Gut 2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes. Die Mehrheit (65 Prozent) sind Frauen. 83 Prozent aller Betroffenen sind älter als 65 Jahre. Binnen zwei Jahren stieg die Anzahl der Pflegebedürftigen um sieben Prozent, allerdings liegt der Wert bei der Betreuung durch ambulante Dienste bei „nur“ rund vier Prozent. Um elf Prozent dagegen stieg die Zahl derer, die ausschließlich durch Familienangehörige versorgt werden.
Bei den Pflegestufen ist die Entwicklung auch sehr differenziert zu sehen und zu bewerten. Weit überproportional stieg die Anzahl der Pflegebedürftigen in der Stufe I. Fast zehn Prozent plus binnen zwei Jahren weist hier die Statistik aus. Bei den Stufen II und III dagegen fiel das Plus mit jeweils vier Prozent deutlich geringer aus. Für Hermann Basiev aus Wiesbaden, der dort einen ambulanten Pflegedienst betreibt, sind diese Zahlen nichts Ungewöhnliches. Er verweist aber darauf, dass es trotz des Zuwachses in der ambulanten Pflege kaum mehr qualifiziertes Personal gibt. „Auch in den stationären Einrichtungen steigen ja die Fälle stark an, also versuchen diese, ihr Personal zu halten und neue Mitarbeiter zu suchen“, sagt der Fachmann, der selbst immer wieder neue Wege gehen muss, um seine Patienten gut zu versorgen. Im Schnitt betreut heute ein Pflegedienst in Deutschland fast 50 Pflegebedürftige, wobei die rein privaten mit 36 Patienten etwas weniger Menschen versorgen müssen. Dass die Zahl der ambulanten Dienste steigt, ist eine Folge der Entwicklung. So zählte man 2011 gut 300 neue Einrichtungen und acht Prozent mehr Personal. „Wir dürfen uns von diesen Zahlen nicht blenden lassen“, warnt Basiev. Acht Prozent mehr Personal bedeuten seiner Ansicht nicht, dass die Pflegekräfte täglich anklopfen und sich anbieten. Vielmehr sei der Anstieg um fast neun Prozent bei den Bewerbern ohne Berufsabschluss erschreckend – so der Betreiber des Wiesbadener Betriebs, der dennoch nicht davor zurückschreckt, über eine Expansion nachzudenken.