fit und munter - "Spasmolytika wirken schnell und direkt an der Magen-Darm-Muskulatur"

fit und munter

"Spasmolytika wirken schnell und direkt an der Magen-Darm-Muskulatur"


Prof. Dr. med. Andreas de Weerth,
Chefarzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am AGAPLESION
Diakonieklinikum Hamburg, behandelt im Klinikalltag viele Menschen
mit Bauchbeschwerden. Wir haben ihn gefragt, warum der Bauch so oft
krampft und schmerzt und womit er die Krämpfe lösen kann.

1 Bauchschmerzen sind eines der verbreitetsten Beschwerdebilder
und ein häufiger Grund für einen Arztbesuch. Warum ist das so?

Der Bauch ist mit seinen vielen Organen für viele lebenswichtige
Funktionen des Menschen zuständig. Im Bauch läuft vieles ab, was für
die Erhaltung unseres Organismus wichtig ist: Aufnahme von
Nahrungsmitteln, Verdauung und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten
sowie die Entgiftung. Wenn hier etwas nicht funktioniert, merken wir
das schnell. Ein häufiges Symptom einer Fehlfunktion sind
Bauchschmerzen.

2 Was kann krampfartige Beschwerden in der Körpermitte auslösen?

Bauchschmerzen können viele Ursachen haben: Zu viel oder falsches
Essen, Stress oder auch emotionale Belastungen können die Auslöser
sein. Oft können aber auch Regelschmerzen, Gallenkoliken oder
Blasenentzündungen für Bauchschmerzen verantwortlich sein. Viele
Menschen leiden auch am Reizdarm, der oft mit Bauchschmerzen
einhergeht. Art und Ort der Schmerzen sind dabei genauso vielfältig
wie mögliche Erkrankungen, die mit Schmerzen im Bauch einhergehen.

3 Menschen beschreiben Bauchschmerzen als einen Knoten im Bauch,
manche als Ziehen oder Stechen. Was passiert da im Körper?

Tatsächlich handelt es sich häufig um eine übermäßige Erregung der
Magen-Darm-Muskulatur. Der Botenstoff Acetylcholin aktiviert die
Zellen so stark, dass sie Krämpfe auslösen können. Durch die Krämpfe
entstehen Schmerzen. Diese können dann wieder die Bauchkrämpfe
verstärken. Ein tückischer Kreislauf beginnt. Ob die
Magen-Darm-Muskulatur übererregt wird, ist übrigens von Mensch zu
Mensch unterschiedlich. Fakt ist: Die Bauchorgane sind von einem
feinen Netz an Nervenzellen überzogen, dem sogenannten Bauchhirn, das
in engem Kontakt zu unserem Gehirn steht. Deswegen können neben
organischen Auslösern auch Stress oder starke Gefühle für
Bauchkrämpfe verantwortlich sein.

4 Wie lindern Sie die Bauchschmerzen in der Klinik gezielt?

Patienten, die mit unklaren Bauchbeschwerden zu uns in die Klinik
kommen, bekommen häufig erst einmal ein sogenanntes Spasmolytikum,
also ein Medikament mit krampflösender Wirkung, verabreicht. Der
Wirkstoff Butylscopolamin wirkt hierbei schnell und direkt an der
Magen-Darm-Muskulatur. Das geben wir übrigens auch zusätzlich bei
Dickdarmspiegelungen, um den Darm ruhig zu stellen. Gynäkologen
setzen dieses Spasmolytikum zudem ein, um starke Wehen beim
Geburtsvorgang abzumildern. Insbesondere bei weiter andauernden
Beschwerden muss aber auch nach der Ursache des Schmerzes gesucht
werden.

5 Was empfehlen Sie Patienten gegen Bauchschmerzen für die
Hausapotheke?

Krampflösende Mittel gibt es auch als Dragées in der Apotheke
(z.B. Buscopan®) zu kaufen. Eine aktuelle Studie zu dem darin
enthaltenen Wirkstoff Butylscopolamin zeigt, dass Bauchschmerzen
bereits nach 15 Minuten spürbar gelindert werden. Unterstützen kann
man diesen Prozess mit Wärme oder einer Bauchmassage.

6 Viele Menschen greifen zu allgemeinen Schmerzmitteln, wenn etwas
in ihrem Bauch weh tut. Können Sie das aus medizinischer Sicht
empfehlen?

Bei der Behandlung mit normalen Schmerzmitteln, wie z.B. ASS oder
Ibuprofen, handelt es sich um eine symptomatische Therapie. Diese
sogenannten Analgetika unterdrücken zwar den Schmerzimpuls auf dem
Weg vom Magen-Darm-Trakt zum Gehirn - die Schmerzursache wird damit
aber nicht behandelt. Problematisch ist zudem, dass das
Verdauungssystem durch bestimmte Schmerzmittel oft zusätzlich
belastet wird, es können Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt
auftreten.

7 Beim Reizdarmsyndrom spielt das Gehirn im Bauch eine
entscheidende Rolle. Der Bauch reagiert hier ständig zu heftig. Wie
kommt das und warum scheint die Prävalenz des Reizdarmsyndroms
anzusteigen?

Die Gründe sind bis heute nicht zufriedenstellend geklärt: Wir
wissen aber, dass im enterischen Nervensystem, dem Bauchhirn, der
Botenstoff Serotonin eine wichtige Rolle spielt. Zusammen mit
weiteren Boten-stoffen reguliert er die Bewegungen des Darms und
steuert Verdauungsvorgänge. Ist der Serotoninstoffwechsel gestört,
beispielsweise bei Stress, kann das zu einer erhöhten
Schmerzempfindlichkeit des Darms, einer vermehrten
Acetylcholin-Ausschüttung und damit zu einer übermäßigen Anspannung
der Magen-Darm-Muskulatur führen.

8 Australische Wissenschaftler konnten jüngst in einer Studie mit
einer speziellen Diät die Bauchschmerzen von Reizdarmpatienten
lindern. Was sind die Grundprinzipien dieser Diät?

Die Reizdarmpatienten in dieser Studie wurden mit einer speziellen
kohlenhydratreduzierten Kost behandelt - das heißt, wenig Fruktose,
wenig Laktose und wenig Galaktose. Denn: Diese Zuckerverbindungen
werden erst im Dickdarm bakteriell verstoffwechselt. Dadurch treten,
vor allem bei Menschen mit Reizdarmsyndrom, häufig Beschwerden wie
Blähungen und Bauchschmerzen auf. In der Studie profitierten die
Patienten erheblich von der kohlenhydratarmen Kost - die
Symptomstärke reduzierte sich um die Hälfte. Dafür verzichteten die
Patienten auf eine Reihe von Nahrungsmitteln z.B. Brokkoli, Pilze,
Zwiebeln und Fruchtsaft. Diese Therapie ist nicht neu, wird aber
meiner Meinung nach vielen Patienten Linderung verschaffen können.

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder
Apotheker. Aktuelle Fachinformationen der Produkte:
www.medipresse.de/kunden/boehringer



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Aileen Apitz
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