„Hauptsache, wieder Haare“. Mit dieser Aussage präsentierte Sylvie Meis, ehemals van der Vaart, vor einigen Jahren der Öffentlichkeit ihre Kurzhaarfrisur – als Folge einer Chemotherapie. Damit sprach sie vielen Chemo-Patienten aus der Seele. Denn „sichtbar wird die Krankheit durch den Haarausfall“, das weiß Brigitte Wiltschko aus jahrelanger Erfahrung. Die Erdinger Friseurmeisterin hat sich vor acht Jahren spezialisiert – auf Perücken für Menschen, die aufgrund einer Krankheit ihre Haare verlieren – und damit oftmals ihr Selbstwertgefühl.
Fortbildungen und Feingefühl
Einfach so, konnte sich Brigitte aber nicht von echtem auf falsches Haar umstellen. Laufende Fortbildungen bei den führenden Perücken-Herstellern sowie spezielle Schulungen rund um die kassenrechtliche Lage und den richtigen Umgang mit den Patienten begleiten sie bis heute bei ihrer Arbeit. Und die ist strikt in drei Termin-Stufen eingeteilt: Die Beratung, das Aussuchen der passenden Perücke und schließlich das Rasieren, das Anpassen und die Einweisung in die richtige Pflege der Perücke. Dabei gehört zum Anpassen nicht nur das bloße Aufsetzen des Haarteils: „Jede Perücke wird individuell so geschnitten, dass die Frisur einfach sitzt und man sich damit wohl fühlt“.
Schicker Bob auf Rezept
Dafür hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Trendige Cuts, natürliche Farben und eine tolle Leichtigkeit: die aktuellen Perücken sind von echten Haaren kaum mehr zu unterscheiden und kosten zwischen 300,00 und 600,00 Euro. Rund 60 neue Modelle sind gerade erst angekommen. Davon einige Bobs. „Die sind gerade wieder total in Mode“, weiß Brigitte. Was die feinfühlige Frisörmeisterin aber weitaus mehr als die neuesten Perückentrends fasziniert, sind die Menschen, die in ihr diskretes kleines Studio am Gries in Erding kommen, und denen sie ein wenig helfen darf. Sei es bei Einsprüchen gegenüber der Krankenkasse, beim Zuhören und natürlich mit Haaren – nicht für die Schönheit, jedenfalls nicht nur, sondern für den Mut zum Leben.