Wie sich die demografische Entwicklung im
weiteren Verlauf in allen davon betroffenen Bereichen auswirken wird,
lässt sich nicht wirklich vorhersagen und berechnen. Denn es kommt
dabei auf die Lebensweise eines jeden Einzelnen an und die kann, ja
sollte sich ändern. Aus heutiger Sicht ist jedoch zu erwarten, dass
ältere Menschen - wenn sich keine Kehrtwende einstellt - einen
immensen, vielleicht gar nicht mehr finanzierbaren Kostenfaktor
darstellen werden. "Dem entgegenwirken heißt: ein gesundes Altern
ermöglichen.", stellt Ulrich Coqui, Ergotherapeut im DVE (Deutscher
Verband der Ergotherapeuten e.V.) fest. Er und seine Kollegen und
Kolleginnen, die sich in der so genannten gemeinwesenorientierten
Ergotherapie engagieren, sehen täglich, was ihre Arbeit bewirkt.
Nämlich, wie ältere Menschen beispielsweise innerhalb eines
Mehrgenerationenhauses dank ihres Coachings wieder Eigeninitiative
entwickeln, sich dadurch ihre Selbstständigkeit deutlich länger
bewahren und Lebensfreude verspüren und versprühen.
"90 Prozent aller älteren Menschen wollen vor allem eins: In ihrem
Stadtteil, in ihrer eigenen Wohnung und bei den Menschen, die ihnen
etwas bedeuten, so lange wie möglich bleiben und ein würdevolles
Alter erleben.", so der Ergotherapeut Ulrich Coqui vom
Mehrgenerationenhaus in Mannheim. Die Wünsche und Ziele sind also
klar. Dennoch ist der Weg der älterer Menschen oft anders. Sie werden
mit zunehmendem Alter weniger mobil, vernachlässigen ihre sozialen
Kontakte, können sich irgendwann nicht mehr selbst versorgen, nicht
mehr alleine leben und kommen dann oftmals direkt ins Heim. Viele
ältere Menschen leiden an einer oder mehreren chronischen
Erkrankungen und sind dadurch eingeschränkt. Oder die Beschwerden
sind so schwerwiegend, dass sie in die Klinik kommen. Ein Kreislauf
setzt sich in Gang: Sie werden nach Hause entlassen, kommen wieder in
die Klinik und weil die Möglichkeiten dort irgendwann erschöpft sind,
wieder nachhause oder ins Heim. Die Lebenswege älterer Menschen
ähneln sich. Doch es geht auch anders. Zum Beispiel dann, wenn die
älteren Menschen durch präventive Strukturen wie in dem
Mehrgenerationenhaus, in dem Ulrich Coqui in der Seniorenberatung
arbeitet, aufgefangen werden.
Mit ergotherapeutischem Know-how: Ältere Menschen bei der eigenen
Verantwortung packen
Einrichtungen wie Mehrgenerationenhäuser oder andere präventive
Strukturen sind ein Muss in jeder Kommune und kostenlos für
diejenigen, die sich dorthin wenden. Oft sind es Ergotherapeuten wie
Ulrich Coqui, der im Mehrgenerationenhaus in Mannheim die
Beratungsgespräche mit den älteren Menschen führt. Mithilfe eines
ausgeklügelten Befragungsbogens - die Ergotherapeuten sprechen von
einem "Assessment" - stellt er in Zusammenarbeit mit seinen Klienten
essenzielle Wünsche, Vorstellungen, und vor allem den aktuellen
gesundheitlichen Status fest. "Was kann derjenige (noch) selbst,
wobei benötigt er Hilfe oder will er überhaupt Hilfe? Und auch: Wo
will er in zwei Jahren stehen. Das sind die Dinge, die ich zuerst
wissen muss.", erklärt Ulrich Coqui die ergotherapeutische
Vorgehensweise, um die persönlichen Fähigkeiten herauszufinden. Denn
diese verändern sich im Alter, sind zudem von Mensch zu Mensch
verschieden. Und danach wendet er sich ebenfalls wieder zusammen mit
den Klienten so wie das bei Ergotherapeuten üblich ist, den Optionen
zu, die es gibt, um individuell passende Ideen zu entwickeln. Es
entstehen Pläne, wie die älteren Menschen ihre Vorstellungen von
einem schönen, erfüllten, vor allem aber selbstständigen und
selbstbestimmten Leben im Alter in die Tat umzusetzen können.
Im Mehrgenerationenhaus: So früh wie möglich mit der
Gesundheitsförderung beginnen
Im Mannheimer Mehrgenerationenhaus funktioniert die Umsetzung
ausgezeichnet. Dank konsequenter Akquise durch die Geschäftsführerin
gelingt es immer wieder aufs Neue, dauerhaft eine ganze Reihe von
Projekten, Dienstleistungen und weiteren Möglichkeiten für Menschen
jeden Alters anzubieten. Der Bogen ist weit gespannt und beginnt
beispielsweise für die älteren Menschen bei Lesepatenschaften, die
für das generationenübergreifende Miteinander ebenso wichtig sind wie
für das Integrative, geht über Arbeitskreise oder regelmäßige
Trainingsgruppen, meist mit dem Schwerpunkt "Gesundheit", bis hin zu
einer Musikgruppe, die sich humorvoll "Faltenrock" nennt. Der
Zuspruch ist enorm, die älteren Menschen aus der näheren Umgebung,
sogar aus dem gesamten Stadtgebiet, nutzen die Angebote sehr rege.
Daran hat Herr Coqui großen Anteil: Durch sein ergotherapeutisches
Coaching bleibt es nicht nur bei dem Vorsatz "man könnte mal". Es
wird gleich gemacht, denn alles ist im Mehrgenerationenhaus direkt
vorhanden und im Beratungsgespräch ist klar geworden: So erhalte ich
mir meine Gesundheit und dadurch meine Freiheit.
Dank Ergotherapeuten: Vermittlung eines positiven Altersbildes
"Was viele nicht wissen, ist, dass soziale Vereinsamung und
Ausgrenzung oder fehlende Aufgaben und Zuneigung die Menschen im
Alter krank macht.", legt der Ergotherapeut Ulrich Coqui dar, warum
er die älteren Menschen, die zu ihm kommen, zu einem Teil von etwas
macht, sie in ihrer Selbstwirkung bestärkt. Das ergotherapeutische
Prinzip ist in diesem Fall also die Umkehrung des Ist-Zustandes:
Indem Ergotherapeuten den Einzelnen dabei unterstützen, seine Werte
und Fähigkeiten wieder zu entdecken, sind sie der Katalysator für die
soziale Integration. Ergotherapeuten wie Herr Coqui ermöglichen
älteren Menschen Begegnungen, zeigen ihnen auf, wie sie sich einen
Platz und Bedeutung in der Gesellschaft zurückerobern, geben ihnen
eine Perspektive und führen sie so zu Gesundheit im Alter. Und
dadurch verzögert sich die Einweisung in ein Heim deutlich oder es
kommt erst gar nicht dazu; gleiches gilt für Aufenthalte in der
Klinik. "Und das, also die Auswirkung auf die Gesundheit der älteren
Menschen, ist bei uns im Haus auf den ergotherapeutischen Anteil
zurückzuführen.", bekräftigt die Geschäftsführerin des
Mehrgenerationenhauses die erfreulichen Resultate und berichtet, dass
bestimmte Einrichtungen dies mittlerweile erkannt haben. Wie
beispielsweise einige Kliniken und kommunale Fachabteilungen, die
inzwischen die Akquisition von Fördermitteln für präventive Maßnahmen
in gemeinsamen Netzwerken und Arbeitsgruppen bearbeiten, um mittel-
und langfristig geriatrische Krankenhäuser und kommunale Strukturen
zu entlasten. Auf Dauer eine win-win-Situation für alle Beteiligten.
Kontaktmöglichkeiten zu Ergotherapeuten, die sich auf das Thema
"gemeinwesenorientierte Ergotherapie" fokussieren, bestehen über
pg-gemeinwesen@dve.info. Mehr zum Thema erfahren Sie hier:
http://ots.de/8WDnt
Informationsmaterial zu Themen für ältere Menschen und den
weiteren Behandlungsfeldern der Ergotherapie erhalten Interessierte
bei den Ergotherapeuten vor Ort; diese sind über die Therapeutensuche
im Navigationspunkt "Service" des DVE (Deutscher Verband der
Ergotherapeuten e.V.) auf www.dve.info zu finden.
Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des DVE e.V.
Telefon: 033203 - 80026, E-Mail: a.reinecke@dve.info