Initiativen, Parteien und Verbände aus der gesamten
Bundesrepublik fordern die Politik auf, den Wunsch der übergroßen
Bevölkerungsmehrheit nach einer Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium
zu respektieren
1. Erklärter Willen der Bevölkerungsmehrheit gegen G8 und für mehr
Zeit für Bildung
Bundesweit spricht sich in allen Meinungsumfragen eine breite
Bevölkerungsmehrheit zwischen 70 und 90 Prozent gegen G8 und für G9,
also für das Abitur nach 13 Schuljahren aus. Dies zeigte sich auch
vor wenigen Tagen bei einer großen bundesweiten Erhebung des
Forsa-Instituts im Auftrag der Zeitschrift "Stern". Selbst in einigen
neuen Bundesländern existiert keine Mehrheit für G8 mehr. Die
Akzeptanz der Schulzeitverkürzung hat sich nach der Einführung in den
alten Bundesländern vor rund zehn Jahren nicht verbessert, sondern
ständig verschlechtert.
2. Kein einziges pädagogisches Argument für G8 vorhanden!
Es rächt sich jetzt, dass bei Einführung von G8 nicht
pädagogische, sondern lediglich ökonomische Argumente zählten. Aber
selbst diese haben sich als falsch herausgestellt. Die Schülerinnen
und Schüler gewinnen kein Jahr, sondern haben wertvolle Bildungszeit
verloren. Die Inanspruchnahme von Auslandsaufenthalten während der
Schulzeit ist dramatisch zurückgegangen, die Unis und die Betriebe
klagen über mangelnde Reife vieler Bewerber, die
Studienabbruchsquoten nehmen zu, die Lücke zwischen Abitur und
Studienbeginn hat sich vergrößert.
3. G8: ein Konstruktionsfehler
Bei der Einführung von G8 wurde mit der Streichung eines
kompletten Schuljahres das von der KMK festgelegten
Gesamtstundenvolumen der neun Jahre beibehalten. Trotzdem wurden
erhebliche Unterrichtsstunden z. B. in den Fächern Mathematik,
Deutsch sowie Englisch gestrichen. Hinzu kamen stattdessen
Förderstunden, die zum großen Teil im gesamten Klassenverband erteilt
werden. Hinzu kommt, dass in der Oberstufe zusätzliche
Jahreswochenstunden abgeleistet werden müssen, die nicht in die
Abiturnote eingebracht werden. Hier wurde die Qualität durch
Quantität ersetzt. Außerdem führen die Versuche der Kürzungen der
Lehrpläne, die bis heute noch andauern, zu extremen Bildungslücken,
die in späteren Schuljahren eigenständig nachgeholt werden müssen.
Dies ist ein inakzeptabler Zustand, der weitreichende Folgen hat.
Gymnasiale Bildung in Deutschland befindet sich deshalb in einem
ständigen Spannungsfeld zwischen Überforderung und Niveauverlust.
4. G8: eine Endlosgeschichte von Nachbesserungen und Korrekturen
ohne nachhaltige Problemlösung
Seit die Schulzeitverkürzung umgesetzt worden ist, wird am G8
herumgedoktert und herumreformiert. Streichungen an der Stundentafel,
ständige Lehrplanänderungen und Stoffkürzungen und permanente
Ankündigungen weiterer "Optimierungsmaßnahmen", ohne dass sich bis
heute für die Betroffenen substanziell etwas änderte. Weder der
Hausaufgabenerlass in NRW noch das Flexibilisierungsjahr in Bayern
hat die Nachteile der Stoffverdichtung im G8 mindern können.
5. Mit G8 leidet die Bildung in Deutschland
Die Schulzeitverkürzung trifft vor allem die Schülerinnen und
Schüler, die für die Stoffbewältigung mehr Zeit bräuchten. Die
damalige Kultusministerin Schavan hatte vor zehn Jahren angekündigt,
mit dem G8 werde man "mehr Schüler in kürzerer Zeit zu besseren
Ergebnissen führen". Die heutige Schulwirklichkeit sieht anders aus.
Im G8 bleibt effektive individuelle Förderung auf der Strecke,
selbstständiges Lernen wird zu früh erwartet und nachhaltiges Lernen
kann nicht gelingen, weil notwendige Zeit für Übung und Vertiefung
fehlt. Statistiken zeigen, dass vor allem Jungen in der Mittelstufe
die Bildungsverlierer des G8 sind.
6. Schülerinnen und Schüler leiden im G8
G8 führt für Kinder und Jugendliche zu einer höheren
Wochenstundenbelastung, als der Arbeitnehmerschutz für Erwachsene
zulässt. Dadurch bleibt kaum Zeit für Familie, Freunde und
außerschulische Aktivitäten in Vereinen sowie individuellen Hobbys.
Eine steigende Zahl von Jugendlichen ab dem 11. Lebensjahr zeigt
bereits seit mehreren Jahren eine zunehmende psychische und physische
Symptomatik. Die professionelle Nachhilfe boomt, der Schulstress hat
auch durch den gestiegenen Nachmittagsunterricht extrem zugenommen.
Durch diesen enormen Druck ist bereits eine erhöhte
Gewaltbereitschaft in den Schulen zu beobachten. Auch die Tendenz zu
autoaggressivem Verhalten speziell an Gymnasien lässt Fachleute schon
länger alarmiert sein. Für eine verantwortungsvolle Schulpolitik ist
es dringend nötig, dass dieser Druck durch G8 von diesen Kindern
genommen wird, um eine gesunde sowie reife Persönlichkeitsentwicklung
zu ermöglichen.
7. Der mit G8 herbei gezwungene Ganztag wird von Eltern abgelehnt
Aus der Jako-O Studie 2012 ist ersichtlich, dass 66% der Eltern
eine verpflichtende Ganztagsbeschulung ablehnen. Erklärter
Elternwille ist, dass der Regelunterricht am Gymnasium ein
Halbtagsunterricht bleibt. Ergänzend wünscht die Mehrheit der Eltern
eine freiwillige Hausaufgabenbetreuung sowie Angebote im
Nachmittagsbereich um eine Entlastung für Berufstätige zu erwirken
und gleichzeitig genügend Freiraum zu gewährleisten für familiäre
Begegnungen sowie außerschulische Persönlichkeitsentwicklung. Daher
wird die Offene Ganztagslösung oder ähnliche Übermittagsbetreungen an
den Gymnasien als eine gute Variante für die breite Mehrheit der
betroffenen Bevölkerung angesehen und gefordert.
8. Manche Landesregierung nutzt den Druck mit G8 an den Gymnasien,
um längerfristige schulpolitische Ziele zu verfolgen
Es drängt sich außerdem der Verdacht auf, dass einige
Interessensverbände und Politiker auch bewusst das G8 erhalten
wollen, um eigene, keineswegs gymnasialfreundliche Ziele zu
verfolgen. So wird G9 offensichtlich in manchen Bundesländern
verhindert, um den Ausbau von Gesamt- und Gemeinschaftsschulen
voranzutreiben. Außerdem kann man so dem Gymnasium leichter
Leistungsdruck und Schülerfeindlichkeit vorwerfen. Diese Manipulation
auf Kosten aller Beteiligten im G8-System stellt keine
verantwortungsvolle Politik dar und muss schnellstmöglich beendet
werden.
9. Einige Handlungsträger in Verbänden und Politik ignorieren den
Willen ihrer Mitglieder und der Bevölkerung
Leider ignorieren nach wie vor auch einige Handlungsträger in der
Politik, aber auch in Verbänden den Willen der übergroßen Mehrheit
der Betroffenen. So hat der Bundeselternrat kein Mandat der
Elternschaft an Gymnasien, für G8 einzutreten, aber auch die
verbliebenen Landesregierungen, die jede Diskussion über G9 an den
Gymnasien ablehnen, handeln gegen die Interessen von 80 Prozent der
Bevölkerung.
10. G8 ist gescheitert: Breite Bewegung hin zum G9 in der großen
Mehrzahl der Bundesländern
Die kürzlich angekündigte Rückkehr Niedersachsens zum G9 ist die
konsequente Fortsetzung einer Entwicklung, die bereits viele andere
Bundesländer erfasst hat. In Baden-Württemberg wollen über 100
Gymnasien G9 anbieten, nur 44 dürfen es bislang. In Hessen werden zum
nächsten Schuljahr über 70 Prozent aller Gymnasien wieder neunjährig
sein. Wo Eltern die Wahlfreiheit haben, entscheiden sie sich zu über
80 Prozent für G9. In Schleswig-Holstein und NRW gibt es jeweils rund
ein Dutzend G9-Gymnasien, die boomen, während allen anderen Gymnasien
die Rückkehr verweigert wird. Eltern- und Volksinitiativen in
mehreren Bundesländern, darunter Berlin, Hamburg, Hessen, Bayern,
Schleswig-Holstein, Saarland und NRW kämpfen mit Vehemenz gegen die
Schulzeitverkürzung. Politische Modelle, G8 mittels eines so
genannten Flexijahres zu retten, sind wie kürzlich in Bayern
gescheitert. Inzwischen gibt es sogar in den neuen Bundesländern
ernsthafte Vorstöße für die Einführung von G9, so hat sich zum
Beispiel der Landeselternrat in Brandenburg dafür ausgesprochen.
11. Forderungen an die Landesregierungen, die ihren Gymnasien die
G9-Option immer noch verweigern
Die unterzeichnenden Initiativen, Verbände und Einzelpersonen
fordern die Landesregierungen, die ihren Gymnasien die Rückkehr zu G9
verweigern, dringend dazu auf:
- Akzeptieren Sie den erklärten Elternwillen und setzen Sie ihn
schnellstmöglich um!
- Schaffen Sie schnellstmöglich die gesetzlichen Grundlagen dafür,
dass auch Schüler bereits laufender Klassen nach dem
Elternwillen zu G9 wechseln dürfen.
- Orientieren Sie sich an den Entwicklungen in Niedersachsen und
Hessen und lernen Sie von den dort konzipierten Modellen!
- Schaffen Sie die Voraussetzungen für eine flächendeckende
Rückkehr zu G9 ohne Pflicht zum Ganztag!
- Konzipieren Sie ein modernes neunjähriges Gymnasium, in dem
wieder Zeit für Persönlichkeitsbildung und Werteerziehung
bleibt, aber auch Aktivitäten und Engagement außerhalb der
Schule für Schüler noch möglich sind!
- Nehmen Sie Ihre Verantwortung für die Weiterentwicklung eines
zukunftsorientierten, qualitätsvollen neunjährigen Gymnasium
wahr und blockieren Sie nicht den Veränderungswillen der
Bevölkerungsmehrheit!
Baden-Württemberg: C. Burkhardt, Elterninitiative "G9-jetzt!"
Bayern: M. Piazolo, Beauftragter des Volksbegehrens für G9
Hamburg: Dr. M. Kirsch, Elterninitiative "G9-jetzt"
Hessen: Dr. A. Bartels, Volksinitiative "G9-Wahl.de"
Hessen: K. Hechler, Schulleiterin
Niedersachsen: H. Olejnik, Deutscher Philologenverband, DPhV
Nordrhein-Westfalen: A. Nostadt, Bürgerinitiative familiengerechte
Schule und Bildung, G-ib-8
Nordrhein-Westfalen: M. Hohenstein, Studienrat
Saarland: F. Weimann, Landesschülervertretung
Schleswig-Holstein: A. Schulz-Evers, Elterninitiative "G9-jetzt".
Pressekontakt:
Anja Nostadt
Dipl. Psychologin, Psychotherapeutin
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