Vier der zehn häufigsten Operationen in deutschen Krankenhäusern
sind Gelenkoperationen. Doch gerade in diesem Bereich sind die
Risiken und Fehlerquellen bei der Behandlung hoch. Wie erfolgreich
eine Operation für den Betroffenen ist, hängt von vielen Faktoren ab.
Ganz wichtig für die Heilung und damit die Wiederherstellung der
Gelenkfunktion ist die aktive Mitarbeit des Patienten, sowohl im
Vorfeld der Operation als auch bei Nachsorge, Reha und
Physiotherapie.
Auch der Lebenswandel der Betroffenen ist Teil des
Behandlungserfolgs. Rauchen beispielsweise schadet dem
Heilungsprozess. So hält die Wirkung von auch nur einer Zigarette
mitunter einige Stunden an, sodass es zu einer schlechteren Heilung
aller Gewebearten kommt.
Die AGA, Europas größte Gesellschaft für Arthroskopie und
Gelenkchirurgie, hat einen 10-Punkteplan für eine gelungene
Gelenk-Operation erstellt, der Betroffenen umfassende Tipps gibt,
worauf es aus Medizinersicht für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zum
Wohle des Patienten ankommt.
1. Die richtige Diagnose sicherstellen
Die größte Fehlerquelle bei Gelenkoperationen ist eine unpräzise
Diagnose, die eine falsche Operations-Indikation nach sich zieht.
Patienten, denen eine Operation angeraten wird, sollten sich mit
ihrem behandelnden Arzt ausführlich austauschen und sicherstellen,
dass sie die anstehende Behandlung richtig verstehen und
nachvollziehen können. Im Zweifel sollten Betroffene die Zweitmeinung
eines anderen fachkompetenten Arztes einholen und sich erst dann für
oder gegen den operativen Eingriff entscheiden.
2. Realistische Erwartungen haben
Wie erfolgreich eine Operation am Ende ist, hängt auch ganz
wesentlich von den Erwartungen des Patienten ab. Deswegen ist eine
ausführliche Aufklärung des behandelnden Arztes über die Ziele der
Operation, aber auch über die im Anschluss notwendige Nachbehandlung
und deren Dauer von wesentlicher Bedeutung. Als Patient sollte man
darauf achten, dass all diese Punkte verständlich erklärt werden.
Ansonsten gilt: Lieber einmal zu viel als zu wenig nachfragen.
3. Für die OP einen günstigen Zeitpunkt wählen
Betroffene, die vor einer Operation stehen, sollten sich möglichst
gut auf den chirurgischen Eingriff vorbereiten. Ist eine Operation
nicht dringend angeraten, sollten Betroffene bei der Terminfindung
gut überlegen: Habe ich in der Arbeit eine Phase mit weniger Stress,
kann ich nach der OP eventuell Urlaub nehmen, habe ich jemanden, der
mich in der ersten Zeit betreut oder versorgt, ist für die anderen
Familienmitglieder im Haushalt gesorgt? Diese Fragen sollten alle mit
"Ja" beantwortet werden können. Bei Problemen sollte man unbedingt
mit seinem Hausarzt oder dem behandelnden Facharzt sprechen. Unter
bestimmten Voraussetzungen gibt es auch Angebote zur Unterstützung
bei der Bewältigung von schwierigen Alltagssituationen durch die
Krankenkassen.
4. Sich für die Operation fit machen
Häufig liegen zwischen der Entscheidung für eine OP bis zum Termin
einige Wochen. Diese Zeit sollte man nutzen, um seine körperliche
Fitness - so gut wie möglich - zu verbessern. Wer Sport treibt oder
zumindest körperlich aktiv ist, kräftigt sein Herz-Kreislauf-System,
Muskeln und Atemwege. Wer stark übergewichtig ist, sollte die
Gelegenheit nutzen und abnehmen. Das entlastet nicht nur die Gelenke,
sondern schont bei einer Operation auch den Kreislauf. Eine
Gewichtsabnahme kann auch längerfristig als Vorbereitung auf eine OP
Sinn machen und lindert oft schon vor dem Eingriff die eigentlichen
Beschwerden.
5. Mit dem Rauchen aufhören
Wer vor einer geplanten Operation steht, sollte mindestens vier
Wochen vorher mit dem Rauchen aufhören. Internationalen Studien zu
Folge raucht rund ein Viertel der Patienten bis kurz vor einer
Operation und riskiert damit eine schlechtere Heilung. Laut Experten
der AGA vermindere Rauchen die im Blut verfügbare Sauerstoffmenge
zusätzlich und behindere so die Wundheilung, für die Sauerstoff sehr
wichtig ist. Zudem werde durch Rauchen eine Verengung vor allem der
kleinsten Blutgefäße verursacht Dies führt zu einer
Minderdurchblutung bis hin zur Unterbrechung der Durchblutung. Für
die Heilung wichtige Stoffe können so nicht mehr in das operierte
Gewebe vordringen. Tabakverzicht mindestens vier Wochen vor dem
Eingriff und während der Heilungsphase erhöhe die Chancen auf gute
Wundheilung ganz erheblich: auf das Niveau von Nichtrauchern.
6. Auf Zertifizierung der Ärzte achten
Viele operative Eingriffe an Gelenken können heutzutage viel
schneller durchgeführt werden als noch vor zehn Jahren. Während
beispielsweise eine Kreuzband-OP früher im Schnitt mehrere Stunden
dauerte, hat der Patient mit modernen OP-Techniken den Eingriff heute
oft in weniger als einer Stunde hinter sich. Weniger Schmerzen nach
der OP und eine schnellere Arbeit an der Bewegung des Gelenks sind
die positiven Effekte für den Patienten. Betroffene sollten sich bei
der Arzt- oder Klinikwahl auch danach erkundigen, wie operiert wird.
Beispielsweise vergibt die AGA - Gesellschaft für Arthroskopie und
Gelenkchirurgie in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein
Zertifikat an Ärzte, die regelmäßig an Weiterbildungen teilnehmen und
im fachlichen Austausch stehen. Mit der AGA-Zertifizierung ist für
den Patienten ersichtlich, dass sie nach dem Stand der Wissenschaft
operiert werden.
7. Ein ausführliches Entlassungsgespräch führen
Nach der Operation sollte sich der Patient über den Eingriff
detailliert informieren lassen. Ein ausführliches Gespräch mit dem
behandelnden Arzt gibt dem Patienten alle wichtigen Einzel-heiten der
Operation selbst, aber auch Empfehlungen für das Verhalten zu Hause
und bei der Nachbehandlung durch Physiotherapeuten mit auf den Weg.
8. Fit werden mit begleitender Physiotherapie
Nach einer Operation an einem Gelenk ist eine Nachbehandlung mit
Physiotherapie äußerst wichtig, um das Gelenk in seiner
Funktionalität wieder voll herzustellen und Nebenerscheinungen
beispielsweise durch einseitige Be- bzw. Entlastung zu verhindern
oder zu mindern. Nur ein ausgebildeter Physiotherapeut kann die
OP-Unterlagen richtig lesen und anhand der Vorgaben des Operateurs
passende Heil-Übungen am und mit dem Patienten durchführen. Der
Besuch im Fitness-Studio sollte erst erfolgen, wenn die Gelenke
wieder voll belastet werden dürfen oder in Absprache mit dem Arzt ein
kontrolliertes Training erfolgt.
9. Eigene Mitarbeit gefragt
Zum Heilungserfolg kann der Betroffene selbst entscheidend
beitragen. Übungen, die der Physiotherapeut empfiehlt, gilt es in den
Alltag zu integrieren, sei es zu Hause oder im Büro. Wartezeiten oder
Pausen kann man beispielsweise für kleine Übungen nutzen ohne extra
Zeit auf-wenden zu müssen. Durch gezieltes und stufenweises
Aufbautraining wird langsam die Funktion nach einer Verletzung oder
Operation wieder hergestellt und der normale Alltag wieder möglich.
10. Zurück zum Sport
Nach der Aufbauphase gilt es den richtigen Zeitpunkt zum
Wiedereinstieg in die gewohnten sportlichen und Alltags-Aktivitäten
zu finden. Dazu sollte man einerseits mit dem behandelnden
Physiotherapeuten noch bestehende Defizite z.B. der Muskulatur,
Beweglichkeit oder Koordina-tion analysieren und beheben, aber auch
unbedingt eine abschließende Untersuchung beim Operateur vornehmen
lassen.
Über die AGA, Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie
Die AGA ist die größte europäische Gesellschaft für Arthroskopie
und Gelenkchirurgie mit derzeit mehr als 4.000 Mitgliedern, vor allem
aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Ziele der AGA sind
unter anderem Nachwuchsförderung, Weiterbildung, Standespolitik im
Zusammenhang mit der Arthroskopie und Gelenkchirurgie, Sicherung und
Kontrolle der Qualität und die Unterstützung und Finanzierung von
wissenschaftlichen und klinischen Projekten. Die AGA hat ihren Sitz
in der Schweiz.
Pressekontakt:
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