Krebs entdecken, bevor er ausbricht - was
wie eine Zukunftsvision klingt, könnte aufgrund der Entdeckung eines
Forscherteams aus Ontario, Kanada, bald Realität werden.
Wissenschaftler unter der Leitung von Dr. John Dick vom Princess
Margaret Cancer Centre in Toronto haben präleukämische Stammzellen
entdeckt, die als Auslöser des Blutkrebses AML (akute myeloische
Leukämie) gelten. Dank der Entdeckung soll es möglich werden,
Diagnosen früher zu stellen, zu intervenieren bevor sich AML
entwickeln kann und die Remission besser zu überwachen.
Gegebenenfalls soll mit Hilfe einer speziellen Therapie einem Rezidiv
vorgebeugt werden. Ziel ist es, die Entwicklung personalisierter
Krebsmedizin weiter voranzutreiben.
AML hat - das belegen die aktuellen Forschungsergebnisse - seinen
Ursprung in Stammzellen im Knochenmark. Bei 25 Prozent der
AML-Patienten bringt eine Mutation im Gen DNMT3a leukämische
Stammzellen dazu, sich wie normale hämatopoetische Stammzellen zu
entwickeln, dann aber abnormal zu wachsen. Diese Zellen überstehen
die Chemotherapie und lassen sich während der Remission im
Knochenmark nachweisen. Dort bilden sie ein Zellreservoir, das
weitere Mutationen bilden kann und schließlich zum Rezidiv führt.
Das Team um Dr. Dick führte Genomanalysen von mehr als 100
Leukämiegenen durch. "Normalerweise geht man bei einem Rezidiv davon
aus, dass die Chemotherapie nicht alle vom Krebs betroffenen Zellen
zerstört hat", sagt Dr. Dick. "Unsere Studie zeigt, dass eine
Chemotherapie in manchen Fällen tatsächlich AML beseitigt -
allerdings nicht die präleukämischen Stammzellen, die eine erneute
AML-Entwicklung und somit ein Rezidiv auslösen können."
Dr. Dick ist Senior Scientist am Princess Margaret Cancer Centre,
das Teil des University Health Networks (UHN) in Ontario ist, sowie
Professor in der Abteilung für Molekulargenetik der University of
Toronto. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt er sich mit der Frage,
wie Zellprozesse ablaufen, die für das Tumorwachstum verantwortlich
sind. In diesem Zusammenhang untersucht Dr. Dick die Zusammenhänge
zwischen genetischen und nicht-genetischen Determinanten für die
Entstehung von Krebs. Er gilt als Pionier der
Krebsstammzellen-Forschung, beispielsweise identifizierte er 1994
Leukämie-Stammzellen sowie 2007 Darmkrebs-Stammzellen.
Die Forschungsarbeit zu präleukämischen Stammzellen wurde unter
anderem von der kanadischen Bundesregierung bezuschusst sowie von der
Provinzregierung von Ontario, die rund 17,8 Millionen Euro (27
Millionen kan. Dollar) über das Cancer Stem Cell Program des Ontario
Institute for Cancer Research beisteuerte.
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