Nach Recherchen des ARD-Magazins "Panorama" gibt
es in Deutschland Ärzte, die Homosexualität als Störung betrachten
und deshalb therapieren wollen. Es besteht der Verdacht, dass solche
"Therapien" sogar mit den Krankenkassen abgerechnet werden könnten.
In einem Selbstversuch hat ein schwuler "Panorama"-Reporter Praxen
niedergelassener Ärzte besucht, die sich in strenggläubigen
christlichen Kreisen bewegen. Dort wurden ihm Behandlungen, unter
anderem eine Psychotherapie, vorgeschlagen, die seine homosexuellen
Neigungen in Richtung Heterosexualität verändern sollen. Von zwei
Ärzten erhielt er Abrechnungen zur Weiterleitung an die private
Krankenkasse. Darin diagnostizieren die Ärzte eine "psychische
Störung" oder eine "lebensverändernde Erkrankung". Der Vorsitzende
des Bundes Katholischer Ärzte, einer kleinen streng gläubigen
Medizinergruppe, Dr. Gero Winkelmann, gibt im "Panorama"-Interview
offen zu, dass der Psychotherapeut oder Arzt "tricksen" müsse, um
die Therapie abrechnen zu können.
"Panorama" hat verschiedene Krankenkassen um Stellungnahmen
gebeten. Dort heißt es, dass ihnen der Inhalt von Therapiegesprächen
nicht bekannt sei. Bei der Frage, ob die Abrechnung von
Veränderungsversuchen zulässig sei, verweisen etwa die Techniker
Krankenkasse, die AOK und die Barmer Krankenkasse auf die
Therapiehoheit der Ärzte und auf komplexe Genehmigungsverfahren. Der
Verband der Privaten Krankenversicherung schreibt, dies sei eine
rechtliche Frage, die Entscheidung liege nicht beim Verband.
Die Bundesärztekammer hat in einer Stellungnahme erneut betont,
dass Homosexualität keine Krankheit sei und somit folglich auch
keinerlei Heilung erfordere. Ob bei Behandlungen ein Verstoß gegen
eine ärztliche Berufsordnung vorliege, der ein berufsrechtliches
Verfahren nach sich ziehen könne, könne nur in Kenntnis des konkreten
Falls und nur von der entsprechenden Ärztekammer beantwortet werden.
Der "Panorama-Reporter" hat die Umpolungs-Behandlungen inzwischen
abgebrochen.
"Panorama": Donnerstag, 8. Mai, 21.45 Uhr, Das Erste
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