Die Zahl ärztlicher Fehler liege im Promillebereich,
sagt der Präsident der Bundesärztekammer. Recht hat er. Aber das ist
absolut kein Trost für alle, die nach einer falschen Behandlung unter
gravierenden Folgen leiden. Jeder Behandlungsfehler ist einer zu
viel; zugleich muss der Mensch als solcher akzeptieren, dass seine
Spezies zu völliger Fehlerfreiheit nicht in der Lage ist. Diese
Situation mag makaber erscheinen, bleibt aber wohl noch lange
irreversibel. Hinzu kommt eine Besonderheit der Medizin. Fehler in
diesem Feld haben sehr oft unmittelbare dramatische Konsequenzen für
die Gesundheit eines Menschen, führen nicht selten zum Tod. Die
Verantwortung des Arztes ist also eine ganz besondere. Entscheidend
ist nun, wie dieser Verantwortung nachgekommen wird. Anders
formuliert: Wird in deutschen Praxen und Kliniken unter Aufbietung
aller zur Verfügung stehender Kräfte alles getan, um Fehler zu
vermeiden? Die Antwort des Krankenkassen-Spitzenverbandes lautet
offenkundig: nein. Und das ist schockierend, muss aufrütteln. Wenn
die Rede davon ist, der Wandel zu einer verstärkten Sicherheitskultur
sei "bestenfalls eingeleitet", dann bedeutet das ein glattes
"mangelhaft". Dass die Bundesärztekammer die Lage günstiger
beurteilt, überrascht nicht. Der Patient steht mittendrin, und ihn
beschleichen ungute Gefühle. Wenigstens ist er im Durchschnitt
aufgeklärter und in der Lage, sich besser zu informieren, als dies
früher der Fall war. Größte öffentliche Aufmerksamkeit ist ein
wichtiges Mittel im Kampf gegen Fehler. Dennoch bleibt viel
Unsicherheit. Das Fehlverhalten zivil- und gegebenenfalls auch
strafrechtlich strikt geahndet werden muss, bedarf keiner Diskussion.
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