Die Risiken werden unterschätzt, die Wirkung
ist umstritten. Dennoch werden Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, kurz
SSRI, immer häufiger verschrieben. Im Interview mit der "Apotheken
Umschau" kritisiert Professor Tom Bschor, Psychiater und Mitglied der
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, den leichtfertigen
Umgang mit diesen Antidepressiva. "Seit 1995 hat sich die Zahl der
SSRI-Verordnungen fast verfünffacht. So viele schwere Depressionen
gibt es gar nicht." Denn nur dann sind SSRI laut Leitlinie
vorgesehen. "SSRI werden bei Problemen eingesetzt, bei denen sie
nichts verloren haben, nicht wirken und die ohnehin zum Leben
dazugehören: Kummer, Trauer, Trennung, Stress", sagt Bschor. Hinzu
kommen Risiken: Laut Bschor gibt es deutliche Hinweise darauf, dass
SSRI die Selbstmordgefahr bei unter 25-Jährigen sogar erhöhen. Ebenso
könnten Depressionen nach einer SSRI-Behandlung eher und stärker
zurückkommen als ohne. "Das ist auch ein Grund, warum man sich
gründlich überlegen muss, ob man SSRI schon bei einer leichten
Depression einsetzt", mahnt Bschor.
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