Bei Vorfällen mit gefährlichen Öldämpfen, sogenannten
"Fume Events", in Flugzeugen gibt es deutlich mehr Fälle, als den
Behörden bisher gemeldet wurden. Nach Recherchen des ARD-Magazins
"Monitor" hat es bei der Lufthansa allein auf Flügen mit dem Airbus A
380 in den Jahren 2012 und 2013 mindestens 125 Vorfälle mit Öldämpfen
gegeben. Offiziell gemeldet hat das Unternehmen an die zuständigen
Behörden (Luftfahrtbundesamt und Bundesstelle für Flugsicherheit)
aber nur 29, also nicht mal ein Viertel davon. Dies geht unter
anderem aus einer der internen Datenbanken der Lufthansa hervor, die
"Monitor" einsehen konnte. In ihr sind alle "Fume Events" gelistet,
die vom Flugpersonal gemeldet wurden.
Nicoley Baublies, Vorsitzender der Gewerkschaft Unabhängige
Flugbegleiter Organisation (UFO), bestätigt die Zahlen. Gegenüber
"Monitor" kritisiert er, dass die Airlines nicht alle Fälle gemeldet
hätten und macht dafür auch die zuständigen Behörden verantwortlich,
weil sie es in die Obhut der betroffenen Airlines gelegt haben,
welche Vorfälle überhaupt gemeldet werden."
Auf Nachfrage erklärt Lufthansa der "Monitor"-Redaktion dazu
schriftlich, dass man die Crews auf den Airbus 380 dazu angehalten
habe, jegliches Auftreten von außergewöhnlichen Gerüchen - und
explizit auch schon geringste Geruchswahrnehmungen - an Bord
unmittelbar zu melden. Eine hohe Anzahl von internen Meldungen sei
daher logisch und gewünscht. "Diese Geruchsvorfälle erfüllen jedoch
nicht die o. g. Meldekriterien, sodass sie mit den meldepflichtigen
Ereignissen nicht vergleichbar sind".
Laut Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO hätten aber deutlich mehr
Fälle an die Aufsichtsbehörden gemeldet werden müssen. Eklatant dabei
ist, dass 65 dieser Fälle tatsächlich auch zu Symptomen bei
betroffenen Kollegen geführt haben - "Teilweise sind die Kollegen
immer noch erkrankt", sagte Baublies gegenüber "Monitor". Erstaunlich
natürlich, dass dann nur so wenige Fälle durchgemeldet worden sind an
die Behörden."
Die "Monitor"-Stichprobe lässt auch Zweifel an den Zahlen einer
gerade veröffentlichten Studie der Bundesstelle für
Flugunfalluntersuchung (BfU) aufkommen. Darin hatte die BfU vor zwei
Wochen erstmals eingeräumt, dass "Fume Events" zu körperlichen
Schädigungen führen können und in manchen der ihr gemeldeten Fällen
sogar eine hohe Unfallwahrscheinlichkeit wegen aufgetretener Öldämpfe
in Flugzeugen bestanden habe. Nach der "Monitor"-Stichprobe stellt
sich nun die Frage, ob es nicht noch viel mehr als die von der BfU
untersuchten 663 Fälle seit 2006 gegeben hat.
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