Das Thema:
"Gut, sehr gut, mangelhaft: Warum ist Stiftung Warentest so
mächtig?"
Millionen Verbraucher vertrauen ihr seit 50 Jahren - ob beim Kauf
von Waschmaschinen, Zahncreme oder Orangensäften. Kaum eine andere
Institution ist so mächtig wie die Stiftung Warentest. Das Testurteil
"sehr gut" macht ein Produkt oft zum Verkaufsrenner, ein "mangelhaft"
zum Flop. Wie wurde die Stiftung Warentest seit 1964 zu einer
unangefochtenen Instanz? Wie reagieren Deutschlands oberste
Produkttester auf Kritik wie im jüngsten Streit um "Ritter
Sport"-Schokolade? Wie nah sind die Testkriterien an der Wirklichkeit
der Verbraucher?
Gäste:
Hubertus Primus (Vorstand Stiftung Warentest) Christian Rach (Koch
und Fernsehmoderator) Uschi Glas (Schauspielerin) Yvonne Willicks
(WDR-Verbraucherschützerin) Jörg Schieb (ARD-Internet-Experte) Stefan
Genth (Handelsverband Deutschland, Hauptgeschäftsführer) Hubertus
Primus Etwa 100.000 Produkte haben die Experten der Stiftung
Warentest in den letzten 50 Jahren in mehr als 5000 Tests geprüft.
Zum Nutzen der Verbraucher, sagt der Warentest-Chef. "Wir testen
immer mit wissenschaftlichen Methoden und legen für jeden Test offen,
wie wir getestet haben." Ausgerechnet im Jubiläumsjahr steht die
Stiftung selbst in der Kritik. Der Grund: Die Test-Note "mangelhaft"
für eine "Ritter Sport"-Schokolade wegen der angeblich falschen
Kennzeichnung eines Aromas.
Christian Rach
Der Moderator der Verbrauchersendung "Rach tischt auf!"(ZDF) hält
die Stiftung Warentest für eine "wunderbare Einrichtung, die bei der
Bevölkerung eine ungeheure Akzeptanz hat". Bei ihrer Gründung sei sie
dringend notwendig gewesen, weil man "im Wirtschaftsboom erkannt hat,
dass dem Verbraucher gegenüber der Industrie ein neutrales Korrektiv
an die Seite gestellt werden muss". In unserer Sendung unterzieht der
frühere Sternekoch Testurteile der Stiftung zu Lebensmitteln einem
eigenen Geschmackstest.
Uschi Glas
Der Fall machte große Furore: Nachdem eine Gesichtscreme ihrer
Pflegeserie "Uschi Glas Hautnah" von Stiftung Warentest mit der Note
"mangelhaft" bewertet worden war, stürzten die Verkaufszahlen der
Produkte ab. "Warentest hat meine Produkte gekillt", sagt die
Schauspielerin. "Ich bin bis heute zu 100 Prozent davon überzeugt,
dass meine Creme einwandfrei war. Wir hatten zehntausend Tiegel
verkauft, es gab keinerlei Beschwerden, keine einzige Reklamation von
einer Kundin", so Uschi Glas. Der Hersteller der Creme klagte gegen
Stiftung Warentest, verlor den Prozess aber. Daraufhin wurde die
Produktserie vom Markt genommen. Yvonne Willicks "Deutschlands
bekannteste Hauswirtschaftsmeisterin" kämpft sich in ihren
WDR-Verbrauchersendungen ("Servicezeit", "Der große Haushaltscheck")
unermüdlich durch die Warenwelt, testet Kosmetik am eigenen Körper,
checkt Angaben auf Lebensmittelverpackungen oder untersucht
Mikrowellengeräte und Schuhe. "Schon bevor der Verbraucherschutz in
meinen beruflichen Fokus kam, war die Stiftung Warentest immer ein
Wahrzeichen für mich. Wenn wir uns etwas Neues angeschafft haben,
haben wir immer zuerst gefragt: 'Was hat die Stiftung dazu gesagt?'",
sagt die Mutter von drei Kindern.
Jörg Schieb
Millionen Nutzer, die im Internet einkaufen, stellen ihre
Produktbewertungen ins Netz. Und wer im Internet einkauft, orientiert
sich in der Regel daran. Können diese Meinungen mit den Ergebnissen
der Stiftung Warentest mithalten oder gar nützlicher sein? "Das
Kaufverhalten wird durch eine positive oder negative Bewertung
erheblich beeinflusst", weiß Jörg Schieb (ARD-Ratgeber: Internet).
Doch Branchenkenner wie er gehen davon aus, dass 20 bis 30 Prozent
der Bewertungen gefälscht sind. Stefan Genth Ein Urteil der Stiftung
Warentest entscheidet oft über den Erfolg oder Misserfolg eines
Produktes. Die Note "Gut" etwa kann erfahrungsgemäß den Umsatz eines
Produktes massiv ankurbeln. Der Hauptgeschäftsführer des
Handelsverbandes HDE mahnt deshalb zur Sorgfalt: "Die Tests haben
eine hohe Glaubwürdigkeit bei Kunden. Daraus ergibt sich eine große
Verantwortung für die Tester."
Redaktion: Carsten Wiese (WDR)
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