Die AOK hat ihren Krankenhausnavigator aktualisiert
und erweitert: Ab sofort kann sich jeder auf dem Online-Portal über
die Qualität der Kliniken bei Entfernung des Blinddarms informieren.
Außerdem wurden die Klinikergebnisse zu allen anderen bewerteten
Operationen auf den neusten Stand gebracht. "Patienten können vor
einem planbaren Eingriff die Behandlungsqualität von Klinken
vergleichen und einweisende Ärzte haben hier eine wissenschaftlich
fundierte Basis für die Empfehlung eines Krankenhauses. Zudem nutzen
viele Kliniken die Ergebnisse unserer Datenauswertungen schon seit
Jahren für ihre Qualitätssicherung", sagte AOK-Vorstand Uwe Deh.
Bei der Entfernung des Blinddarms, der Appendektomie, gibt es
oftmals genug zeitlichen Vorlauf, um sich auf
www.aok.de/krankenhausnavigator zu informieren. "Diese Möglichkeit
sollten Patienten nutzen", sagte Deh. Es handele sich zwar um einen
Routineeingriff, der in Deutschland jedes Jahr knapp 140.000 Mal
durchgeführt werde, trotzdem könne es dabei zu Komplikationen kommen.
Insgesamt traten bei 5,69 Prozent der behandelten Patienten nach
der OP Komplikationen auf (jeder 18. Patient). So kam es zu
ungeplanten Folgeeingriffen innerhalb von 90 Tagen (bei 3,63 Prozent
der Patienten) oder es traten Komplikationen auf (bei 4,16 Prozent
der Patienten), wie ein Wiederaufreißen der Wunde, Infektionen oder
eine Blutvergiftung. Der Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts
der AOK (WIdO) liegen Daten von 103.000 AOK-Versicherten zugrunde,
die von 2010 bis 2012 in 946 Kliniken operiert wurden.
Erhebliche Qualitätsunterschiede zwischen den Kliniken
"Besonders bemerkenswert sind die Unterschiede zwischen den
einzelnen Kliniken", erklärte Prof. Hans-Joachim Meyer,
Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, und
zugleich Mitglied des Panels "Bauchchirurgie", das die
wissenschaftlichen Indikatoren erarbeitet hat, um die Qualität der
Blinddarm-OPs zu messen. Im besten Viertel der Kliniken liegt der
Anteil der Patienten mit Komplikationen unter 3,23 Prozent (jeder 31.
Patient), während das Viertel der Kliniken mit den schlechtesten
Ergebnissen eine Komplikationsrate von 7,88 Prozent aufweist (jeder
13. Patient). In den schlechten Kliniken waren damit mehr als doppelt
so viele Patienten von Komplikationen betroffen wie im besten
Viertel.
Zur Messung der Qualität verwendet die AOK seit 2010 das Verfahren
"Qualitätssicherung mit Routinedaten" (QSR). Der
AOK-Krankenhausnavigator enthält bereits Klinikbewertungen zu
planbaren Operationen an Hüft- und Kniegelenken, dem Einsetzen eines
therapeutischen Herzkatheters (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt
und der Entfernung der Gallenblase. Für diese Operationen wurden die
Ergebnisse im Krankenhausnavigator jetzt aktualisiert. Patienten
können sich für jeden dieser Eingriffe eine Bewertung anhand von
Symbolen anzeigen lassen. Je nach Abschneiden kann eine Klinik ein,
zwei oder drei "AOK-Bäumchen" für unterdurchschnittliche,
durchschnittliche oder überdurchschnittliche Qualität erhalten.
Das QSR-Verfahren ermöglicht eine Langzeitbetrachtung von
Behandlungsergebnissen, die auch über den eigentlichen
Krankenhausaufenthalt hinausgeht. Neben den Daten aller Krankenhäuser
bezieht sie ebenso die der ambulanten Versorgung mit ein. Während das
Wissen der Krankenhäuser über die Qualität der Therapie mit dem
Verlassen der Klinik endet, kann die AOK auch spätere Komplikationen
sichtbar machen, die an anderer Stelle behandelt wurden.
Wegweisendes Verfahren für Qualitätsinstitut
Die Ergebnisse der Qualitätsmessung zeigten dringenden
Handlungsbedarf, sagte der AOK-Vorstand. "Das QSR-Verfahren
funktioniert. Wir können schon heute die Ergebnisqualität der
Kliniken messen. Daher empfiehlt sich die Methode auch für das
geplante Qualitätsinstitut, das ein verpflichtendes Verfahren
schaffen soll. Wir dürfen aber nicht warten, bis es seine Arbeit
aufgenommen und erste Ergebnisse geliefert hat - dann warten wir
nämlich bis 2016 oder noch länger. Wir können es uns nicht leisten,
zwei Jahre lang nichts zu tun. Im Interesse der Patienten sollten
Qualitätskriterien auch schnell Eingang in die Krankenhausplanung
finden", forderte Deh.
Hinweise für die Redaktionen:
Der Krankenhausnavigator ist unter www.aok.de/krankenhausnavigator
zu finden. Ein Abschlussbericht zum Panel Appendektomie mit
wissenschaftlichen Ergebnissen steht unter http://ots.de/xzyMr
bereit.
Pressekontakt:
Dr. Kai Behrens
Tel. 030 34646-2309
E-Mail: presse@bv.aok.de