ANGER. "Autofahren mit Herz" heißt das Motto der Oldtimerrallye "Edelweiß-Classic". Zum zehnjährigen Jubiläum der Benefizveranstaltung im vergangenen Jahr war die Spendenbereitschaft besonders groß. Es kam die Rekordsumme von 160.000 Euro zusammen. Das Geld überreichte Organisator Joachim Althammer wieder an Einrichtungen für behinderte Menschen im Berchtesgadener Land. Die Scheckübergabe fand am Donnerstag im neuen Erweiterungsbau der Pidinger Werkstätten in Anger statt.
Gleich drei Schecks hatte sich Joachim Althammer unter den Arm geklemmt. 10.000 Euro nahm stellvertretend Sabine Haase für den sozialpsychiatrischen Dienst in Bad Reichenhall entgegen. Dort werden im Tiroler Hof psychisch erkrankte Menschen aus dem gesamten Landkreis betreut, hauptsächlich ambulant, es stehen aber auch 18 stationäre Plätze zur Verfügung. "Psychische Erkrankungen gehen selten mit ausreichenden finanziellen Mitteln einher. Das Geld ist uns sehr willkommen, so können wir unsere Klienten am gesellschaftlichen Leben teilhaben lassen, sei es durch Kinobesuch oder Ausflüge. Außerdem benötigen wir für unsere kleinen Arbeitsprojekte immer wieder Werkzeuge", freute sich Sabine Haase über das Geld.
Auch Thomas Küblbeck von der regionalen offenen Behindertenarbeit der Lebenshilfe (rOBA) stand die Freude ins Gesicht geschrieben. "Ein Segen für uns", sagte er bei der Scheckübergabe. Mit dem Spendenbetrag von 25.000 Euro kann endlich die Anschaffung eines Kleinbusses mitsamt einer Rollstuhlrampe finanziert werden. "Wir haben flächenmäßig einen großen Landkreis zu betreuen und ein echtes Mobilitätsproblem. Die meisten unserer Klienten haben größtenteils ältere Eltern, die sie nicht mehr fahren können. Aber was hilft das schönste Freizeit- oder Bildungsangebote, wenn man keine Chance hat, hinzukommen."
Neue Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung
Der größte Anteil der Spendensumme kam mit 125.000 Euro den Pidinger Werkstätten zugute. Das Geld wird in den neuen Erweiterungsbau in Anger gesteckt, wo derzeit 50 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung entstehen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich "Dienstleistung", worunter Tätigkeiten wie Lebensmittelverpackung, Konfektionierung oder Abfüllung fallen. "Wir sind derzeit um etwa zehn Prozent überbelegt. Auf 220 Arbeitsplätze kommen 240 Beschäftigte. Mit dem Neubau können wir nicht nur die Überbelegung abbauen, sondern neue Plätze für die kommenden Jahre vorhalten", erklärte Hermann Seeböck, Geschäftsführer der Pidinger Werkstätten.
Das Grundstück in Anger wurde den Werkstätten von der PrivatBrauerei Wieninger auf Erbpacht überlassen. So habe man den Neubau, der rund 1,8 Millionen Euro kostet und zu Zweidrittel aus Eigenmitteln und Spenden finanziert werden muss, letztlich stemmen können, sagte Oswald Lerach, Vorsitzender der Lebenshilfe BGL. "Und dank der Unterstützung durch die Edelweiß Classic die für uns eine wertvolle Anschubfinanzierung bedeutet." Im Juni sollen die Bauarbeiten in Anger so weit abgeschlossen sein, dass eingezogen werden und im Juli der Betrieb starten kann. Die Spendenübergabe wurde am Donnerstag gleich mit einer kleinen Baustellenbesichtigung verbunden. Auch Pidings Bürgermeister Hannes Holzner und Landrat Georg Grabner waren als Gesellschaftervertreter der Pidinger Werkstätten mit von der Partie und zeigten sich begeistert über das neue, helle und mit 5.800 Kubikmeter umbauten Raum sehr großzügige Gebäude.
Rekordsumme dank edler Spenden
Für Joachim Althammer laufen die Vorbereitungen für die 11. Edelweiß Classic bereits auf Hochtouren. Sie wird vom 27. bis zum 29. Juni 2014 stattfinden. Als Ausgangspunkt wird wieder das Hotel Edelweiss in Berchtesgaden dienen. Von dort soll es über Bad Reichenhall ins salzburgische Mattsee gehen. Auch der Besuch der Montagehalle in der Lokwelt Freilassing steht auf dem Programm, wie Althammer verriet. Er ist nicht nur Organisator und Veranstalter der Benefizveranstaltung, er hatte vor nun mehr elf Jahren auch die Idee, geistig behinderte Menschen im Berchtesgadener Land zu unterstützen. Mit der Willi Althof Stiftung hat Althammer seit 2010 einen finanzstarken Partner an der Seite. Nur dank dessen Hilfe konnte die Rekordsumme von 160.000 Euro erreicht werden. Am Donnerstag war Eberhard Nowak extra aus München angereist. Als Geschäftsführer vertritt er die Stiftung des ehemaligen Modemachers aus München und ist zudem selbst begeisterter Oldtimer-Fan.
Rund 20.000 steuerte Hubert Färber aus Bad Reichenhall zur Jubiläumsausgabe bei. Er stellte das Käfer-Cabrio seines verstorbenen Vaters für eine Versteigerung zur Verfügung.
Pidinger Werkstätten GmbH der Lebenshilfe BGL,
Hirschloh 1 + 3; 83451 Piding
Geschäftsführer: Hermann Seeböck,
Telefon: 49 8651 960 0
www.pwlh.de
Bildunterschrift:
160.000 Euro wurden an drei soziale Einrichtungen im Landkreis überreicht (v.l.): Oswald Lerach, Hubert Färber, Joachim Althammer, Eberhard Nowak, Herman Seeböck Thomas Küblbeck, Sabine Haase, Landrat Georg Grabner und Hannes Holzner
Bildrechte: Pidinger Werkstätten
Bildrechte: Pidinger Werkstätten