Schiffe aus Europa dürfen laut Baseler Konvention nicht außerhalb
der OECD verschrottet werden. Aber es gibt Tricks, diese Auflagen zu
umgehen. So werden in Bangladesch Schiffe aus aller Welt
verschrottet. Auch solche, die im Auftrag deutscher Reedereien gebaut
wurden. Für die "planet e."-Dokumentation "Giftiger Tankerschrott für
Bangladesch", die am Sonntag, 26. Oktober 2014, 14.45 Uhr, im ZDF zu
sehen ist, hat Autorin Anne Kauth die nur sehr schwer zugänglichen
Abwrackwerften aufgesucht. Sie zeigt die katastrophalen Arbeits- und
Lebensbedingungen der Menschen dort.
Barfuß und ohne Schutzkleidung zerlegen Hunderte Arbeiter im
Abwrackhafen von Chittagong in Bangladesch Schiffe aus Deutschland
und der ganzen Welt. Tote oder Verletzte sind bei diesen Arbeiten
nicht selten. Die genaue Zahl der Opfer kennt niemand, denn die
Schiffswerften versuchen, derartige Unfälle zu verheimlichen.
Arbeitsrecht und Arbeitsschutz kennt man so gut wie nicht in
Bangladesch. Auch Umweltauflagen spielen kaum eine Rolle: Giftiger
Schlamm wird einfach abgelassen, gefährliche Substanzen sickern
ungehindert ins Grundwasser.
Patrizia Heidegger von der Brüsseler "Shipbreaking Platform"
erklärt Autorin Anne Kauth, wie es zu dem zunehmenden Phänomen des
Schiffsabwrackens kommt: Banken und Sparkassen in Deutschland haben
Schiffsfonds als risikoarmes Investment mit riesigen Renditen und
staatlichen Steuervorteilen angepriesen, Tausende Deutsche ihr
Erspartes in die geschlossenen Fonds gesteckt. Doch mit Beginn der
Wirtschaftskrise lagen die Schiffe, die pro Tag Tausende Euro
erwirtschaften sollten, im Hafen und machten Verluste. Nun wird
versucht, die unrentablen Schiffe wieder loszuwerden. Über
Mittelsmänner werden die Schiffe weiterverkauft. Unter neuer Flagge
führt der Weg meist in einen der Abwrackhäfen Asiens. Das billige
Abwracken vergrößert den Gewinn aus dem Verkauf des Schiffsstahls.
Doch nicht nur die Fondsschiffe landen in Chittagong. Auch die
ausgedienten alten Kähne deutscher Reedereien werden hier
kostengünstig ausrangiert. Auf Kosten der Armen.
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