Das Thema: Diagnose Depression: Bin ich nur
unglücklich oder schon krank?
4 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Die Depression
gehört zu den am meisten unterschätzten Krankheiten, meinen Experten.
Aber woran erkennt man, ob es nur Stimmungsschwankungen sind oder
Krankheitssymptome? Was löst die Krankheit aus? Und wie sollen
Angehörige sich verhalten?
Gäste
Hubert Kah (Musiker) Dagmar Koller (Sängerin und Schauspielerin)
Nova Meierhenrich (Moderatorin und Schauspielerin) Daniel Göring
(Manager, überlebte Suizidversuch) Angelika Kallwass
(Psychotherapeutin) Prof. Dr. Martin Keck (Arzt und Psychiater)
Hubert Kah
Anfang der 1980er Jahre stürmte er mit Liedern wie "Sternenhimmel"
oder "Rosemarie" die Hitparaden. Als es nach den Erfolgen ruhiger um
ihn wird, bricht die Krankheit aus, die Hubert Kah jahrzehntelang
immer wieder aus der Bahn wirft: "Ich konnte die Depression nicht
akzeptieren, war verzweifelt und nahm die Hilfe der Ärzte nicht an",
sagt der Musiker, der kürzlich mit seiner Teilnahme an der TV-Sendung
"Promi Big Brother" Furore machte. Vor wenigen Jahren kehrte Hubert
Kah zu seinem früheren Arzt, dem Psychiater Prof. Dr. Martin Keck,
zurück. Eine besondere Therapie half ihm, seine Krankheit in den
Griff zu bekommen: Stromstöße gegen Depressionen.
Dagmar Koller
Fast sechs Jahre bestimmten oft Trauer und Einsamkeit ihr Leben.
Lange konnte Dagmar Koller den Tod ihres Mannes Helmut Zilk nicht
verwinden. 30 Jahre waren der legendäre Bürgermeister Wiens und der
Bühnenstar ein Paar. Seitdem sie die Trauerphase aktiv beendet habe,
falle sie manchmal in eine große Leere. "Das Wort Depression versuche
ich zu verdrängen, aber ich weiß, was das ist". Das größte Problem,
so die 75-Jährige, sei der Kampf gegen das Alleinsein.
Nova Meierhenrich
Vor drei Jahren nahm sich ihr Vater das Leben: Nachdem er mit
seinem Betrieb Mitte der 1990er Jahre unverschuldet in die Pleite
geraten war und die Familie alles verlor, litt Thomas Meierhenrich
jahrelang an Depressionen, verlor jeden Lebenswillen. Alle Therapien
und Unterstützungen schlugen fehl. Seine Tochter Nova erkrankte
schließlich ebenfalls an Depression. "Es war eine Co-Depression",
sagt die Schauspielerin und Moderatorin. Ihre eigene Depression hat
sie überwunden.
Daniel Göring
Zuerst war es die berufliche Überlastung: "Weil ich die
Warnsignale des Burnouts missachtet hatte, brach die Depression
schließlich mit voller Wucht aus", sagt der Schweizer
Kommunikationsmanager. Ende 2012 beschloss der 48-Jährige, sich mit
einer Überdosis Tabletten das Leben zu nehmen. Der Versuch misslang.
Daniel Göring erwachte in der Notaufnahme einer Klinik. "Ich
akzeptierte, dass mein Leben weitergehen sollte. Aber ich hatte keine
Ahnung wie". Inzwischen hat er seine Erkrankung als Autor ("Der Hund
mit dem Frisbee") verarbeitet und ist in seinen alten Beruf
zurückgekehrt.
Angelika Kallwass
Deutschland bekannteste Fernsehpsychologin sieht eine wachsende
Bereitschaft der Menschen, eine Depression "als Krankheit anzunehmen
und sich nicht für verrückt zu erklären, wenn sie seelische Probleme
haben und zum Therapeuten zu gehen". Die Psychotherapeutin betreut
seit Jahren Patienten mit depressiven Krankheiten und Burnout. Ein
Burnout sei zwar noch keine medizinisch diagnostizierte Krankheit.
Aber "es handelt sich dabei nicht um einen Modetick, sondern um ein
ernst zu nehmendes seelisches wie körperliches Syndrom. Seine
Ursachen liegen in unseren viel zu hohen beruflichen, familiären und
gesellschaftlichen Erwartungen".
Prof. Dr. Martin Keck
Der Klinische Leiter des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie
behandelte Hubert Kah mit der sogenannten Elektrokrampftherapie. "Bei
dem Begriff denken viele Menschen sofort daran, dass Patienten
gequält werden. Dabei ist es eine der wirksamsten Behandlungen bei
einer schweren Depression", erklärt der Mediziner und ärztlicher
Direktor der Schweizer Privatklinik Schlössli.
Redaktion: Klaus Michael Heinz
Pressekontakt:
Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
Tel: 089/5900 23876, E-Mail: agnes.toellner@DasErste.de
Felix Neunzerling, ZOOM MEDIENFABRIK GmbH ,
Tel.: 030/3150 6868, E-Mail: FN@zoommedienfabrik.de
Fotos über www.ard-foto.de