Kinder müssen die Pflege ihrer Rabeneltern
bezahlen, urteilte jetzt der BGH. Pfleger gestehen: "Wir haben Fehler
gemacht". Der Personalmangel in der Pflege ist dramatisch. Die
Debatte um Qualität und inanzierung der Pflege ist neu entbrannt.
Gäste:
Siegfried Rauch, Schauspieler
Marlene Keilhack (holte Ehemann aus dem Pflegeheim zurück) Heiko
Rutenkröger (Altenpfleger) Karl-Josef Laumann, CDU
(Pflegebeauftragter der Bundesregierung) Anette Dowideit
(Journalistin)
Siegfried Rauch
"Pflege im Heim ist und bleibt eine bezahlte Ersatzhandlung", sagt
der Fernseh-Star ("Traumschiff", "Der Bergdoktor"). Als seine Mutter
pflegebedürftig wurde, holte Siegfried Rauch sie zu sich nach Hause.
"Wir hatten uns zwei Heime angeschaut und gesagt: Das hat die Mama
nicht verdient"." Ein Jahr pflegte sie der Schauspieler zusammen mit
seiner Frau, wickelte und fütterte sie. "Das war schon eine harte
Zeit, aber auch eine schöne. Wenn man den Eltern am Ende ihres Lebens
etwas zurückgibt, ist das sehr bereichernd".
Marlene Keilhack
Fünf Jahre hatte die Bremerin ihren demenzkranken Ehemann zu Hause
gepflegt, bis sie ihn ins Pflegeheim gab. Doch die Zustände dort
waren "einfach unvorstellbar", erzählt Marlene Keilhack. Er sei im
Heim mit Medikamenten außer Gefecht gesetzt worden. Als ihr Mann auch
in einem zweiten Heim sediert und vernachlässigt wurde, gründete sie
mit anderen Angehörigen eine Demenz-WG. "Da blühte er noch einmal
richtig auf", sagt Marlene Keilhack. Ihre Klage gegen das erste
Pflegeheim auf Schmerzensgeld gewann sie.
Heiko Rutenkröger
"Ich ließ eine Patientin einsam sterben" ("Bild"). Das Bekenntnis
des examinierten Altenpflegers stieß auf viel Respekt. Heiko
Rutenkröger, der seit 20 Jahren pflegebedürftige Menschen betreut,
machte in seinen Augen einen großen Fehler, als er eine fast
90-Jährige Patientin nach der üblichen ambulanten Pflege allein ließ.
"Ich habe sofort gemerkt, dass sich die alte Dame anders verhielt,
aber nichts unternommen". Die Parkinsonkranke starb in der Nacht. Der
Tod wäre nicht zu verhindern gewesen. "Ich hätte aber die Angehörigen
benachrichtigen sollen, damit sie sich verabschieden können", sagt
der 44-Jährige, der sich für einen offenen Umgang mit Fehlern
einsetzt.
Karl-Josef Laumann
"Kinder haben Unterhaltspflichten für ihre Eltern und das will ich
auch nicht abschaffen", stellt der neue Pflegebeauftragte der
Bundesregierung klar. Bevor der Staat einspringe, müsse die Familie
für die Pflegekosten herangezogen werden, so der CDU-Sozialpolitiker.
Der größte Teil der Pflegebedürftigen werde ohnehin Zuhause betreut.
"Die Familie ist und bleibt sehr wichtig bei der Pflege", sagt der
Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium.
Anette Dowideit
Mit Psychopharmaka ruhiggestellt, zu wenig Personal im Pflegeheim,
abgezockt statt gepflegt: "Pflegeskandale sind keine Einzelfälle, das
Pflegesystem produziert sie geradezu", sagt die "Welt"-Journalistin.
In ihrem Buch "Endstation Pflegeheim" beschreibt Anette Dowideit
schockierende Missstände in der deutschen Pflege. Die Schuldigen
seien dabei nicht die Pfleger, denn wie die Opfer falscher Pflege
litten sie unter Zeit- und Kostendruck. "Der Pflegeindustrie geht es
um Profit und die Politik schaut lieber weg", meint die
Pflegeexpertin.
"Menschen bei Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der
ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.
Redaktion: Hans-Georg Kellner
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