Unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne
vorherige Ankündigung wurden am Montag die beiden Delfine Dolly und
Donna aus dem Duisburger Delfinarium in den Tiergarten Nürnberg
transportiert. Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) kritisiert die
Trennung der Delfingruppe.
Die beiden transferierten Weibchen befanden sich seit ihrer Geburt
im Jahr 2007 zusammen in einer Delfingruppe mit ihrem Vater Ivo,
einem ursprünglicher Wildfang, und dem Weibchen Pepina, ebenfalls ein
Wildfang und Mutter von Donna. Zu der Gruppe gehört auch die Mutter
von Dolly (Delphi seit 1992) und die weiteren Nachzuchten Daisy
(1996), sowie Diego, Dörte und Darwin, die im Jahr 2011 geboren
wurden. Demnach tummelten sich bisher neun Delfine im Duisburger
Delfinarium.
Die beiden Zoos berufen sich als Begründung des Transports auf das
von den Zoos und Aquarien gegründete Europäische
Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und verweisen auf ein nachhaltiges
Zuchtprogramm. In Nürnberg waren in den letzten zehn Jahren sämtliche
sieben Nachzuchten kurz nach der Geburt verstorben. Auch wolle man
die Zucht in Duisburg nicht einschränken, heißt es in einer
Pressemitteilung der Stadt Nürnberg.
Das WDSF kritisiert eine Verletzung der Haltungsbedingungen auf
der Grundlage des Säugetiergutachtens des
Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), das seit vier Jahren
überarbeitet wird und nun am 7. Mai in Berlin in einer
Pressekonferenz im Neuentwurf vorgestellt werden soll.
WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller: "Bereits in der bisherigen
Rechtsgrundlage heißt es, dass die Delfine in harmonisierenden,
sozial verträglichen Gruppen gehalten werden sollen. Im Neuentwurf
des Säugetiergutachtens stellt das Ministerium die soziale Stabilität
als vorrangiges Ziel in den Vordergrund der Delfinhaltung. Alle
anderen Haltungsbedingungen müssen sich diesem Ziel zwingend
unterordnen. Die Zoos haben jetzt kurz vor Inkrafttreten des
Neuentwurfs gehandelt und die offenbar stabile Sozialgruppe in
Duisburg ohne Rücksicht auf Verluste auseinander gerissen."
Es sei erwiesen, dass weibliche Delfine im Freiland meist
lebenslänglich in einer Gruppe verbleiben, so das WDSF. Ein weiterer
negativer Aspekt sei das unkontrollierte Zuchtverhalten der Zoos beim
Delfinnachwuchs. Nach vielen Todesfällen habe man in Duisburg die
Anti-Babypille bei den erwachsenen Delfinweibchen abgesetzt und sei
vom dreifachen Nachwuchs im Jahr 2011 überrascht worden, meint
Ortmüller. Es hätte nach Ansicht des WDSF in absehbarer Zeit die
Gefahr einer Inzucht bestanden, wenn Dolly und Donna ebenfalls von
ihrem Vater Ivo befruchtet worden wären.
In Nürnberg werden die beiden Neuzugänge vorläufig von der
Öffentlichkeit abgeschottet und im alten Innen-Delfinarium gehalten,
so das Nürnberger Presseamt.
WDSF-Sprecher Jürgen Ortmüller: "In der über kein Sonnenlicht
verfügbaren alten Delfinhalle in Nürnberg kommt gechlortes Wasser zum
Einsatz. Bisher waren die beiden Duisburger Delfine eine biologisch
aufbereitete Wasserqualität gewohnt. Die vom Duisburger Zoodirektor
Achim Winkler noch bei der NRW-Landtags-Anhörung in der letzten Woche
bestätigte Gabe von Psychopharmaka bei Transporten stellt in
Verbindung mit dem Transportstress und der krassen Umgewöhnung der
Tiere ein unkontrollierbares Gesundheitsrisiko für die sensiblen
Delfine dar. Wir fordern daher ein Stopp dieses Delfinkarussels, ein
Nachzuchtverbot, eine Schließung der letzten beiden von ursprünglich
zwölf Delfinarien und den Verbleib der Delfine innerhalb einer Gruppe
in einer menschenbetreuten Meeresbucht mit entsprechend klimatischen
Verhältnissen."
Pressekontakt:
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