Der Bundesverband Praktizierender
Tierärzte (bpt) wehrt sich gegen den öffentlichen Vorwurf des
Bundesverbands Deutscher Chirurgen (BDC), die bedenkliche
Resistenzlage in der Humanmedizin sei eine Folge des
Antibiotikaeinsatzes in der Tiermast und Landwirte wie auch Tierärzte
seien Überträger resistenter Bakterien. Nach Auffassung des bpt
sollten Mediziner das besser wissen und nicht wiederkäuen, was
Nichtfachleute der Öffentlichkeit vorgaukeln. Schuldzuweisungen, die
den Stand der Wissenschaft außer Acht lassen und obendrein die eigene
Verantwortung verschweigen, sind nicht zielführend im Kampf gegen
Antibiotikaresistenzen. Darauf verweist bpt-Präsident Dr.
Hans-Joachim Götz in einem persönlichen Schreiben an BDC-Präsdent,
Prof. Dr. Hans-Peter Bruch. Gleichzeitig appelliert er an den BDC und
die Vertreter der Ärzteschaft sich gemeinsam mit den Tierärzten im
Sinne des AMR-Aktionsplans der EU-Kommission und der Deutschen
Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) für einen restriktiven Einsatz
von Antibiotika gemäß Leitlinien einzusetzen und im gemeinsamen
Dialog effektive Lösungen zu entwickeln.
Resistenzen entstehen üblicherweise dort zuerst, wo entsprechende
Wirkstoffe zur Anwendung kommen. Der Vorwurf, dass die zum Teil
bedenkliche Resistenzlage in der Humanmedizin eine Folge der
antibiotischen Behandlungen von Tieren ist, wird schon durch die
Studien des Wissenschaftlichen Instituts der AOK widerlegt. Danach
ist mindestens jedes zweite in der Humanmedizin eingesetzte
Antibiotikum ein so genanntes Reserveantibiotikum, das eigentlich nur
zum Einsatz kommen sollte, wenn Standardantibiotika keine Wirkung
mehr zeigen. Im vergangenen Jahr stellte das Nationale
Referenzzentrum für gramnegative Krankenhauserreger überdies einen
deutlichen Anstieg von Erregern fest, die gegen Reserveantibiotika
aus der Klasse der Carbapeneme resistent sind. Carbapeneme sind
häufig letztes Mittel der Wahl bei Infektionen des Menschen mit
multiresistenten gramnegativen Keimen. Die Verwendung dieses
Reserveantibiotikums ist nach Informationen des Bundesinstituts für
Risikobewertung in den letzten Jahren vor allem in Krankenhäusern
deutlich angestiegen. Für die Anwendung bei Nutztieren ist es
dagegen, wie viele andere Reserveantibiotika aus der Humanmedizin,
gar nicht zugelassen. Tierärzte dürfen humanmedizinische Präparate
nicht umwidmen und nur die für Nutztiere zugelassenen Wirkstoffe
einsetzen. Gemäß den Zahlen des Deutschen Instituts für Medizinische
Dokumentation und Information (DIMDI) aus 2012 zählen nur zwei
Prozent der in der Tiermedizin eingesetzten Antibiotika zu den
Reserverantibiotika.
"Durch das klare Bekenntnis des bpt zu dem zum 1. April in Kraft
tretenden 16. Gesetz zur Änderung des Arzneimittelgesetze (16.
AMG-Novelle) und die Unterstützung des von der Wirtschaft getragenen
QS-Antibiotikamonitorings leistet unser Verband bereits einen
maßgeblichen Beitrag zur Transparenz beim Antibiotikaeinsatz in der
Tierhaltung. Auf Grundlage der neu gewonnenen Daten müssen wir dann
über eine im Sinne des Tieres verantwortbare Antibitotikareduktion
diskutieren", erklärt bpt-Präsident Götz. Wichtig sei seiner Meinung
nach aber auch, dass Human- und Veterinärmedizin künftig mehr an
einem Strang ziehen müssen, will man das Resistenzproblem langfristig
in den Griff bekommen.
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