Parkinson zählt nach Alzheimer zu den häufigsten
neurodegenerativen, also langsam fortschreitenden Erkrankungen des
Nervensystems. Neben den Hauptsymptomen, die sich in
Bewegungseinschränkungen äußern, ist auch bei Vielen die
niedergedrückte Stimmung ein wichtiger Aspekt. "Tanzen wirkt sich auf
die motorischen Fähigkeiten ebenso positiv aus, wie auf die
Lebensfreude und -qualität.", erklärt Susanne Tuschkan,
Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.).
Sie hat in der Münchner Schön-Klinik ein Gruppenkonzept, Tanzen für
Parkinsonkranke, eingeführt.
An Parkinson erkrankte Menschen leiden sehr darunter, dass ihre
Krankheit sie immer langsamer, ihre Bewegungen immer schwerfälliger
werden lässt. Sie benötigen zunehmend mehr Zeit für die täglichen
Dinge wie Ankleiden, Essen, Haushalt. Parkinson beginnt selten vor
dem fünfzigsten Lebensjahr und alleine daher sind viele Betroffene
nicht mehr berufstätig. Dennoch ist meist der Tag vorbei oder es
bleibt ihnen zu wenig Energie übrig, um Freizeitaktivitäten
nachzugehen. Studien untermauern, dass diese oft beträchtlichen
persönlichen Verluste die Menschen mit Parkinson zusätzlich zu den
körperlichen Beeinträchtigungen enorm belasten. Mit diesem Wissen und
auf der Suche nach Möglichkeiten, das ergotherapeutische Angebot der
Klinik breiter zu gestalten, stieß die engagierte Ergotherapeutin
Susanne Tuschkan auf eine New Yorker Selbsthilfegruppe. Diese hat
gemeinsam mit einer Modern Dance Group das Konzept "Dance for
Parkinson's Disease" entwickelt. "Ich habe an einem ihrer Workshops
in New York teilgenommen.", berichtet die Ergotherapeutin und freut
sich darüber, dass sie von dort viele gute Ideen und
Hintergrundwissen für ihre Parkinsonpatienten mitgebracht hat. "Aus
dem, was ich in den USA an die Hand bekommen habe, konnte ich ein für
die Klinik passendes ergotherapeutisches Gruppenkonzept entwickeln
und meinen Patienten das Tanzen ermöglichen."
Betroffene Hirnareale austricksen, Bewegung initiieren
Es ist eine Störung in den Basalganglien, die die
Bewegungsprobleme von Parkinsonpatienten verursacht. Die
Basalganglien sind Areale im menschlichen Gehirn, die beispielsweise
an der Willenskraft, dem Antrieb und der Motorik beteiligt sind.
Musik oder andere externe Schrittmacher, die den Rhythmus vorgeben,
helfen dem Gehirn von Menschen mit Parkinson sozusagen auf die
Sprünge. Sie sind quasi ein alternativer Weg, um Bewegungen
einzuleiten. Und mit diesem "Trick" gelingt unter der fachkundigen
Anleitung der Ergotherapeutin, was man sonst nicht für möglich
hielte: An Parkinson Erkrankte kommen in Bewegung und tanzen. "Das
Tanzen als Therapieform schätze ich besonders, denn auch das
Beobachten der anderen Tanzenden gibt den Erkrankten Impulse. Dabei
werden bestimmte motorische Areale aktiviert. Den Patienten, die
sonst kleinschrittig gehen, fällt es dadurch leichter, große Schritte
und Bewegungen zu machen", erläutert Tuschkan ihren besonderen
ergotherapeutischen Ansatz.
In der Gruppe tanzen und dabei individuell ergotherapeutisch
betreut werden
In Anlehnung an das Training professioneller Tänzer sind auch die
Tanzstunden bei der Ergotherapeutin Tuschkan immer dreigeteilt:
Warming up im Sitzen, danach im Stehen. Jedenfalls für diejenigen,
die das wollen und können. Andere nehmen auch Rollator oder Stöcke zu
Hilfe. Denn wie immer schauen die Ergotherapeuten nach dem, was die
Erkrankten können und fördern sie nach ihren individuellen
Möglichkeiten. So fühlt sich auch bei Gruppentherapien jeder
integriert und berücksichtigt. Und beim eigentlichen Tanzen, den
Bewegungen im Raum, kommt sowieso jeder auf seine Kosten. Dank der
Bewegungsstrategien, die die Ergotherapeutin Susanne Tuschkan ihren
Patienten vermittelt, kommt Leichtigkeit auf - und das bei
Parkinsonkranken, die mit Fortschreiten ihrer Krankheit immer
schwerfälliger werden.
Lebensfreude für Parkinsonpatienten und Angehörige durch Tanzen
Das Zusammenleben mit Menschen, die Parkinson haben, ist meist
durch einen extrem stark strukturierten Tagesablauf geprägt und
alleine dadurch schon sehr anstrengend. Pflichten dominieren und es
gibt kaum Raum für Aktivitäten, die einfach nur Spaß machen und
Lebensfreude bescheren. Deshalb ist es ein weiterer Schwerpunkt bei
der Behandlung durch Ergotherapeuten, die Angehörigen mit
einzubeziehen, auch auf deren Wohl zu achten. Tanzen als Therapieform
bietet damit allen Involvierten etwas, bringt Bewegung in den starren
Alltag; die an Parkinson Erkrankten und Angehörige oder Partner
fühlen sich lebendig, leicht und durch die Musik beschwingt. "Die
positive Stimmung, die Musik, das Miteinander und die Erinnerungen an
frühere Zeiten - das alles bringt so viele Glücksgefühle, dass ich
bestätigen kann: Das Wohlbefinden der Parkinsonpatienten wird auf
allen Ebenen beim Tanzen eindeutig positiv beeinflusst.", fasst die
Ergotherapeutin Tuschkan das Feedback ihrer Patienten und ihre
eigenen Erfahrungen kurz und eindeutig zusammen.
Informationsmaterial erhalten Interessierte bei den Ergotherapeuten
des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten e.V. (DVE). Diese sind
über die Therapeutensuche auf www.dve.info zu finden.
Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des DVE e.V.
Telefon: 033203 - 80026, E-Mail: a.reinecke@dve.info