Die Samenspende ist ein kontrovers diskutiertes Thema in der
Gesellschaft. Samenspender sehen sich mit vielen Vorurteilen
konfrontiert. Um diese auszuräumen, gab die Erlanger Samenbank eine
Studie unter wissenschaftlicher Begleitung der Uni Nürnberg-Erlangen
in Auftrag. Befragt wurden aktive Samenspender sowie Männer, die eine
Spende in Erwägung ziehen.
Motive für eine Samenspende
Das Wichtigste vorab: Geld ist es nicht, das die Männer antreibt.
Die finanzielle Aufwandsentschädigung wird von einem Großteil der
Männer als das gesehen, was sie ist: ein Ausgleich für Anfahrtskosten
und investierte Zeit. Viel wichtiger, das zeigen die Zahlen
eindrucksvoll, ist es ihnen "kinderlosen Paaren zu helfen": Dieses
Motiv gaben 75 Prozent der aktiven und 60 Prozent der potentiellen
Spender zu Protokoll. Kein Wunder: Für 50 Prozent der Befragten ist
der unerfüllte Kinderwunsch von Freunden oder die eigene
Familienplanung der Auslöser gewesen, sich überhaupt erst mit dem
Thema Samenspende zu beschäftigen.
29,5 Prozent der potentiellen und immerhin 15,2 Prozent der
aktiven Spender gaben an, sie fänden es "toll, dass Kinder mit
eigenen Zügen" geboren werden. Auch Neugier bezüglich der eigenen
Zeugungsfähigkeit und gesundheitlichen Verfassung ist eines der
Motive für eine Samenspende. So nennen 21,6 Prozent der potentiellen
Spender (aktive Spender 18,6%) den umfassenden medizinischen Check
als wichtig, den jeder Bewerber vor Beginn des Spendenprozesses
durchlaufen muss. Dieser schließt u.a. Infektionskrankheiten aus und
stellt die Qualität der abgegebenen Proben fest. Eine
überdurchschnittliche Spermienqualität ist für die Samenspende
notwendig, weil die Proben auch nach dem verfahrensbedingten
Einfrieren und Auftauen hoch fertil bleiben müssen. 74 Prozent der
potenziellen Spender gaben an, ein positives Ergebnis im
Gesundheitscheck würde sie in ihrem Vorhaben bestärken, eine Spende
abzugeben. Ob sie später eigene Kinder zeugen können, interessiert 65
Prozent von ihnen.
Barrieren vor einer Samenspende
Als die größten Barrieren vor der Entscheidung für eine
Samenspende bestätigt die Studie bekannte Diskussionspunkte.
Insbesondere eine als zu gering wahrgenommene gesellschaftliche
Akzeptanz von Samenspendern. Nicht zuletzt deshalb gaben wohl nur
25,8 Prozent der potentiellen Spender an, sich offen zur Spende
bekennen zu wollen. Aktive Spender suchen positives Feedback eher im
vertrauten Umfeld (52,1 Prozent). Am wichtigsten ist beiden Gruppen,
was die aktuelle Partnerin über der Spende denkt - das gaben 52,1
Prozent der potentiellen und 38,5 Prozent der aktiven Spender an. Ein
spannender Punkt im Studienbericht ist die Einstellung zur
Samenspende im Elternhaus: Sie wird von den Befragten entweder stark
positiv oder stark negativ eingeschätzt. 23,8 Prozent der
potentiellen und 30 Prozent der aktiven Spende würden ihren Eltern
die Spende verheimlichen - dem stehen 29,4 Prozent (potentiell) bzw.
30 Prozent gegenüber, die im Elternhaus offen darüber sprechen
würden.
Zweitwichtigste Barriere ist die rechtliche Situation. Fast 58
Prozent der potentiellen Spender haben Angst, im Nachhinein belangt
zu werden - etwa durch Unterhaltszahlungen. Sie wünschen sich mehr
rechtliche Sicherheit. Ein Großteil der aktiven Spender, 40 Prozent,
fürchtet hingegen keinerlei Konsequenzen. Die Männer sehen sich nicht
als Vater, sondern lediglich als Erzeuger. Dafür, dass der Spender
grundsätzlich frei von Ansprüchen bleibt, sorgt nicht zuletzt ein
Vertrag, der von den Paaren, die durch eine Samenspende schwanger
werden möchten, unterzeichnet wird. Das Risiko, später Unterhalt für
das Kind zahlen zu müssen, ist hohen juristischen Hürden unterworfen
und daher eher theoretisch und sehr gering. Auch gab es in
Deutschland noch nie einen Fall, in dem ein Kind überhaupt versucht
hätte, einen Samenspender gerichtlich als Vater feststellen zu
lassen.
Einstellungen zur Samenspende
Der Aufwand, welcher zur Abgabe einer Samenspende nötig ist, wird
von 64 Prozent der potentiellen Spender und 69 Prozent der aktiven
Spender als angemessen angesehen. Und das, obwohl die Spende
mindestens die Abgabe von sechs geeigneten Spenden in einem
Spendenzyklus sowie ärztliche Untersuchungen zu Beginn und Ende
umfasst. Als Spender in Frage kommen dann nur die Kandidaten, bei
denen mehr als drei der abgegebenen Spenden tauglich sind. Fazit: Nur
einer von zehn Bewerbern wird auch Spender. Neben den medizinischen
Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, stehen auch ausführliche
Vorgespräche mit den Ärzten an. Die Entscheidung für eine Spende ist
somit eine sehr reflektierte. Das zeigt sich auch in der Studie: Vor
der Befragung konnten sich nur 36 Prozent der potentiellen Spender
vorstellen, tatsächlich eine Samenspende abzugeben. Nach der
Befragung waren es 41 Prozent. Erstmals hatten die Männer wohl alle
Facetten einer Samenspende ausführlich durchdacht. (4883 Zeichen
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Über die Studie:
Nach einer qualitativen Vorstudie wurden 210 Männer im Alter von
20 bis 50 Jahren über einen Online-Fragebogen befragt. Darunter
befanden sich 80 Personen, die bereits mehrere Samenspenden abgegeben
haben (aktive Spender) und 130, die sich für das Thema generell
interessieren (potentielle Spender). Die Studie wurde in einer
Forschungskooperation der Erlanger Samenbank mit der Juniorprofessur
für Innovationsmanagement der Universität Erlangen-Nürnberg und dem
Studiendienstleister VEND consulting im Januar 2014 durchgeführt.
Über die Erlanger Samenbank:
Die Erlanger Samenbank wurde 2003 von Dr. Andreas Hammel gegründet
und ist die einzige Samenbank im Nordbayerischen Raum. Höchste
Qualitätsanforderungen bei der Laborausstattung ebenso wie bei
Spenderauswahl, Infektionsscreening, Gefrierkonservierung und
Lagerung der Proben zeichnen die Erlanger Samenbank aus. Auf
Transparenz und umfassende Aufklärung über rechtliche, medizinische
und psychosoziale Aspekte von Samenspendern und Wunscheltern wird
besonders viel Wert gelegt. Die Erlanger Samenbank garantiert die
Dokumentation und Aufbewahrung aller relevanten Unterlagen für 100
Jahre in einem Erlanger Notariat und berücksichtigt damit die
Persönlichkeitsrechte von Kindern, die aus einer
Spendersamenbehandlung hervorgegangen sind ebenso wie die
Persönlichkeitsrechte und Interessen von Spendern und Wunscheltern.
Dieses so genannte "Erlanger Notarmodell" ist das erste
Dokumentationsmodell dieser Art in Deutschland.
Pressekontakt:
Erlanger Samenbank der ivf-Gesellschaft zur Förderung der
Reproduktionsmedizin mbH
Ärztlicher Leiter
Dr. med. Andreas Hammel
Tel.: 09131/ 8 95 20
Mobil: 0160/ 95 92 06 93
andreashammel@ivf-erlangen.de
Nägelsbachstr. 12
901052 Erlangen