Bruce Willis kennt ihn, Julia Roberts und Rowan
Atkinson alias "Mr. Bean": den inneren Kampf gegen den Buchstaben,
der das Sprechen blockiert. Sie alle stotterten. Fünf von hundert
Kindern sind davon betroffen, meist bis zur Pubertät. Aber auch einer
von hundert Erwachsenen stottert. Erstmals können Betroffene der
Sprachblockade jetzt mit einer reinen Online-Therapie zu Leibe
rücken. Das Programm hat die Techniker Krankenkasse (TK) gemeinsam
mit dem Institut der Kasseler Stottertherapie entwickelt.
Und so funktioniert's: Über ein Jahr lang treffen sich die
Betroffenen mit ihrem Therapeuten über die Plattform Freach in einer
virtuellen Sprechstunde - mal allein, meist gemeinsam mit drei
anderen Stotterpatienten. Zu Beginn trainieren sie täglich drei bis
sechs Stunden. Nach und nach reduziert sich der Zeitaufwand auf ein
bis drei Stunden pro Woche. Ein computergestütztes Programm hilft
zudem beim Üben außerhalb der Therapiestunden.
Und die Mühe lohnt sich: "Nach unserer Therapie können die meisten
Teilnehmer flüssig sprechen", sagt Dr. Alexander Wolff von Gudenberg.
"Betroffene, die zuvor in vielen Situationen kaum ein Wort
stotterfrei über die Lippen brachten, halten Vorträge, führen
erfolgreich Verkaufsgespräche oder sprechen problemlos fremde
Menschen an", so der Gründer der Kasseler Stottertherapie. Er ist
selbst betroffen und hat einen wahren Therapiemarathon hinter sich.
Auf Basis dieser persönlichen Erfahrungen hat der Facharzt für
Allgemeinmedizin, Stimm- und Sprachstörungen das Konzept entwickelt.
"Die Teletherapie wendet sich an Stotternde ab 13 Jahren im
gesamten Bundesgebiet - teilnehmen können sie bequem von zuhause
aus", sagt Mandy Kettlitz, die das Projekt bei der TK betreut. Vor
dem Start der Onlinetherapie müssen sie sich lediglich einmal
persönlich beim Institut der Kasseler Stottertherapie vorstellen, um
zu überprüfen, ob das Programm für sie geeignet ist. Die nächsten
Termine sind der 30. Juli und der 20. August 2014. Mehr Informationen
zu dem Projekt gibt es unter dem Webcode 646540 auf www.tk.de und
unter www.teletherapie-stottern.de.
Zum Hintergrund
Wie das Stottern entsteht, ist noch nicht vollständig geklärt - es
gibt Hinweise auf neurologische und genetische Einflüsse. Außerdem
können Stress und belastende Erfahrungen dazu beitragen, Stottern
auszulösen oder zu verschlimmern. Die Sprachstörung gilt als nicht
heilbar - dennoch gibt es Hilfe: Als besonders wirksam, selbst bei
schwer stotternden Menschen, hat sich die Kasseler Stottertherapie
erwiesen. Das Erfolgsrezept: eine speziell entwickelte Sprechtechnik,
individuelles Feedback und Hilfe beim Überwinden von psychosozialen
Belastungen und Sprechängsten.
Ein Video-Interview mit dem Gründer und ärztlichen Leiter des
Instituts der Kasseler Stottertherapie, Dr. Alexander Wolff von
Gudenberg, gibt es unter www.youtube.com/tkpresse.
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