Vorbereitung
„Die beste Vorbereitung auf das Wandern ist das ganze Jahr über regelmäßig Sport zu treiben. Mit einer Frequenz von zwei Mal die Woche dreißig bis vierzig Minuten wird eine Grundlagenausdauer antrainiert. Fahrradfahren und Rollerbladen ist am besten geeignet, denn bei diesen Bewegungen wird die Knorpelernährung im Kniegelenk gefördert und es kommt seltener zu Schmerzen“, erläutert Flock, der vor einem Jahr noch auf einem der höchsten und zugleich kältesten Gipfel der Erde, dem Mount McKinley 6194 m ü. M. in Alaska, stand. Mit der Bewältigung feierte er gleichzeitig den Erfolg, als erster Bayer die Seven Summits, die jeweils höchsten Berge der sieben Kontinente, bezwungen zu haben – ein weltweiter Bergsteiger-Grand-Slam. Für ihn hat es einen Zeitraum von 13 Jahren in Anspruch genommen, um die Gipfel „zu sammeln“. Nicht zuletzt deshalb, weil eine Tour mit einer Vorbereitungszeit von bis zu zwei Monaten vor Ort und sechs bis neun Monaten zu Hause verbunden ist.
Bergsteigerknie
„Weiß man wie die Schmerzen im Knie bei bestimmten Belastungen entstehen, versteht man auch woher der Begriff ‚Bergsteigerknie‘ kommt“, erklärt der Kniespezialist. „Beim Runterlaufen oder -springen entsteht ein starker Anpressdruck der Kniescheibe in das gegenüberliegende Gleitlager. Zustande kommt er durch das Umleiten der Bremskräfte über die Kniescheibe und den Muskelzug der Oberschenkelmuskulatur. Verstärkt wird der Vorgang durch das Körper- und Rucksackgewicht – je schwerer das Gewicht, umso höher der Druck. Die Konsequenz von Überlastungen, insbesondere in der Kombination mit einer zu kleinen Kniescheibe, einem zu flachem Gleitlager oder einer Achsenfehlstellung: Der Knorpel wird angeraut, im schlimmsten Fall ist keiner mehr vorhanden. Es fehlt also der ‚Stoßdämpfer‘, dadurch entstehen die Beschwerden. Eine gut trainierte Beinmuskulatur fängt beim Bergabgehen Druckkräfte ab, deshalb ist Training so wichtig.“
Leiden sportlich aktive Menschen trotzdem darunter, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit schon ein Knorpelschaden vorhanden. Bei anderen sind Schmerzen nur die Vorboten oder schon die Erscheinungen von Abnutzungen. Sobald im Knie bei bestimmten Belastungen Schmerzen auftreten – wenn auch nur temporär –, sollte daher ein Orthopäde aufgesucht werden. Mit modernen Therapien, beispielsweise zur Verbesserung des Knorpelstoffwechsels, können Spätfolgen wie die Arthrose vermieden oder zumindest um Jahre hinausgezögert werden. Nach Knorpelersatztransplantationen kann man heute zwar wieder dauerhaft ein aktives Leben führen, aber es ist ein langwieriger Prozess. Am OFZ werden sie mit körpereigenen Zellen durchgeführt. Dies ist die Methode mit den besten Heilungschancen, trotzdem können von der Diagnose über den Eingriff bis zur vollständigen Genesung sechs bis zwölf Monate vergehen.
Bei Abnutzungserscheinungen, nach Operationen oder zur Prävention sollten Maßnahmen getroffen werden. Gewichtsreduzierung, regelmäßige Bewegung und – nach orthopädischen Maßstäben – richtig Sport betreiben gehören dazu.
Gelenkschonendes Wandern
Beim Bergabgehen ist anzuraten Stöcke einzusetzen, da sie bis zu einem Drittel des Gewichtes abfangen – am besten eigenen sich Teleskopstücke. Auf flachem Gelände sind sie jedoch überflüssig. „Um das Knie zu schonen ist es ratsam, den eigenen Leistungsanspruch zugunsten der Gesundheit herunterzuschrauben und Touren zu wählen, die eine Rückkehr in das Tal mit der Bergbahn ermöglichen“, so Flock.
Bei leichtem Gelände wie Wiesenuntergrund sollte man den Fuß richtig abrollen und bei schrägem Gelände setzt man die Kante des Fußes ein. Grundsätzlich gilt: Je steiler, desto kleinere Schritte. Beim Aufwärtsgehen sollte darauf geachtet werden, sich weder zu steif noch zu gebeugt zu bewegen. Am besten sind leicht gebeugte Knie und ein ruhiger und langsamer Rhythmus beim Gehen. Was die Schuhe anbelangt, reichen für eine flache Wanderung auf festen Wegen halbhohe, stabile – wer ins Gelände geht, sollte knöchelhohe wählen, die vor Verstauchungen des Sprunggelenks schützen.
Auf dem Rücken
Ein Wanderrucksack sollte leicht und stabil sein und über ein gutes Tragesystem mit Hüftgurt verfügen, damit das Gewicht auf die unteren Extremitäten und das Becken übertragen wird. Fehlt er, geht das Gewicht auf die Wirbelsäule. Verspannungen der Hals- und Nackenmuskulatur sind die Folge. Das gilt auch für Kraxenträger: Sie müssen darauf achten, dass die Tragehilfe auf dem Becken aufsitzt, um Überlastungen zu vermeiden. Packregeln für den Rucksack: Schweres wie die Wasserflasche gehört nach unten und nahe an die Wirbelsäule, die Regenjacke obendrauf, die Stöcke griffbereit außen befestigten.
Sport nach Operationen
„In den vergangenen fünf Jahren hat die Orthopädie noch einmal große Fortschritte im Bereich des Gelenkersatzes und der Knieknorpelbehandlung gemacht“, berichtet Flock aus der Praxis über die verschiedenen Fachgebiete des leitenden OFZ-Ärzteteams. „Am Orthopädischen Fachzentrum in Weilheim waren wir die ersten in Süddeutschland, die Knieknorpelersatzoperationen aus körpereigenen Zellen durchgeführt haben. Weiterhin haben wir beste Erfahrungen mit minimalinvasiven Gelenkersatzoperationen an Schulter, Knie und Hüfte gemacht. Diese sind im Verhältnis zu früheren Eingriffstechniken weitaus schonender und führen daher schneller zur Genesung – und zurück zum Aktivleben. Natürlich hat sich auch die Qualität der Prothesen weiterentwickelt. Unsere neue Praxisniederlassung in Starnberg wird von Alexander Waizenhöfer geleitet, zu dessen Fachgebiet minimalinvasive Schmerzbehandlungen an der Wirbelsäule gehören – ein weites wie wichtiges Feld in der Orthopädie. Für komplizierte Infiltrationstechniken stehen dort Geräte zur Verfügung, die ansonsten nur in größeren medizinischen Einrichtungen vorkommen.“