> BfR-Statusseminar zu Cadmium in der Nahrungsmittelkette
Cadmium ist in Lebensmitteln unerwünscht, weil es die Gesundheit schädigen kann. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat im Januar 2009 einen neuen Wert für die lebenslang duldbare wöchentliche Aufnahmemenge des Schwermetalls abgeleitet. Diese liegt mit 2,5 µg pro Kilogramm Körpergewicht deutlich unter der bisher herangezogenen Menge von 7 µg, einst von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorläufig abgeleitet. Die EFSA hat in einer EU-weiten Schätzung ermittelt, dass Verbraucher mit üblichem Lebensmittelkonsum nur knapp unterhalb der neuen tolerierbaren Aufnahmemenge liegen. In bestimmten Regionen und Bevölkerungsgruppen ist die Cadmium-Aufnahme aber höher. Insbesondere Verbraucher, die viel Getreide und Gemüse essen, können diesen Wert überschreiten. Auf dem Status-Seminar "Cadmium- Neue Herausforderungen für die Lebensmittelsicherheit?" des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) diskutierten Experten verschiedener Fachrichtungen mit Vertretern aus Wissenschaft, Politik, Futter- und Lebensmittelindustrie und Verbraucherverbänden die Bedeutung des Schwermetalls für die Lebensmittelsicherheit. Sie verfolgten den Weg von Cadmium durch die gesamte Nahrungsmittelkette: Vom Boden und durch Düngemittel in Pflanzen, die zu Lebensmitteln oder Futtermitteln verarbeitet werden, vom Futtermittel zum Tier, das wiederum zum Lebensmittel verarbeitet wird, und schließlich über das Lebensmittel bis zum Menschen. "Wir halten Anstrengungen auf allen Ebenen für erforderlich, den Eintrag von Cadmium in die Nahrungsmittelkette und damit die Belastung von Verbrauchern zu reduzieren", sagt BfR- Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. "Auch wenn Verbraucher durch die derzeitigen Cadmiumgehalte in Lebensmitteln nicht gefährdet sind, bleibt der Stoff in Lebensmitteln unerwünscht. Es gilt weiterhin, die Eintragsquellen zu verstopfen."
Cadmium ist ein in der Umwelt weit verbreitetes Schwermetall. Es stammt zum Teil aus der Natur, zum Beispiel aus verwitterndem Gestein oder von Vulkanausbrüchen. Zum anderen ist es seit vielen Jahren durch Bergbau, Industrie oder Landwirtschaft zusätzlich in die Böden und Sedimente der Gewässer gelangt. Auch über die Luft wird Cadmium in der Umwelt verbreitet. Die Konzentrationen sind regional unterschiedlich. Cadmium kann sich in Pflanzen und Tieren anreichern und wird so vom Menschen über verschiedene Lebensmittel aufgenommen. Das Schwermetall führt zu Nierenschäden, wenn es über längere Zeit in größeren Mengen aufgenommen wird, und ist zudem als krebserzeugend für den Menschen eingestuft.
Unter den Lebensmitteln weisen die höchsten Cadmium-Gehalte Innereien, Meeresfrüchte, Wildpilze und Ölsaaten auf. Fleisch, Eier und Milch sind dagegen relativ niedrig belastet. Dies zeigen die umfangreichen Daten des Lebensmittelmonitorings von Bund und Ländern. Daneben sind die Ernährungsgewohnheiten ausschlaggebend für die Cadmium-Aufnahme. Auf der Grundlage aktueller Daten aus der Nationalen Verzehrsstudie II des Max-Rubner-Instituts haben Experten die Cadmium-Aufnahme der deutschen Bevölkerung abgeschätzt: Demnach schöpfen Verbraucher mit einem durchschnittlichen Konsum aller Lebensmittel die von der EFSA abgeleitete tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge für Cadmium zu 58 Prozent aus. Bestimmte Gruppen wie Jugendliche und Verbraucher mit besonderem Ernährungsverhalten, wie hohem Konsum von Gemüse und Getreide liegen darüber. Diese sogenannten Vielverzehrer schöpfen die tolerierbare Aufnahmemenge zu 94 Prozent durch den Lebensmittelverzehr aus.
Trotzdem raten Experten auch Vielverzehrern nicht, ihre Ernährungsgewohnheiten grundsätzlich zu ändern. Denn der Nutzen von Obst und Gemüse bleibt unumstritten: die präventive Wirkung auf bestimmte Krebserkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes Mellitus Typ II. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Statusseminars diskutierten vor diesem Hintergrund Möglichkeiten, die Cadmium-Gehalte von Lebensmitteln zu reduzieren, zum Beispiel durch den Einsatz cadmiumarmer Düngemittel und die Züchtung von Pflanzensorten, die weniger Cadmium anreichern. Aufgrund des verbreiteten natürlichen Vorkommens von Cadmium im Boden und der jahrelangen Einträge durch Industrie und Bergbau können solche Minimierungsstrategien jedoch nur langfristig erfolgreich sein. Dieser Herausforderung müssen sich nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle Beteiligten aus Umweltschutz, Lebensmittelsicherheit, Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion gemeinsam und in ganz Europa stellen.
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