Berlin, 27.02.2014 - Statement des Präsidenten der
Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:
"Die Funktionäre der Krankenkassen sind schnell und laut, wenn es
darum geht, von eigener Untätigkeit abzulenken. Krankenkassen sind
Teil der gemeinsamen Selbstverwaltung und tragen in erheblichem Maße
die Verantwortung dafür, dass das Gesundheitswesen mehr und mehr zu
einer Gesundheitswirtschaft degeneriert. Durch Überbetonung von
Wettbewerb und Verbürokratisierung tragen sie maßgeblich
Verantwortung dafür, dass die Attraktivität des Arztberufes
dramatisch gesunken ist, gerade bei jungen Leuten, gerade auch auf
dem Land.
Wer immer noch versucht, mit der absoluten Zahl an Ärztinnen und
Ärzten den Versorgungsmangel in Klinik und Praxis wegzureden, der hat
die Zeichen der Zeit einfach nicht erkannt. Mittlerweile müsste auch
dem letzten Kassenfunktionär klargeworden sein, dass die tatsächlich
zur Verfügung stehenden Arztstunden im Verhältnis zum gestiegenen
Behandlungsbedarf entscheidend sind.
Es ist von den Krankenkassen illusorisch anzunehmen, dass die
nächste Ärztegeneration weiterhin unbegrenzt unbezahlte Überstunden
leistet. Hier bedarf es dringend gemeinsamer Anstrengungen, die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Hier sind
insbesondere auch die Kommunen aufgefordert, die notwendigen
infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen.
Die seit Jahren sich abzeichnende Abwanderung junger
Medizinabsolventen in andere Berufsfelder ist nur zu stoppen, wenn
die Attraktivität des Arztberufes nachhaltig gesteigert werden kann.
Mit ewig gestrigen Neidkampagnen der Krankenkassen über vermeintlich
hohes Einkommen auf "Rekordniveau" ist das allerdings nicht zu
erreichen.
Wir fordern die Krankenkassen auf, endlich ihrer Verantwortung
gerecht zu werden und ihren gesundheitspolitischen Beitrag zu leisten
für eine bessere Versorgung der Patienten sowie zur Steigerung der
Attraktivität des Arztberufes. Billige Polemik haben wir genug
gehört."
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