Die Beliebtheit von Kaffee führt dazu, dass die Ansprüche an dessen Qualität zunehmend steigen. Vor dem Hintergrund eines wachsenden Weltmarkts für Spitzenkaffees hat sich das Quality Coffee Institite gebildet. Die Non-Profit-Gesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, das Kaffee-Business international zu vernetzen und zu vertreten sowie stetige Qualitätsverbesserung anzustreben. Um Kaffeebauern, Händlern, Röstern und Konsumenten dabei Orientierung zu bieten, wurde das Q(uality)-Grading-System (System zur Qualitätsbewertung) entwickelt: In dessen Rahmen bildet das Institut als einziges weltweit zum Q-Grader, einem Kaffee-Sachverständigen auf höchstem Niveau, aus.
Der Titel ist begehrt: Tragen darf ihn nur, wer eine insgesamt 10-tägige Prüfung in sämtlichen Bereichen zum Thema Kaffee, Aromakunde, Sensorik, Röstung, Q-Grading und ähnlichem besteht. Damit ist die Bezeichnung "Q-Grader" gleichbedeutend mit einem Kaffee-Spezialisten, wie man ihn international nur selten findet. Nur die wenigsten der vielen Prüflinge bestehen den Experten-Test und sind in der Lage, ihn wiederholt zu meistern. International gibt es derzeit knapp 1.000 Q-Grader, nur zwei davon in Deutschland. Thomas Eckel von der Murnauer Kaffeerösterei war und ist deutscher Vorreiter und hat Anfang des Jahres seinen Titel bei der Nachfolgeprüfung in Oslo bestätigen lassen. Damit ist er Teil der kleinen Gemeinschaft dieser außergewöhnlichen Kaffeeexperten, denen es obliegt, Kaffees als Qualitätskaffees auszuzeichnen.
Q-Grading beginnt mit der Rohware
Die Bewertung eines Kaffees durch den Q-Grader erfolgt in mehreren Schritten: Sie beginnt bei der Rohware, dem noch nicht gerösteten Kaffee. Anschließend folgt die Beurteilung der gerösteten Kaffeebohnen nach Röstfarbe und -qualität.
Verkostung mit allen Sinnen - die Bewertung beim Cupping
Nach der visuellen Bewertung des Roh- und Röstkaffees folgt die Verkostung, das so genannte Cupping. Dabei wird zunächst der Geruch (olfaktorische Wahrnehmung) beurteilt. Dadurch kann der Q-Grader das Qualitätslevel der Ware bereits eingrenzen und Aromen bestimmen und bewerten.
Es folgt die gustatorische (geschmackliche) Einschätzung des Kaffees.
Im Rahmen dieser zweistufigen Verkostung vergibt der Q-Grader anhand eines komplexen, standardisierten Bewertungsbogens maximal 100 Punkte: zehn Merkmale werden mit jeweils bis zu zehn Punkten bewertet - unter anderem Geschmack, Aroma, Vollmundigkeit, Abgang und die Ausgewogenheit des Kaffees. Bei einer genügend hohen Bewertung erhält der Kaffee die Auszeichnung "Quality Coffee". Ansonsten wird eine entsprechende Begründung herausgegeben, um Verbesserung zu ermöglichen. Anhand dieses Vorgehens wird auch jährlich die Auszeichnung "Cup of Excellence" vergeben. Die ausgewählte Jury, zu der auch Thomas Eckel zählt, kürt offiziell die weltweit besten Kaffees.
Q-Grading als Basis für stete Verbesserung
Durch diese objektive Bewertung liefert das Q-Grading-System sämtlichen Beteilgten wertvolle Hinweise auf die Qualität des Kaffees und deckt gegebenenfalls auf, wo Verbesserungsbedarf besteht.
Auch Laien ist der Einblick in das komplexe System möglich: In den Schulungen der Murnauer Kaffeerösterei führt Q-Grader Thomas Eckel in die Grundlagen des Cuppings und des Q-Grading-Systems ein.
Vereinfachte Bewertungsbögen und weiterführende Information gibt es in der Murnauer Kaffeerösterei vor Ort oder online unter www.murnauer-kaffeerösterei.de
bzw.
www.coffeeinstitute.org
Text: Carolin Zieringer