fit und munter - Rückenleiden: Muss immer sofort operiert werden?

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Rückenleiden: Muss immer sofort operiert werden?

Die Zahl der operativen Wirbelsäuleneingriffe ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Allein 2011 wurden bundesweit 229 000 Operationen durchgeführt. Zeitgleich kamen in den letzten Jahren Stimmen auf, es würde zu viel und zu oft operiert. Dr. Alexander Kreß von der Praxis Orthopädie Chirurgie Erlangen-Ebermannstadt hat sich auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen aller Art spezialisiert.
Herr Dr. Kreß, was sagen Sie zu den Vorwürfen, es wird zuviel und vielleicht sogar unnötig operiert?

Der deutliche Anstieg an Wirbelsäulenoperationen in den letzten Jahren ist natürlich auffallend. Meiner Ansicht nach ist eine Ursache dafür, dass es in den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung der Operationstechniken und Materialien gegeben hat. Dadurch kann jetzt viel mehr Menschen geholfen werden als früher. Aus meiner Sicht hat die moderne Wirbelsäulenchirurgie viel mehr Menschen vor dem Rollstuhl bewahrt als dass sie sie in den Rollstuhl gebracht hat.


Wann sollte Ihrer Meinung nach operiert werden?

Prinzipiell muss man immer zwischen einfachen Funktionseinschränkungen und akuten Wirbelsäulenerkrankungen wie z.B. Brüchen, Entzündungen oder Tumoren unterscheiden. Letztere bedürfen meist einer sofortigen und oft auch operativen Behandlung, während die anderen Leiden zwar Schmerzen verursachen, in den meisten Fällen jedoch mit einer konservativen Therapie behandelbar sind. Klassische Krankheitsbilder sind hier z.B. Bandscheibenvorfälle, Einengungen des Rückenmarkskanals, Verschleiß von Wirbelkörpern und Bandscheiben oder Wirbelsäulenverkrümmungen. Erst wenn alle konservativen Maßnahmen versagen, sollte eine operative Intervention erfolgen.

Mit welchen Methoden kann hier behandelt werden?

Abhängig von der Art der Wirbelsäulenerkrankung erfolgt die konservative Behandlung in der Regel durch Krankengymnastik, medikamentöse Schmerztherapie, Chirotherapie oder durch Spritzen an die Wirbelsäule. Operativ reicht das Spektrum von der Entfernung von Bandscheibenvorfällen, der Weitung des Rückenmarkkanals und der Stabilisierung von Brüchen bis hin zu langstreckigen Versteifungen, um Fehlstellungen zu korrigieren.

Wann sollte aus Ihrer Sicht eine Wirbelsäulenoperation durchgeführt werden?

Hier spielen viele Faktoren eine Rolle, zuvorderst natürlich welche Wirbelsäulenerkrankung vorliegt. Wichtig ist aber auch, welche Auswirkung die Erkrankung auf den Alltag des Patienten hat. Das Alter und Vorerkrankungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Erst nach einer umfassenden Aufklärung des Patienten sollte dieser dann gemeinsam mit dem Arzt die Entscheidung zur Operation fällen.

Herr Dr. Kreß, Danke für das Gespräch!


Über Dr. med. Alexander Kreß
Dr. med. Alexander Kreß ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, spezialisiert auf Wirbelsäulenchirurgie, bei der Orthopädie Chirurgie Erlangen-Ebermannstadt, absolvierte sein Studium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wo er 2006 promovierte. Nach Tätigkeiten in Hamburg, Esslingen und Erlangenverstärkt er seit 2013 das Team der OC Erlangen. Dr. Kreß kann auf langjährige Erfahrung in konservativer als auch operativer Therapie zurückblicken.
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