Das Kniegelenk ist eines der kompliziertesten Gelenke des Körpers – und im Laufe des Lebens großen Belastungen ausgesetzt: Es muss Belastungen und Stöße bis zum siebenfachen des Körpergewichtes auffangen und dämpfen. Täglich beugen wir es bis zu 1.500 Mal.
Drei Knochen treffen am Knie aufeinander und bilden das Gelenk: der Oberschenkelknochen, das Schienbein und die Kniescheibe. Diese Knochen sind mit glattem Knorpel überzogen. Er ermöglicht die geschmeidige Bewegung und dämpft die Erschütterungen. Wird die Knorpelschicht immer dünner, kann Knie-Arthrose entstehen, auch Gonarthrose genannt. Die Gelenke reiben direkt aufeinander. Der Patient leidet unter Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Knie-Arthrose kann verschiedene Ursachen haben. Oft entsteht sie durch chronische Überlastung des Kniegelenks oder durch natürliche Abnutzung bei zunehmendem Alter. Dr. Konrad Scheuerer, Leiter der Abteilung Orthopädie und Endoprothetik der Wolfart-Klinik in Gräfelfing: „Auch rheumatische Erkrankungen kommen als Ursache in Frage. Aufgrund einer Entzündung der Gelenkschleimhaut kann der Gelenkknorpel angegriffen und zerstört werden.“ Angeborene oder erworbene Fehlstellungen (O-Bein oder X-Bein) können ebenfalls eine Arthrose auslösen, da sie mitunter zu einer einseitigen Fehlbelastung führen. Eine sehr häufige Ursache von Knorpelschäden sind Sportverletzungen oder Unfälle mit Kreuzband- und Meniskusschäden. Vor allem bei Sportarten wie Fußball, Handball oder beim Skifahren können durch eine Überbelastung oder Unfall unterschiedliche Strukturen des Gelenkes verletzt werden, so dass ein vorzeitiger Verschleiß des Kniegelenkes entstehen kann.
Ein Knieschaden sollte möglichst früh behandelt werden. Unbehandelt wird der Knorpelschaden immer größer. Es gibt viele gute Methoden, um Knie-Arthrose zu behandeln. Bewährt haben sich:
● Physiotherapie. Durch die Krankengymnastik werden die Muskeln langfristig gestärkt und das Kniegelenk entlastet. Der Patient lernt sich im Alltag Knie schonend zu bewegen.
● Schmerzstillende Medikamente. Um akute Schmerzen zu bekämpfen, können vorübergehend Schmerzmittel genommen werden.
● Bandagen. Orthopädische Hilfsmittel wie Bandagen stabilisieren das Kniegelenk.
● Injektionen. Spritzen ins Gelenk mit Hyaluronsäure, einem Baustein des Knorpels, können Schmerzen und Beweglichkeit bessern.
● Knorpelaufbau. In speziellen Fällen kann versucht werden, Knorpelzellen wieder aufzubauen. So können zum Beispiel Knorpelzellen gezüchtet werden (Autologe Chondrozyten-Transplantation)
● Arthroskopie. Bei der Gelenkspiegelung saniert der Arzt defekte Menisken, trägt kaputtes Knorpelgewebe ab und „spült“ das Gelenk.
Bessert sich der Zustand des Patienten nicht, kann die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes eine gute Alternative sein. „Die Prothese bringt bei fortgeschrittener Knie-Arthrose in der Regel zügig die gewünschte Schmerzminderung. Der Patient erlangt seine Lebensqualität zurück“, sagt Dr. Scheuerer.
Es gibt drei unterschiedliche Typen von Knie-Prothesen:
1. Teilweiser Gelenkersatz („Uni-Schlittenprothese“)
Diese Prothese kommt zum Einsatz, wenn nur ein Teil des Kniegelenks künstlich ersetzt werden soll. Die restlichen Bereiche des Kniegelenks sind noch unbeschädigt. Je nachdem, welcher Bereich des Gelenks verschlissen ist, setzt der Arzt die Teilprothese auf die innere oder die äußere Oberschenkelrolle. Auf der angrenzenden Seite des Kniegelenks (am Schienbeinplateau) werden ein Kunststoffblock und ein Metallunterteil angebracht. Bewegt der Patient das Knie, gleitet die Prothese wie ein Schlitten auf dem Kunststoffblock hin- und her. Deshalb bezeichnet man diese Prothesenart auch als „Schlittenprothese“.
2. Totalendoprothese („Doppelschlitten“)
Sind mehrere Gelenkabschnitte des Knies von Arthrose betroffen, kommt der vollständige Gelenkersatz zum Einsatz. Hierbei wird die gesamte Gelenkoberfläche ersetzt. Der totale Oberflächenersatz ähnelt einer Überkronung des Gelenks. „Die Bänder, die die Achsführung des Kniegelenks sicherstellen, wie zum Beispiel das Innen- und Außenband, müssen jedoch bei dieser Prothesenart noch funktionsfähig sein“, betont Dr. Scheuerer. Der komplette Oberflächenersatz – auch Doppelschlitten oder Knie-TEP genannt – ist die am häufigsten eingesetzte Knieprothese.
3. Achsgeführte Knieprothese
Ein vollständiger Gelenkersatz mit Achsführung wird notwendig, wenn das Kniegelenk soweit beeinträchtigt ist, dass neben dem Knochen und Knorpel auch die Bänder zerstört sind. Eine Stabilisierung des Kniegelenks mit einer „normalen Prothese“ ist in diesem Fall kaum möglich, sie würde bei jeder Bewegung verrutschen. Die achsgeführte Knieprothese wird auf einer etwas längeren Strecke im Knochen verankert. Sie verhindert eine seitliche Verschiebung des Unterschenkelknochens gegenüber dem Oberschenkelknochen.
Vorbeugen ist möglich: Regelmäßige Bewegung schützt Knochen und Knorpel. Genauso wichtig: Gesunde Ernährung, wenig oder kein Alkohol trinken und aufs Rauchen verzichten. Wer Übergewicht hat, sollte abnehmen. Denn jedes Kilo zu viel belastet das Knie mehr als nötig und fördert Entzündungen im Gelenk.