmut Forstbauer:
Zu uns kommen Patienten mit hämatologischen Erkrankungen, also Erkrankungen des blutbildenden Systems, die ja nicht operiert werden können. Hier ist ein sehr hoher Prozentsatz durch Chemo- bzw. auch Chemo-Strahlentherapie heilbar.
Darüber hinaus kommen Patienten mit Tumorerkrankungen der anderen Körperorgane wie Lunge, Darm, Brust und Prostata. Diese werden in der Regel operiert und anschließend stellt sich dann die Frage der Notwendigkeit weiterer, evt. vorbeugender Therapien.
Manchmal kann aber auch im Vorfeld einer OP mit einer Chemotherapie vorbehandelt werden. Die dann bereits angegriffenen Organe können dann oftmals organerhaltend operiert werden.
Patienten mit Enddarmkrebs erhalten heute eine kombinierte Therapie aus Chemo- und Strahlentherapie, erst dann folgt die Operation, und anschließend erfolgt nochmals eine Nachbehandlung mit Chemotherpaie.
Diese kombinierte Behandlung hat Vorteile für Patienten. Es gibt weniger Rückfälle und die OP kann fast immer kontinenzerhaltend durchgeführt werden.
Moersdorf Consulting:
Was konkret haben Sie auf dem 5. Medizin-Forum Ihren Zuhörern angeboten und wie war die Resonanz der Besucher auf dem Medizin-Forum?
Dr. med. Helmut Forstbauer:
Wir sind mit unseren Zuhörern ganz konkret die Entscheidungsprozesse durchgegangen, die zu einer vorbeugenden (adjuvanten) Chemotherapie führen oder auch nicht, hier am Beispiel Brustkrebs. Es wurde deutlich gemacht, dass es letztlich immer eine sehr individualisierte, direkt auf den Patienten zugeschnittene Therapie ist.
Dabei haben wir auch den Unterschied zwischen verschiedenen Therapiesituationen besprochen, also ob z.B. wir bei einem Patienten eine vorbeugend und damit möglicherweise heilende (kurative) Therapie durchführen oder ob eine fortgeschrittene, palliative Situation besteht. Palliative Therapien sind darauf ausgerichtet die Lebensqualität der Patienten so gut wie möglich zu erhalten. D.h. wir begleiten unsere Patienten beim Finden von Antworten auf beispielsweise die Frage: Wie kann ich trotz einer nicht mehr heilbaren Tumorerkrankung bestmöglich weiterleben? Wer kann mich unterstützen, wo finde ich Ansprechpartner? Dabei werden Therapieverfahren eingesetzt, die möglichst wenig Nebenwirkungen haben.
Bei einer vorbeugenden Therapie steht die Möglichkeit der Heilung ganz im Vordergrund, daher müssen hier evt. auch einige Nebenwirkungen akzeptiert werden.
Moersdorf Consulting:
Dr. Forstbauer, wie engagieren Sie sich noch für Patienten?
Dr. med. Helmut Forstbauer:
Wir informieren regelmäßig alle Interessierten, Betroffenen und Angehörige im Rahmen von Veranstaltungen. So präsentieren wir uns anlässlich unseres 10jährigen Praxisjubiläums am 12. September 2009 im Bürgerhaus in Troisdorf mit einer Veranstaltung direkt für Patienten.