fit und munter - 1. Erlanger Ernährungskonvent

fit und munter

1. Erlanger Ernährungskonvent

Experten fordern mehr Bewusstsein für Ernährungstherapie
Erlangen, Juli 2014 – Ärzte aus Klinik und Praxis, Patienten sowie Vertreter von Politik und Kostenträgern diskutierten Anfang Juni 2014 beim 1. Erlanger Ernährungskonvent über neue Wege zu einer sicheren und effektiven Versorgung von Patienten mit Ernährungsrisiken. Initiiert wurde die hochkarätige Veranstaltung von Nutricia, dem Spezialisten für medizinische enterale Ernährung. Zu den zentralen Botschaften, die im Rahmen des Konvents erarbeitet wurden, gehören die Forderungen nach mehr Bewusstsein für Ernährungsrisiken, nach einer verbesserten Dokumentation der Ernährungstherapie in den Entlassungsunterlagen nach einem Klinikaufenthalt sowie nach einem regelmäßigen Screening mit validierten Tools im ambulanten Bereich. Nur so kann sichergestellt werden, dass eine Mangelernährung rechtzeitig erkannt und gezielt behandelt werden kann. Als erster konkreter Schritt, um das Bewusstsein für das Thema Ernährungsscreening zu schärfen, wurde ein Aktionstag in niedergelassenen Praxen angeregt.
Therapiebedürftige Mangelernährung ist ein häufiges Problem im Gesundheitswesen, das in Deutschland jedes Jahr Kosten in Höhe von etwa neun Milliarden Euro verursacht. Ziel des
1. Erlanger Ernährungskonvents war es, durch eine multidisziplinäre, sektorenübergreifende Diskussion neue Ansatzpunkte für eine sichere und effektive Versorgung von Menschen zu finden, die z. B. aufgrund von Erkrankungen oder Gebrechlichkeit nicht in der Lage sind, sich ausreichend zu ernähren.

Bessere Kommunikation zwischen stationärer und ambulanter Versorgung
Zentraler Aspekt der Diskussion war der Übergang von stationärer zu ambulanter Versorgung. So messen einer aktuellen Umfrage zufolge zwar 90% der Klinikärzte einer enteralen Ernährungstherapie große Bedeutung bei, doch weniger als die Hälfte der befragten Ärzte dokumentiert eine begonnene Behandlung mit Trinknahrung in den Entlassungsunterlagen. Da diese fehlende Dokumentation ein wichtiger Grund für den Abbruch der Therapie beim Übergang in den ambulanten Bereich sein kann, forderte Professor Dr. Cornel C. Sieber, Chefarzt am Krankenhaus Barmherzige Brüder, Regensburg, dazu auf, für eine bessere Verzahnung von Klinik und Praxis zu sorgen.

Mit validierten Screeningtools Ernährungsprobleme aufdecken
Der niedergelassene Facharzt für Allgemeinmedizin und klinische Geriatrie Dr. Peter Landendörfer, Heiligenstadt, sieht als weiteres Problem ein bisher noch geringes Bewusstsein für Mangelernährung und medizinische Ernährungstherapie bei niedergelassenen Medizinern. Da der überwiegende Teil der Patienten mit Ernährungsrisiken in der eigenen häuslichen Umgebung lebt, rief Landendörfer dazu auf, das Erfassen des Ernährungszustandes ebenso in die Routine der Praxis zu integrieren wie z.B. das Blutdruckmessen. Für dieses Screening sollten validierte Tools wie z.B. das Mini Nutritional Assessment (MNA) verwendet werden. Das Ausfüllen dieses Anamnesebogens erfordert nur einen sehr geringen Zeitaufwand und kann auch innerhalb der Praxis delegiert werden. Die alleinige Bestimmung des BMI ist dagegen nicht ausreichend, um das Risiko einer Mangelernährung abzubilden, so die Experten. Ein Aktionstag für niedergelassene Ärzte könnte ein erster Schritt sein, um mehr Bewusstsein für eine regelmäßige Ernährungskontrolle zu schaffen.

Gute Dokumentation sichert Kostenerstattung
In der Diskussion wurde auch deutlich, dass insbesondere im niedergelassenen Bereich häufig Probleme bei der Kostenübernahme von medizinischer Ernährungstherapie befürchtet werden. Diese sei aber kein Problem, wenn die Notwendigkeit ausreichend dokumentiert ist, so Michael Frank, Hilfsmittelberater bei der Barmer GEK Bayern. Dazu gehören die Dokumentation des Screenings sowie anderer Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssituation. Wichtig ist auch, das Problem genau zu definieren. So ist beispielsweise die Diagnose „Schlaganfall“ kein alleiniger Grund für die Erstattung einer Ernährungstherapie. „Ist der Patient aber in seiner Funktionalität eingeschränkt – geht der Schlaganfall also mit einer Schluckstörung einher, die eine normale Nahrungsaufnahme stark einschränkt – ist die Indikation für eine Ernährungstherapie gegeben“, so Frank abschließend.

Dagmar Dehler, Leiterin der Abteilung Public Healthcare bei Nutricia, kündigte an, dass der Erlanger Ernährungskonvent zukünftig einmal jährlich stattfinden soll. „Wir werden den interdisziplinären Dialog und die Zusammenarbeit nachhaltig fördern und so Impulse geben, um das Thema Mangelernährung stärker im ärztlichen Alltag zu verankern“ so Dehler.
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