fit und munter - Zwangsstörung als heimliche Krankheit - wenn das Verlangen nach Sicherheit jeden Spielraum einzwängt

fit und munter

Zwangsstörung als heimliche Krankheit - wenn das Verlangen nach Sicherheit jeden Spielraum einzwängt


Kennen Sie auch die Situation vor dem
Aufbruch in den Familienurlaub? Sie sitzen im Auto, überlegen noch
kurz, ob Sie die Pässe auch wirklich eingepackt haben, der Herd auch
wirklich aus ist. Sie gehen alles in Gedanken noch einmal durch - es
fällt Ihnen aber schwer sich zu erinnern, Sie schauen doch lieber
noch einmal nach.

Situationen, die fast jeder kennt. Aber je wichtiger eine Handlung
für uns ist, desto sorgfältiger wird diese auch geplant und umso mehr
können wir in diesen Situationen eingreifen und die Pässe noch
schnell holen oder den Herd noch ausschalten. Die entstehende innere
Unruhe und die Unsicherheit sind Sicherheitsmaßnahmen, die zuerst
einmal notwendig und sinnvoll sind. Wenn diese Zeichen überhand
nehmen, können sie zum Problem werden. teilweise aber auch krankhaft
sein.

Zwangsstörungen - eine nicht seltene Krankheit in Deutschland

In Deutschland sind etwa zwei Millionen Menschen von
behandlungsbedürftigen Zwangsstörungen betroffen. Die Zahl derer, die
lediglich vorübergehend von Zwängen belastet werden, dürfte weitaus
höher sein. Dies ist der Grund, warum die Zwangsstörung auch als
"heimliche Krankheit" bezeichnet wird - die Angst davor, von anderen
ausgelacht oder nicht ernst genommen zu werden, veranlasst viele
Betroffene, sich mit ihrem Leid zurückzuziehen. "Auch wenn
Zwangsbetroffene Kontakt zu Psychiatern oder Psychotherapeuten
herstellten, berichten sie selten spontan von ihren Zwängen - sondern
eher über Stimmungsprobleme, Ängste und Probleme mit ihrem Umfeld.
Der Zwang ist oft eine heimlich gelebte Erkrankung und hält sie eben
wie in einem Käfig, der fast jeden Spielraum auf ein spontanes Leben
nimmt, aus dem sie nicht ohne Weiteres rauswollen, weil der Preis
dafür massive Angst wäre; aber es gibt auch die gesunden Teile, die
merken, dass die Zwänge in einer Welt außerhalb der Angst nicht
wirklich sinnvoll sind. Und in diesem Hin und Her dauert es oft Jahre
bis zu einer Behandlung", sagt Christian Klesse, der leitende
Psychologe der Rhein-Jura Klinik.

Krankheitsbild von Zwangsstörungen

Am häufigsten leiden Zwangserkrankte unter Kontroll- oder
Waschzwängen. Kontrollzwänge äußern sich dadurch, dass der Betroffene
Angst hat, etwas zu übersehen und dadurch schreckliche Folgen
verursacht. Um dies zu verhindern, müssen die Zwangshandlungen (z.B.
mehrfaches Kontrollieren, ob eine Tür geschlossen ist, die Fenster zu
oder Lichter aus sind, bei Tätigkeiten eine bestimmte Reihenfolge
einhalten zu müssen ...) unbedingt zu Ende geführt und/oder
ritualisiert werden. Diese Kontrollzwänge können sich in fast jedem
Lebensbereich äußern: beim Autofahren, in der Küche, bei der Arbeit.
Bei Waschzwängen dominiert die Angst vor Verunreinigung und die
darauf mögliche Ansteckung mit schweren Krankheiten. Waschzwänge oder
auch Putzzwänge treten oft gemeinsam mit Kontrollzwängen auf, da der
Betroffene kontrollieren wird, ob sein Gegenüber beispielsweise
saubere Hände hat, bevor er ihn per Handschlag begrüßt.
Gedankenzwänge stellen Zwangshandlungen dar, die rein auf mentaler
Ebene stattfinden. Demnach versucht der Betroffene durch mentales
Zählen oder innerliches Sprechen ritualisierter Gebete, seine
Anspannung und Unruhe zu kontrollieren.

Wie entstehen Zwangsstörungen?

Es wird davon ausgegangen, dass bei der Entstehung von
Zwangsstörungen sowohl genetische und psychische Faktoren als auch
Störungen im Hirnstoffwechsel beteiligt sind. Wissenschaftler haben
herausgefunden, dass bei Zwangserkrankten Regelkreise zwischen
bestimmten Gehirnregionen gestört sind. Somit können einmal begonnene
Handlungen nicht richtig zu Ende gesteuert werden, und die
Betroffenen müssen die Gedanken oder Prozesse stets in der gleichen
Art und Weise wiederholen. "Es ist aber auch bekannt, dass z.B.
Erziehungsstile, die hohe Verantwortung, Verhaltenskonsequenzen und
Schuldzuweisungen betonen, aber auch von Kontrolle, Überbehütung,
Verlangen nach Ordnung und Perfektion oder auch von Ablehnung und
Strafe geprägt sind, das Auftreten von Zwängen begünstigen, wenn eine
Veranlagung hierfür besteht", erklärt Christian Klesse.

Therapie von Zwängen

Lange Zeit galt die Zwangsstörung als chronisch verlaufende und
nicht behandelbare Störung. Erst vor 50 Jahren hat man
herausgefunden, dass durch eine Konfrontationsbehandlung Erfolge in
der Behandlung von Zwangsstörungen erzielt werden können. Patienten
wurden unter therapeutischer Begleitung mit angstbesetzten
Situationen aktiv konfrontiert und verzichteten dabei darauf, durch
Zwangshandlungen die Anspannung oder Angst zu lindern. "Die
Betroffenen gehen immer wieder ins Zwangshandeln, weil sie denken,
wenn ich's ließe, hätte das drastische Auswirkungen. Wenn sie nun in
der Therapie nicht mehr zwängeln, obwohl die gefühlte Gefahr z.B. vor
Ansteckung oder Schaden für andere und sich selbst groß ist - und die
Folgen bleiben dann aus, dann wirkt das natürlich sehr nachhaltig",
erklärt der ausgebildete Verhaltenstherapeut Klesse, der betont, wie
wichtig die Arbeit an einem bewusst steuernden Umgang mit Gefühlen
für die Therapie von Zwängen ist: "Zwänge sind ein Instrument, mit
dem die Betroffenen Gefühle steuern - und gleichsam der Ast, auf dem
sie sitzen. Den kann man nicht einfach absägen, ohne etwas besser
Passendes als die Zwänge erarbeitet und erprobt zu haben." Auch die
medikamentöse Behandlung kann zu einer Symptomreduktion führen.

Als das bewährteste Behandlungsverfahren bei Zwangsstörungen hat
sich auch bei uns in der Rhein-Jura-Klinik die kognitive
Verhaltenstherapie bewährt, die wir bei individuellem Bedarf mit
einer medikamentösen Behandlung kombinieren. Etwa 80% der Patienten
profitieren von der kognitiven Verhaltenstherapie, und bei etwa der
Hälfte davon kann eine Symptomreduktion um ca. 70% erreicht werden.
"Es ist auch wichtig, das Umfeld in die Behandlung miteinzubeziehen.
Denn auch dieses ist oft genug genötigt, mit im Käfig zu leben -
zumindest wird es mehr oder weniger ins Zwangssystem einbezogen. Und
hier muss es raus, um die oft angespannten Beziehungen zu entlasten.
Manchmal wissen oder ahnen die Angehörigen aber auch nichts von der
belastenden Zwangssymptomatik - und hier sind dann Informationen über
Zwangsstörungen sowie seitens des Betroffenen ein gesundes Maß an
Kommunikation über die Zwangsgedanken gefragt", meint Christian
Klesse.

Professionelle Behandlung von Zwangsstörungen in der Rhein-Jura
Klinik

Professionelle Hilfe erhalten Sie bei uns in der Rhein-Jura-Klinik
in Bad Säckingen. Sowohl unsere Psychologen als auch unsere
behandelnden Ärzte stehen Ihnen gerne zur Seite. Als Betroffener von
Zwangsstörungen aber auch als Angehöriger nehmen wir Sie mit Ihrem
Anliegen ernst und entwickeln gemeinsam mit Ihnen einen optimalen auf
Sie und Ihre Bedürfnisse abgestimmten Therapieplan, um Sie auf dem
Weg aus der Zwangserkrankung zu unterstützen. Weitere Informationen
erhalten Sie hier:
http://www.rhein-jura-klinik.de/therapie/therapie.php



Pressekontakt:
Sabine Pirnay-Kromer
Rhein-Jura Klinik
Schneckenhalde 13
79713 Bad Säckingen Tel.: + 49 (0) 7761 / 5600 0
Fax: + 49 (0) 7761 / 5600 105
Email: s.pirnay@rhein-jura-klinik.de
Internet: www.rhein-jura-klinik.de
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