Die jüngsten Pläne von Politik und Krankenkassen
offenbaren aus Sicht der Freien Ärzteschaft (FÄ), dass die ambulante
medizinische Versorgung der gesetzlich Versicherten endgültig an ihre
Grenzen gekommen ist. Einerseits unbegrenztes Leistungsversprechen
und andererseits Planwirtschaft mit strikter finanzieller Begrenzung
- das widerspreche sich im Kern, teilte die FÄ am Mittwoch in Essen
mit. "Terminpressing in einer 'Gröhe-Sprechstunde' mit
Vier-Wochen-Terminzwang ist weder mit ärztlicher Sorgfaltspflicht
nach dem 2013 eingeführten Patientenrechtegesetz noch mit dem
ärztlichen Berufsethos unvereinbar", kritisierte Wieland Dietrich,
Vorsitzender der Ärzteorganisation. Damit würde die
Zwei-Minuten-Medizin forciert, die Versorgung verschlechtert und
Ärzte wie Patienten würden immer unzufriedener.
Auch das aktuelle Gutachten des Sachverständigenrats im
Gesundheitswesen bietet nach Ansicht Dietrichs keine Lösung. Denn
sowohl staatliche Praxen als auch die ambulante Versorgung an
Krankenhäusern seien organisatorisch und wirtschaftlich keine
annähernd gleichwertige Alternative zu freien Arztpraxen. Das hätten
auch die vielen Pleiten Medizinischer Versorgungszentren gezeigt.
"Immerhin bestätigt das Gutachten die große Unzufriedenheit der
Vertragsärzte mit dem Honorarsystem, die bereits bei einer Umfrage
der Kassenärztlichen Bundesvereinigung deutlich zum Ausdruck kam",
sagte Dietrich.
Der FÄ-Chef weiter: "Der Gipfel ist aber der jüngste Vorschlag des
GKV-Spitzenverbands, Zulassungen künftig zu befristen. Welcher Arzt
wird unter solchen Bedingungen noch in eine Praxis investieren und
sich niederlassen? Es stellt sich die Frage, ob die Kassen noch eine
kassenärztliche Versorgung der bundesdeutschen Bevölkerung wollen -
dann könnten sie auch gleich das Ende aller Zulassungen fordern."
Ohnehin stellten die Ärzte fest, dass unter den Bedingungen der
gesetzlichen Kassen meist nur noch eine Mangelbehandlung möglich ist.
"Wir müssen uns fragen, ob die Tätigkeit als Vertragsarzt überhaupt
noch eine Existenz und eine Perspektive bietet", so Dietrich. Ohne
Kassenzulassung sei die Situation möglicherweise für viele Ärzte
besser, weil sie dann die überbordende Bürokratie, Bevormundung und
Mangelwirtschaft los wären - das käme auch den Patienten zugute.
Über die Freie Ärzteschaft e. V.
Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den
Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und
zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene
Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des
Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der
FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im
Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.
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