5-6% der deutschen Schulkinder leiden an einer Legasthenie, einer Lese- und Rechtschreibstörung. Oft wird diese Störung zu spät erkannt, meist erst dann, wenn die Kinder psychische Probleme entwickeln, wie Angst vor der Schule, morgens Bauch- und Kopfschmerzen haben, berichtet der Kinder- und Jugendpsychiater Gerd Schulte-Körne von der LMU München, der als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates das Tagungsprogramm des Erfurter Kongresses gestaltet hat. Legasthenie ist ein lebenslanges Problem; die deutlich verlangsamte Lesegeschwindigkeit und das beeinträchtigte Leseverständnis, die vielen Rechtschreibfehler - trotz intensiven Übens - beherrschen die Schullaufbahn der betroffenen Kinder. Nicht wenige dieser Kinder werden als Erwachsene zu funktionalen Analphabeten, mit den damit verbundenen psychosozialen Benachteiligungen, berichtet Cordula Löffler von der PH Weingarten. Das Wegbleiben von der Schule, ein schlechter Schulabschluss trotz guter Begabung, vermehrte psychische Auffälligkeiten, all dies sind Folgen der Legasthenie, ergänzt Günter Esser von der Universität Potsdam.
Wie kann diesen Kindern, Jugendlichen und ihren Familien geholfen werden? Was kann die Schule tun? Es gibt unglaublich viele, sehr unterschiedliche Angebote der Hilfen, über deren Wirksamkeit bisher wenig bekannt ist. Eine Metaanalyse, deren Ergebnisse erstmals öffentlich in Erfurt vorgestellt werden, hilft, die wirksamen von den unwirksamen Methoden zu trennen. Trainings der Augenbewegungen, der Unterscheidung von Tönen, das Verwenden von speziellen Brillen oder ein Medikament, helfen nicht. Hingegen sind das systematische Erlernen der Buchstaben-Laut-Zuordnung, das Durchgliedern des Wortes in seine Silben, das Erkennen der orthographischen Regelmäßigkeiten der Wörter wichtige Ansätze einer erfolgreichen Förderkonzeption, berichten Katharina Galuschka, Elena Ise und Gerd Schulte-Körne, die diese Studie durchgeführt haben.
Jedoch werden diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Praxis oft nicht umgesetzt, beklagt Christine Sczygiel, Bundesvorsitzende des BVL, stellvertretend für die Eltern der Kinder mit einer Legasthenie. Es gibt jedoch Ausnahmen, wie Margarete Ruhnke von der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Bonn zeigt. Systematische Fortbildung der Lehrer, Einbindung der Eltern, individuelle LRS-Förderung für die Schüler in Gruppen, klare Zuständigkeiten in der Schule für die alle Fragen zur Legasthenie haben zu einem wirkungsvollen Schulkonzept geführt, das kürzlich vom BVL ausgezeichnet wurde.
In über 50 Symposien zu zentralen Themen der Legasthenie und Dyskalkulie haben Kongressbesucher die einzigartige Möglichkeit, in den Austausch mit anerkannten Wissenschaftlern und Praktikern zu gehen. In 16 Workshops werden zusätzlich praktische Übungen und vertiefende Informationen zu Diagnostik und Förderung bei Legasthenie und Dyskalkulie angeboten. Anmeldungen zum Kongress sind an der Tageskasse im Congress Center Erfurt möglich. Das Gesamtprogramm ist eingestellt auf der Startseite http://bvl-legasthenie.de/
Weitere Informationen zum 18. BVL-Kongress und zum Thema Legasthenie und Dyskalkulie sowie zum Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. sind im Internet unter http://www.bvl-legasthenie.de abrufbar.
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