Lorsch (11.02.2014) - Die neue Bundesregierung sollte umgehend Maßnahmen gegen Lieferengpässe bei Impfstoffen ergreifen, wie sie es im Koalitionsvertrag angekündigt hat, fordert Dr. Marcus Krämer, Leiter der A1-Versandapotheke aus Lorsch : "Rabattverträge führen jedes Jahr aufs Neue zu Produktionsausfällen, Lieferproblemen und Chaos bei der Impfstoffversorgung. Aktuell drohen Lieferengpässe bei Masern, Mumps, Windpocken und Röteln. Die Politik muss schleunigst gegensteuern und zusätzlich Maßnahmen gegen die zunehmende Trivialisierung der Infektionskrankheiten und die Impfmüdigkeit der Bevölkerung ergreifen", so Krämer.
Er lobte den Vorstoß des gesundheitspolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Jens Spahn, der sich in der Berliner Morgenpost gegen die Rabattverträge ausgesprochen hatte. "Das bisherige Verfahren befördert die Monopolisierung auf dem Impfstoffmarkt und macht das ohnehin fragile System deutlich störanfälliger - die häufigen Lieferengpässe und die aktuellen Ausfälle sind dafür der beste Beleg", zitierte die "Berliner Morgenpost" den Gesundheitspolitiker am 3. Februar 2014.
Hintergrund der politischen Debatte ist die Ankündigung großer Arzneimittelhersteller, die erneut Lieferschwierigkeiten bei mehreren Impfstoffen, etwa dem Kombi-Impfstoff gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Polio, gemeldet haben. Auch beim Vierfach-Impfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken bestehen noch für Monate Engpässe.
"Impfungen sind die mit Abstand wirksamste Form der Prävention von Infektionskrankheiten. Sie verhindern seit Jahrzehnten schwerwiegende - zum Teil tödlich verlaufende - Krankheiten", erklärt der Fachmann. Und er führt weiter aus: "Wir haben uns diesen medizinischen Fortschritt über Jahrzehnte erarbeitet und waren froh Volksseuchen ausgerottet zu haben. Nun setzt eine absurde Sparpolitik alles aufs Spiel." Es sei erschreckend, dass die Politik nicht alles daran setze, die Impfstoffversorgung wieder auf ein hohes Niveau zu heben. So habe das Robert-Koch-Institut in Berlin zum Beispiel festgestellt, dass es im Jahr 2011 bei Kleinkindern eine Impflücke gegen Masern von bis zu 14 Prozent gab. Das reiche aus, damit Viruserkrankungen eine neue Runde einlegen können. Masern und andere Infektionskrankheiten hätten dank der Impfung ihren Schrecken verloren, was fatale Folgen für die ungeimpften Personen haben könne.
Da es seit Einführung der Rabattverträge immer wieder zu Lieferschwierigkeiten komme, würden die Rabattverträge regelmäßig bei derartigen Problemen ausgesetzt, wie aktuell in Baden-Württemberg. Nach Krämer zeigt dies, dass Rabattverträge sich für diese komplexen und schwierig herzustellenden Arzneimittel nicht eignen. Weit sinnvoller sei es, ganz auf die Rabattverträge zu verzichten und aktiv gegen die zunehmende Impfmüdigkeit der Bevölkerung vorzugehen.
Lieferengpässe ließen sich nicht auf die Schnelle beheben: "Erhält ein Hersteller den Rabattvertrags-Zuschlag, produzieren die anderen Hersteller entsprechend weniger Impfstoffe. Daher können Ausfälle nicht ohne weiteres durch andere Anbieter ausgeglichen werden", erklärt er. Zudem hätten die Rabattverträge und andere Maßnahmen bereits dazu geführt, dass die Preise erheblich gesenkt, teilweise sogar halbiert worden seien. Damit sei das Sparziel der Krankenkassen und der Bundesregierung erreicht. Nun gelte es den Nutzen der Impfstoffe für alle Menschen sicher zu stellen und aktiv zu kommunizieren.