Ein nicht ganz neuer Streit um die rezeptfreie
Abgabe der "Pille danach" ist in Deutschland entbrannt.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ist gegen diese
Freigabe, was Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen
Landesärztekammer (BLÄK), unterstützt. Aus Kaplans Sicht sind ein
"unkomplizierter, schneller und diskriminierungsfreier Zugang" zu dem
Verhütungsmittel und eine ärztliche Beratung am besten gewährleistet,
wenn es bei der Verschreibungspflicht bleibt, erklärte Kaplan. Zugang
und Beratung sind durch Sprechstunde und Bereitschaftsdienst rund um
die Uhr gesichert.
Der Präsident stellt sich damit explizit gegen die Auffassung
einiger Experten und Politiker, eine Verschreibungspflicht für das
Präparat auf Basis des Wirkstoffes "Levonorgestrel" aufzuheben. "Die
Pille bedeutet einen gravierenden Eingriff in den Hormonhaushalt,
daher brauchen betroffene Frauen eine kompetente Beratung durch einen
Arzt", so BLÄK-Vizepräsidentin Dr. Heidemarie Lux. Es handle sich um
ein Notfallmedikament mit Nebenwirkungen. Zu diskutieren seien stets
auch die Wirksamkeit und Verträglichkeit. So gelte es beispielsweise
das Thromboserisiko der Frau abzuklären und auf Nebenwirkungen
hinzuweisen. Mit der bloßen Abgabe der "Pille danach" sei es zudem
nicht getan. Eine Beratung über Kontrazeptionsmöglichkeiten gehöre
immer dazu.
Kaplan bezweifelt ernsthaft, ob eine Apotheke im Nacht- und
Notdienst die Patientinnen kurzfristig, inklusive der notwendigen
Beratung, versorgen könne. "Wie wollen Apotheker nachts bei der
Abgabe über ein Fenster die Risikoabklärung durchführen, die
Verantwortung dafür übernehmen, dass das Medikament nicht
missbräuchlich angewendet wird und eine Beratung über
Empfängnisverhütung leisten", hinterfragt Bayerns Ärztechef.
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