Modellvorhaben zum ABDA-KBV-Modell / Höhere Qualität der
Arzneimittelversorgung und Unterstützung für chronisch kranke
Patienten / Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen - "ARMIN"
startet am 1. April 2014 /
Die Apothekerverbände und die Kassenärztlichen Vereinigungen in
Sachsen und Thüringen (SAV, ThAV, KVS, KVT) starten gemeinsam mit der
AOK PLUS zum 1. April 2014 die Arzneimittelinitiative
Sachsen-Thüringen "ARMIN". Mit dem Modellvorhaben sollen Qualität und
Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung verbessert werden. Das
innovative Versorgungsangebot soll eine sichere und korrekte Einnahme
der Medikamente fördern und die Therapietreue von chronisch kranken
Patienten verbessern. Sachsen und Thüringen sind als Modellregion
prädestiniert, da sie bundesweit den höchsten Anteil multimorbider
Patienten verzeichnen, die dauerhaft mehr als fünf Arzneimittel
benötigen.
Sachsen und Thüringen erproben Zukunftskonzept
2011 haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die
ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ein
Zukunftskonzept zur Arzneimittelversorgung entwickelt. Der
Gesetzgeber hatte mit dem § 64a SGB V eine Möglichkeit geschaffen,
dieses Konzept zu erproben. Die fünf Vertragspartner der beiden
Freistaaten hatten sich bereit erklärt, das Modellvorhaben
weiterzuentwickeln und vorerst nach § 63 SGB V umzusetzen. Das
Modellvorhaben ist auf eine Zeitdauer von bis zu fünf Jahren angelegt
und wird wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.
Stärkere Kooperation zwischen Ärzten und Apothekern
Die Initiative für eine verbesserte Arzneimittelversorgung wird
stufenweise umgesetzt und basiert auf drei Modulen:
Wirkstoffverordnung, Medikationskatalog und Medikationsmanagement.
Nach einem Informations- und Einschreibequartal soll zum 1. Juli 2014
die Wirkstoffverordnung starten. Ziel ist es, den Fokus des Patienten
primär auf den Wirkstoff statt auf das Fertigarzneimittel zu legen.
Dazu wurden knapp 200 Arzneistoffe nach fachlicher Bewertung
ausgewählt, die eine wesentliche Relevanz in der hausärztlichen
Versorgung haben und hinsichtlich der Substitution als unkritisch
eingeschätzt wurden.
Außerdem wurde ein neues qualitätsgesichertes Verfahren für die
Verordnung und Abgabe dieser Wirkstoffe entwickelt. Mit Hilfe des
elektronischen Praxisverwaltungssystems der Ärzte wird automatisch
eine standardisierte Wirkstoffverordnungszeile erzeugt. Der Apotheker
wählt anschließend anhand des rezeptierten Wirkstoffes das passende
Präparat aus. Damit sollen Kosteneinsparpotentiale ohne Einbußen in
der Therapiequalität gehoben werden. Die freie Therapieentscheidung
des Arztes bleibt erhalten.
Gleichzeitig werden den Ärzten für bestimmte Krankheiten
Therapieempfehlungen in einem Medikationskatalog zur Verfügung
gestellt. Dieser soll dem Arzt eine zusätzliche Hilfestellung in
seinem Praxisverwaltungssystem anbieten, um die Auswahl optimaler
Wirkstoffe zur Behandlung von Erkrankungen zu unterstützen. Er listet
evidenzbasiert Standard- und Reservewirkstoffe für wichtige
Indikationen der Grundversorgung auf.
Zeitlich versetzt wird das Medikationsmanagement als letzte Stufe
des Projekts an den Start gehen. Wesentlicher Bestandteil des
Medikationsmanagements ist das Ausstellen eines jeweils aktuellen und
vollständigen Medikationsplanes für den Patienten. Das Angebot
richtet sich vor allem an chronisch kranke Patienten, die dauerhaft
mehr als fünf Arzneimittel gleichzeitig einnehmen müssen. Hier
übernehmen Arzt und Apotheker gemeinsam die kontinuierliche Betreuung
der AOK PLUS-Versicherten.
Vorteile für alle Beteiligten
Insbesondere für chronisch kranke Patienten, die mehr als fünf
Medikamente einnehmen müssen, erhöht sich durch "ARMIN" die
Therapiesicherheit und das Risiko von Einnahmefehlern wird
vermindert. Für die zusätzlich nötigen Patientenberatungen durch die
Wirkstoffverordnung und Umstellungen im Rahmen des
Medikationskataloges sowie für das zeitintensive
Medikationsmanagement erhalten Ärzte und Apotheker eine angemessene
Vergütung. Durch die konsequentere Abgabe von Rabattarzneimitteln
können die Ausgaben für die AOK PLUS gesenkt und Folgekosten durch
unerwünschte Arzneimittelwirkungen reduziert werden. Diese
Einsparungen können wieder in die medizinische Versorgung der
Versicherten investiert werden. So profitiert jeder Versicherte der
AOK PLUS vom Modellprojekt.
Die Teilnahme an dem Modellvorhaben ist für alle Ärzte, Apotheker
und AOK PLUS-Versicherte in Sachsen und Thüringen freiwillig.
Weitere Informationen finden Sie unter
www.arzneimittelinitiative.de
Pressekontakt:
Christian Splett
Referent Wirtschaftspresse
Telefon: 030 40004-137
E-Mail: c.splett@abda.aponet.de
Internet: www.abda.de