fit und munter - Schon gewusst? 10 Prozent war gestern! / Der Schulranzen darf ruhig schwerer sein

fit und munter

Schon gewusst? 10 Prozent war gestern! / Der Schulranzen darf ruhig schwerer sein


"Der Schulranzen darf höchstes zwischen zehn und
zwölf Prozent des eigenen Körpergewichts wiegen." Was früher als
Richtwert für Rucksäcke und Ranzen galt, ist laut Experten heute
längst überholt. Trotzdem werden jedes Jahr immer wieder Stimmen in
den Medien laut, die dieses Gerücht streuen. Doch welches Gewicht ist
denn nun die Höchstgrenze? Und welche weiteren Kriterien sollte ein
idealer Schulranzen erfüllen? Die Aktion Gesunder Rücken e. V. (AGR)
informiert.

Kurz vor Schulstart bewegt kaum ein anderes Thema Eltern,
Großeltern und Erziehungsverantwortliche so sehr wie die Fragen nach
dem "richtigen" Schulranzen bzw. Schulrucksack. Und Klärungsbedarf
gibt es reichlich: Welcher ist für unser Kind am besten geeignet?
Welches Gewicht kann ich dem heranwachsenden Rücken wirklich zumuten?
Und die wichtigste Frage für die ABC-Schützen in spé: Wie soll er
aussehen?

Wer bei der Anschaffung nichts falsch machen möchte, sollte sich
an Ratschlägen von Experten orientieren. Und diese wissen genau: Die
Empfehlungen für ein Tragegewicht, das zehn bis zwölf Prozent des
Körpergewichts nicht überschreiten sollte, sind völlig veraltet. Sie
resultieren aus einer wissenschaftlichen Fehlinterpretation. Dr.
Dieter Breithecker, Leiter der Bundesarbeitsgemeinschaft für
Haltungs- und Bewegungsförderung in Wiesbaden, klärt auf: "Die
Empfehlung von zehn Prozent stammt aus der Zeit vor dem Ersten
Weltkrieg. Sie bezog sich darauf, wie schwer der Tornister eines
Rekruten sein durfte, damit bei Langzeitbelastungen keine muskulären
Ermüdungen auftraten." Mit Langzeitbelastung waren aber Märsche ab 20
Kilometern gemeint. Heutzutage haben Schulkinder nicht annähernd so
einen langen Schulweg, weshalb diese Regel gar nicht auf sie
zutrifft. "Diesen Wert auf Ranzen und Schulkinder anzuwenden, ist
völlig unrealistisch", kritisiert Breithecker. Auch die "Kid-Check
Studie" der Saarland-Universität bestätigt das. Die Forscher kamen zu
dem Ergebnis, dass nicht alle Kinder pauschal über einen Kamm
geschert werden können. So gibt es Kinder die sich erst dann
anstrengen müssen, wenn der Ranzen 1/3 des Körpergewichts wiegt.
Schwächere Kinder weisen aber schon bei 12 % Tragegewicht Anzeichen
einer Überbelastung auf. Individuelle Faktoren sollten unbedingt
berücksichtigt werden. Das können z. B. die Belastungsverträglichkeit
(Kraft und Koordinationsleistung), Belastungsdauer, ergonomische
Qualität des Schulranzens/ Schulrucksacks, individuelles
Trageverhalten und weitere sogenannte Risikofaktoren wie
beispielsweise die Häufigkeit des Sitzens sein. "Auch wenn nach
aktuellen Erkenntnissen der Ranzen etwas schwerer sein darf, sollte
man nicht versäumen darauf zu achten, unnötiges Gewicht im Ranzen zu
vermeiden. Für den Ranzenkauf ist es jedoch wichtig zu wissen, dass
nicht immer der leichteste Ranzen auch automatisch der Beste ist" so
Detlef Detjen vom Vorstand der Aktion Gesunder Rücken e. V. (AGR).

Worauf es beim Schulranzen/ -rucksack ankommt

Solange sich das Haltungs- und Bewegungssystem noch in der
Entwicklung befindet, sollte grundsätzlich von einer besonderen
Empfindlichkeit gegenüber Fehlbelastungen ausgegangen werden. Umso
wichtiger ist es, schon im Kindesalter auf ergonomische
Alltagsgegenstände wie Schulranzen Wert zu legen. Wichtige
Anforderungen sind z. B. ein ergonomisch geformtes, rutschfestes
Rückenteil, das sich der natürlichen Form der Wirbelsäule anpasst.
Achten Sie beim Kauf auch darauf, ob der Ranzen eng am Körper
anliegt. Sitzt er vielleicht zu hoch oder zu niedrig? Gut gepolsterte
Tragegurte, die mindestens vier Zentimeter breit und verstellbar sein
sollten, erhöhen ebenfalls den täglichen Tragekomfort. Schwere
Inhalte, wie Bücher, sollten in körpernahen Fächern verstaut werden
können. Weitere wichtige Tipps und Hinweise sowie Kriterien für einen
rückenfreundlichen Schulranzen gibt es im Internet unter
www.agr-ev.de/schulranzen

Die AGR hat es sich seit ihrer Gründung 1995 zur Aufgabe gemacht,
ein Bewusstsein für die Bedeutung rückengerechter Verhältnisse zu
schaffen und dadurch Haltungsschäden und Rückenschmerzen zu vermeiden
- auch bzw. besonders für Kinderrücken. Neben aktiver
Aufklärungsarbeit zeichnete die AGR unter anderem besonders
rückenfreundliche Schulranzen und Schulrucksäcke der Hersteller
Coocazoo, Die Spiegelburg, Sammies by Samsonite und Step by Step mit
dem Gütesiegel "geprüft & empfohlen" aus.



Pressekontakt:
Aktion Gesunder Rücken e.V.
Detlef Detjen
04284/ 926 99 90
Detlef.Detjen@agr-ev.de
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