fit und munter - Krankenhausmarkt im Wandel / Deloitte Health Care Indikator zeigt ansteigenden Bedarf bis 2030

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Krankenhausmarkt im Wandel / Deloitte Health Care Indikator zeigt ansteigenden Bedarf bis 2030


Trotz Bevölkerungsrückgang in
Deutschland werden die Fallzahlen stationär behandelter Patienten von
heute über 19 Millionen jährlich auf 22 Millionen im Jahr 2030
anwachsen. Dabei wird die durchschnittliche Verweildauer sinken. Der
Anteil der Patienten im Alter über 60 Jahre an Pflegetagen wird
innerhalb der nächsten 16 Jahre von heute 58 auf 67 Prozent steigen.
Insgesamt wird sich der bestehende Überhang bei der Bettenkapazität
bis 2025zu einem Unterangebot wandeln. Das zeigt der Deloitte Health
Care Indikator 2014: Er prognostiziert die stationäre
Nachfrageentwicklung bis 2030 - in regionaler, demografischer und
disziplinärer Hinsicht. Danach werden die Fallzahlen vor allem in
Neurologie, Augenheilkunde, Orthopädie, Urologie und Innerer Medizin
am deutlichsten ansteigen. Regional betrachtet werden sich die in
vielen Bundesländern vorherrschenden Überkapazitäten schon bis 2020
in ein Unterangebot verwandeln - mit Ausnahme Sachsen-Anhalts.

"Die regionale Über- oder Unterversorgung mit Krankenhausbetten
ist von großem öffentlichem Interesse. Mit dem Health Care Indikator
hat Deloitte zusammen mit der Hochschule Rhein-Waal ein
Prognoseinstrument entwickelt, das zur Objektivierung der Diskussion
beitragen kann", betont Dr. Gregor-Konstantin Elbel, Partner und
Leiter Life Sciences & Health Care bei Deloitte.

Mehr stationäre Patienten - aber kürzere Verweildauer

In Deutschland gibt es knapp 2.000 Krankenhäuser. Sie sollen eine
flächendeckende Versorgung garantieren. In den nächsten ein, zwei
Dekaden könnte diese Rechnung nicht mehr aufgehen, wie die
vergangenen Jahre zeigen: So sind die Krankenhausfälle seit 2005 um
jährlich 1,6 Prozent angestiegen, die Verweildauer aber von 8,5 auf
7,6 Tage im Jahr 2012 gesunken. Unter dem Strich bedeutet das einen
Rückgang von 346.000 Belegungstagen im Jahr 2012 gegenüber 2005.
Dennoch ist aufgrund des Krankenhausbettenabbaus im selben Zeitraum
die Klinikauslastung von 76,7 auf 80,7 Prozent gestiegen.

Altersgruppe 60+ bestimmt die Entwicklung

Die Bevölkerungszahl der BRD geht zurück - dennoch werden die
Fallzahlen bis 2030 von 19,4 auf 22 Millionen ansteigen. Dabei
verlangsamt sich der Anstieg von heute knapp 300.000 zusätzlichen
Fällen pro Jahr auf 162.000. Für den fortdauernden Anstieg sorgt in
erster Linie die Altersgruppe über 60 Jahren. Bis 2030 wächst ihr
Anteil an den Fallzahlen von derzeit 51 auf 61 Prozent im Jahr 2030 -
ein Anstieg um 3,5 Millionen Fälle. Dasselbe gilt für ihren Anteil an
den Pflegetagen bis 2030 (von 58,4 auf 67,4 Prozent) - zwei von drei
Krankenhausbetten werden künftig von Patienten ab 60 Jahren belegt.

Fallzahlen nehmen bundesweit zu - mit einer Ausnahme

Nach Bundesländern betrachtet, wachsen in Bayern,
Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Berlin die
Fallzahlen, während sie in vielen östlichen Bundesländern nur langsam
steigen und in Sachsen-Anhalt sogar stagnieren. Beim Bettenangebot
ist in Baden-Württemberg, Berlin, Schleswig-Holstein und
Niedersachsen trotz aktueller Überkapazitäten schon 2020, in Bayern
bis 2025 mit einer Unterversorgung zu rechnen. Bundesweit entwickelt
sich der Abbaubedarf von sechs Prozent der Kapazität zu einem
zusätzlichen Bettenbedarf von vier Prozent der vorhandenen Kapazität
im Jahr 2030.

Fallabnahme bei Geburtshilfe

In den Fachabteilungen entwickeln sich die Fallzahlen
unterschiedlich: Vor allem in der Neurologie, der Augenheilkunde, der
Orthopädie, der Urologie und der Inneren Medizin ist eine Zunahme zu
erwarten. Auch die Chirurgie muss mit erheblich mehr Fallzahlen
rechnen. Hier - wie auch in der Inneren Medizin - liegt die
Größenordnung bei einer halben bis über einer Million zusätzlicher
Fälle. In der Frauenheilkunde und Geburtshilfe hingegen rechnet man
mit einem deutlichen Rückgang zwischen vier und fünf Prozent.

Bettenangebot: von der Über- zur Unterversorgung

Bei einer Soll-Auslastung von 85 Prozent existiert heute eine
Bettenüberkapazität von 5,5 Prozent, diese wird sich im Jahr 2025
jedoch in eine Unterversorgung verwandelt haben. Das bedeutet: Im
Jahr 2030 müssten gegenüber heute bundesweit zusätzlich
Versorgungskapazitäten in Höhe von 3,7 Prozent bereitgestellt werden,
um dem voraussichtlichen Bedarf zu entsprechen. Der größte
Anpassungsbedarf zeigt sich bei der Neurologie - hier liegt er bei
knapp 30 Prozent. Auch in der Inneren Medizin und der Urologie ist er
hoch, nur in Frauenheilkunde und Geburtshilfe besteht Abbaubedarf.

"Angesichts der Prognosen und den aufgezeigten deutlichen
Verschiebungen der Bedarfe auf regionaler Ebene oder zwischen
verschiedenen medizinischen Disziplinen ist ein nachhaltiger Umbau
der Gesundheitsversorgung nötig. Der wichtigste Faktor ist die
Alterung der Bevölkerung. In einigen Regionen Deutschlands wird sie
so rapide voranschreiten, dass der Versorgungsbedarf ebenso stark
wächst. Hier scheint ein weiterer Kapazitätsauf- und umbau trotz
gegenwärtiger Überversorgung im Sinne des Aufbaus der
Gesundheitsversorgung zukünftig notwendig zu werden", resümiert Dr.
Gregor-Konstantin Elbel.

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