Human- und Veterinärmediziner müssen im
Kampf gegen Antibiotikaresistenzen endlich miteinander anstatt
übereinander reden und gemeinsam handeln. Das hat der Präsident des
Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Hans-Joachim
Götz, Ende vergangener Woche in einem Schreiben an
Bundesgesundheitsminister Gröhe und Bundeslandwirtschaftsminister
Schmidt deutlich gemacht. Weil die organisierte Ärzteschaft einem
gemeinsamen Dialog bislang ablehnend gegenüber steht, hat er die
beiden für dieses wichtige Thema zuständigen Bundesminister
aufgefordert, einen "Runden Tisch" für lösungsorientierte
Diskussionen zwischen den Vertretern der führenden human- und
veterinärmedizinischen Verbände einzurichten. Tierärzte und Ärzte
sollen sich nach dem Willen des bpt-Präsidenten gemeinsam im Sinne
des AMR-Aktionsplans der EU-Kommission und der Deutschen
Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) für einen restriktiven Einsatz
von Antibiotika gemäß Leitlinien einsetzen und effektive Lösungen
entwickeln, die über die jeweiligen Kanäle an die Tierärzte und Ärzte
kommuniziert werden, um für die nötige Achtsamkeit und Verantwortung
zu werben. Gleichzeitig könnte so künftig auch die Öffentlichkeit
adäquat informiert werden.
Hintergrund für den erneuten Vorstoß des Tierärzteverbandes, in
lösungsorientierte Diskussionen mit der organisierten Ärzteschaft
einzutreten, ist die Tatsache, dass die Verantwortung für die
Resistenzlage in der Humanmedizin seitens der Humanmediziner mit
zunehmender Tendenz allein dem Antibiotikaeinsatz in der Tiermast
zugeschoben wird. Der durch das eigene Verschreibungsverhalten und
die mangelnden Hygienemaßnahmen in deutschen Krankenhäusern
verursachte Selektionsdruck und die Verbreitung von resistenten
Bakterien dagegen wird jedoch mit keinem Wort erwähnt.
Jüngstes und eklatantestes Beispiel dafür ist die Entschließung
des 117. Deutschen Ärztetages zum Thema "Bekämpfung multiresistenter
Keime". Danach wird angesichts der Zunahme der multiresistenten Keime
in den letzten Jahren gefordert, dass keine Zeit mit Dokumentation
verloren gehen darf und die Politik zeitnah geeignete Maßnahmen
treffen soll, um den Einsatz der Antibiotika in der Tiermast
tatsächlich zu vermindern. Sei doch der Antibiotikaverbrauch in der
Veterinärmedizin doppelt so hoch wie in der Humanmedizin. Aus welcher
Quelle der Deutsche Ärztetag wie auch andere Publizisten Daten über
den Antibiotikaverbrauch in der Humanmedizin beziehen, bleibt indes
im Ungewissen. Bis heute steht keine Statistik zur Verfügung, die
diesen ähnlich transparent wie in der Veterinärmedizin durch die
Zahlen des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und
Information (DIMDI) darstellt.
"Eine derart einseitige Darstellung, die notwendige Maßnahmen im
eigenen Bereich vermissen und gleichzeitig den aktuellen Stand der
Wissenschaft außer Acht lässt, kann nicht länger hingenommen und von
der Politik ignoriert werden", unterstreicht Götz in seinem
Schreiben, "schließlich wurde die DART nicht allein erarbeitet, um
der Antibiotika-Resistenzbekämpfung bei Tieren Rechnung zu tragen,
sondern auch der bei Menschen."
Schreiben v. Dr. H.-J. Götz an die Bundesminister Gröhe und
Schmidt zum Download unter www.tieraerzteverband.de
Ansprechpartner f. d. Meldung:
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