Mit der Ausstellung "Konstellationen. Mendelssohn und Brahms"
stellt das Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck (MHL) ab 4.
Juli zwei der erfolgreichsten Komponisten des 19. Jahrhunderts
gegenüber. Zu den 70 hochkarätigen Exponaten gehören zwei
Mendelssohn-Aquarelle, das Autograph einer Mendelssohn-Motette aus
dem Nachlass von Johannes Brahms sowie zum Teil unveröffentlichte
Briefe, Photographien und Programmzettel. Die Schau begleitet den
diesjährigen Mendelssohn-Schwerpunkt des Schleswig-Holstein Musik
Festivals (SHMF).
Felix Mendelssohn (1809-1847) und Johannes Brahms (1833-1897)
gehören zu den führenden Komponisten ihrer Zeit. Die Schau zeigt auf,
wie viele Querverbindungen zwischen den beiden gebürtigen Hamburgern
existieren und spürt damit einer Komponisten-Konstellation nach, die
bislang kaum in den Blick genommen wurde. Nach Mendelssohns Tod 1847
erlebte der junge Brahms den Nachruhm Mendelsohns im Freundeskreis um
Robert Schumann unmittelbar. Zahlreiche Exponate der vom Leiter des
Lübecker Brahms-Instituts Wolfgang Sandberger und seinem Mitarbeiter
Stefan Weymar kuratierten Ausstellung dokumentieren diese
Beschäftigung mit Mendelssohn im Schumann-Kreis. Darüber hinaus
widmet sich die Ausstellung weiteren Mendelssohn-Erfahrungen, die
Brahms in seiner Tätigkeit als Pianist, Dirigent, Komponist und
Sammler machte.
Dazu Wolfgang Sandberger: "Bei allen Unterschieden in Temperament,
Lebensumständen und Karriere gibt es doch verblüffende
Gemeinsamkeiten. Dazu gehört die gemeinsame Begeisterung für die
Musik der Vergangenheit. Wir zeigen als kostbare Leihgabe der
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien das Mendelssohn-Autograph der
Motette 'Mitten wir im Leben sind'. Das Autograph hat Brahms einst
besessen und hat das Werk 1864 auch aufgeführt." Dass Brahms
Mendelssohn tatsächlich bewunderte, zeigt ein mehrfach überliefertes
Bonmot von 1874: "Alle meine Werke gäbe ich drum, wenn ich eine
Ouvertüre wie die Hebriden von Mendelssohn hätte schreiben können."
Weitere Aspekte der Ausstellung sind unter anderem die
Schweiz-Begeisterung, die beiden Komponisten als Inspirationsquelle
diente sowie ihr Verhältnis zu Richard Wagner und zur Gattung Oper.
So zeigt die Ausstellung unter anderem Wagners Schrift über "Das
Judentum in der Musik", in der er den Komponisten 1850 denunzierte.
Auch gegen Brahms und dessen "Enthaltsamkeitskirche", in der stets
nur Kammermusik gespielt werde, polemisierte Wagner. Die Exponate zu
Mendelssohns gescheitertem Opernprojekt "Loreley" nach Texten des
Dichters Emanuel Geibel verweisen gar nach Lübeck.
Mit einem Vortrag zu Mendelssohn und Brahms wird die Ausstellung
am Freitag, 4. Juli um 18 Uhr vom Dirigenten, Musikwissenschaftler
und diesjährigem Siemens-Musikpreisträger Peter Gülke (Weimar)
eröffnet. Unter Leitung von Wolfgang Sandberger veranstaltet das SHMF
in Verbindung mit dem Brahms-Institut am Samstag, 5. Juli von 9.30
bis 17 Uhr im Lübecker Behnhaus ein internationales Symposium zum
Festival-Schwerpunkt. Unter dem Titel "Mendelssohn und die deutsche
Musikkultur" nähert sich das Symposium Mendels-sohns Wirken als
Dirigent, Organisator, Konservatoriumsgründer und
Generalmusikdirektor, das ihn zu einem der großen Impulsgeber der
deutschen Musikkultur machte. Ausgewiesene Experten erörtern sein
Verhältnis zur Literatur, Malerei und Religion und befassen sich auch
kritisch mit Vorurteilen zur Person und zum Werk Mendelssohns, dem
nachgesagt wurde "Bildungsmusik" oder "religiösen Kitsch" zu
produzieren. Informationen und Anmeldung zum Symposion über die
Ticket-Hotline 0431/237070 oder online über www.shmf.de.
Eine Dokumentation zu Ausstellung und Symposion ist in der
Publikationsreihe des Brahms-Instituts in Planung (Edition Text und
Kritik, München). Die Ausstellung ist im Lübecker Brahms-Institut in
der Villa Eschenburg bis zum 13. Dezember 2014 jeweils mittwochs und
samstags zwischen 14 und 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Pressekontakt:
Pressestelle der Musikhochschule Lübeck
Susanne Pröpsting
presse@mh-luebeck.de
0451/1505-123