Eine grossangelegte europaweite Studie zur Belastung durch
gastrointestinale (GI) Störungen und gesundheitlichen Versorgung hat
neue Trends bei vielen schweren GI- und Lebererkrankungen sowie
besorgniserregende Unterschiede bei der Bereitstellung von
Gesundheitsdiensten auf dem Kontinent aufgezeigt. Die heute
veröffentlichten Ergebnisse der Studie, die von United European
Gastroenterology (UEG) in Auftrag gegeben wurde, haben Forderungen
nach grösserem politischem und öffentlichem Bewusstsein für die
Belastung durch GI-Störungen in ganz Europa sowie nach mehr
Geldmitteln zur Verbesserung der Versorgung und zur Unterstützung
europaweiter Forschungsarbeiten nach sich gezogen. "Diese umfassende
Studie hat erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern
offengelegt, sowohl hinsichtlich des Risikos der Entwicklung von
GI-Erkrankungen als auch ihrer langfristigen gesundheitlichen
Folgen", erklärte UEG-Präsident Professor Michael Farthing.
"Besonders beunruhigt sind wir über die zunehmende Häufigkeit der
meisten schweren GI-Störungen in ganz Europa sowie die deutlichen
Unterschiede bei den Pflegeergebnissen zwischen ost- und
westeuropäischen Staaten."
(Photo: http://photos.prnewswire.com/prnh/20141020/710152-INFO )
Studie zu Verdauungskrankheiten in Europa[1],[2]
Der Survey of Digestive Health Across Europe wurde im Frühjahr
2013 von UEG in Auftrag gegeben, auf Antrag des Ausschusses für
Zukunftstrends der Organisation. Erfahrene Forschungsteams vom
Medizinischen Institut der Universität Swansea in Wales leiteten eine
detaillierte Untersuchung zu Verdauungskrankheiten in Europa ein; im
Mittelpunkt standen dabei die klinische und wirtschaftliche Belastung
durch derartige Erkrankungen sowie die Organisation und
Bereitstellung gastroenterologischer Versorgungsdienste in den 28
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU), Norwegen, der Schweiz,
Liechtenstein und Russland. Ziel der Studie war die Zusammenführung
aller verfügbaren Erkenntnisse und die Bereitstellung aktueller
Informationen zu den gesundheitlichen Konsequenzen von GI-Störungen
und zur Belastung öffentlicher Gesundheitssysteme durch diese
Erkrankungen.
"Die Gastroenterologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das
verglichen mit anderen Spezialgebieten relativ wenig politische
Aufmerksamkeit auf sich zieht und kaum unabhängige Fördermittel für
die Forschung erhält", so Prof. Farthing. "Wir wollten uns die
Situation in ganz Europa genau ansehen, um zu gewährleisten, dass wir
unsere Anstrengungen vornehmlich auf die Bereiche konzentrieren, in
denen dies am dringendsten erforderlich ist."
Neue Trends bei GI-Störungen
Die Studie zu Verdauungskrankheiten ergab mehrere neue Trends
hinsichtlich Inzidenz und Prävalenz von GI-Störungen. Den Ergebnissen
zufolge hat die Inzidenz von schweren GI-Störungen wie oberer
GI-Blutung, Reizdarmsyndrom [RDS], Zöliakie, Alkohollebersyndrom ,
Gallensteinerkrankung und kolorektalem sowie Speiseröhrenkrebs in
allen europäischen Ländern zugenommen; die höchsten Erkrankungsraten
fanden sich bei älteren Menschen. Die Inzidenz- und Prävalenzraten
waren in den meisten osteuropäischen Ländern höher als in anderen
Regionen Europas; die Sterblichkeit aufgrund von GI-Störungen
(abgesehen von Krebs und Infektionserkrankungen) war in ost- und
nordosteuropäischen Ländern am höchsten und in Teilen Skandinaviens
und auf den Mittelmeerinseln am niedrigsten.
GI-Karzinome sind heute eine der wichtigsten Ursachen von
krebsbedingten Todesfällen in Europa, und obwohl die
Sterblichkeitsrate bei kolorektalem Karzinom (KRK) in fast allen
west-, nord- und mitteleuropäischen Ländern seit mehreren Jahrzehnten
fällt, steigt sie in vielen Teilen Osteuropas und bestimmten Regionen
Südeuropas weiter an. "Wir müssen die Gründe für diese beunruhigende
Statistik näher untersuchen und Wege finden, um die beobachteten
regionalen Unterschiede zu überwinden und die zunehmende Belastung
durch GI-Karzinome zu reduzieren", erklärte Prof. Farthing.
Ungleiche Versorgung
Die Studie ergab grosse Unterschiede bei der Gesundheitsversorgung
in Europa. Während KRK-Vorsorgeprogramme in den meisten europäischen
Ländern inzwischen gut etabliert sind, unterscheiden sich die
Partizipationsraten erheblich, und es gibt keinen standardisierten
Ansatz für das Screening. Obere GI-Blutungen werden in Europa
unterschiedlich behandelt, es fehlt an einem Konsens hinsichtlich
empfehlenswerter Praktiken. Endoskopie-Dienste sind uneinheitlich und
werden von politischen Entscheidungsträgern derzeit nicht als
Priorität erachtet, was schwerwiegende Folgen für die Befriedigung
der zukünftigen Nachfrage haben könnte. Die gastroenterologische
Ausbildung von Medizinstudenten variiert von Land zu Land erheblich
und ist unzulänglich dokumentiert.
"Die Studie war sehr weitreichend und hat auf bestimmten Gebieten
gute Praktiken aufgezeigt, aber auch viele Bereiche auf nationaler
und europäischer Ebene, die der Aufmerksamkeit bedürfen", so Prof.
Farthing. "Unsere Hoffnung ist, dass die Studie und die daraus
hervorgegangenen Berichte letztendlich dazu beitragen werden,
Versorgung und gesundheitliche Ergebnisse zu verbessern und die
Ungleichheiten auf dem Kontinent zu reduzieren."
Literaturhinweise
1) Roberts SE, Samuel DG, Williams JG, et al. Survey of Digestive Health
across Europe. Part one: The burden of gastrointestinal diseases and the organisation
and delivery of gastroenterology services across Europe. Report for United European
Gastroenterology. October 2014.
2) Anderson P, Fitzsimmons D, Hale J, et al. Survey of Digestive Health across
Europe. Part two: The economic impact and burden of gastrointestinal diseases across
Europe. Report for United European Gastroenterology. October 2014.
Redaktionelle Hinweise
Über die UEG Week
Die UEG Week ist der grösste und renommierteste
Gastroenterologenkongress in Europa und hat sich inzwischen zu einer
globalen Veranstaltung entwickelt. Jedes Jahr zieht die Tagung mehr
als 14.000 Teilnehmer aus über 120 Ländern an, diese Zahlen steigen
ständig weiter. Die UEG Week bietet ein Forum, auf dem Grundlagen-
und klinische Wissenschaftler aus aller Welt ihre jüngsten
Forschungsarbeiten zu Verdauungs- und Lebererkrankungen vorstellen
können, und umfasst ausserdem ein zweitägiges Aufbauseminar, das
führende Dozenten aus verschiedenen Fachgebieten zu einem Wochenende
interaktiven Lernens zusammenführt.
Vom 18.-22. Oktober 2014 lässt UEG alle Interessenten per
Livestream auf http://www.ueg.eu an der Jahrestagung teilhaben.
Vorlesungen zu den jüngsten Entwicklungen auf dem grössten
europäischen GI-Kongress können online in aller Welt mitverfolgt
werden. Nehmen Sie #UEGWeek
[https://twitter.com/search?f=realtime&q=%23UEGWeek%20&src=typd ] in
Ihre Tweets auf. Unter UEG Week 24/7 [http://www.ueg.eu/week/24-7 ]
finden Sie alle aufgezeichneten Sitzungen von der UEG Week und
erhalten praktischen, direkten Zugriff auf das komplette
Kongressmaterial , einschliesslich E-Poster und Abstracts.
Über UEG
UEG bzw. United European Gastroenterology ist ein gemeinnütziger
Fachverband aller führenden europäischen Gesellschaften, die sich mit
Verdauungserkrankungen befassen. Zusammengenommen repräsentieren die
Mitgliedsgesellschaften mehr als 22.000 Fachleute aus den Bereichen
Medizin, Chirurgie, Pädiatrie, gastrointestinale Onkologie und
Endeskopie. Dies macht UEG zur weltweit umfassendsten Organisation
ihrer Art und zu einer einzigartigen Plattform für Zusammenarbeit und
Wissensaustausch.
Um die Standards der gastroenterologischen Versorgung und den
Wissensstand in ganz Europa und weltweit voranzutreiben, bietet UEG
neben der UEG Week zahlreiche weitere Aktivitäten und Initiativen an,
darunter:
- UEG Education [https://www.ueg.eu/education ]: die universelle
Informationsquelle der Gastroenterologie mit Online- und klassenbasierten Seminaren,
einer riesigen Online-Bibliothek sowie den neuesten GI-Nachrichten zur Förderung von
Meinungsaustausch und Diskussionen
- Training Support [https://www.ueg.eu/awards-grants/ueg-awards/ts ]:
Finanzierung von innovativen Schulungs- und Bildungsprogrammen sowie Förderung
internationaler wissenschaftlicher und professioneller Zusammenarbeit
- UEG Journal [http://www.ueg.eu/journal ]: eine alle zwei Monate erscheinende
Publikation zu translationalen und klinischen Studien aus allen Bereichen der
Gastroenterologie
- EU Affairs [http://www.ueg.eu/eu-affairs/activities ]: Initiativen zur
Förderung von Forschung, Prävention, Frühdiagnose und Behandlung von
Verdauungserkrankungen und zur Entwicklung einer effektiven Gesundheitspolitik für
Europa
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