Wenn wichtige Leistungskontrollen bevorstehen und sich auf dem Schreibtisch immer noch zu viele ungelesene Bücher häufen, träumt so mancher Student von einer kleinen Wunderpille, die ihn den Stoff in kürzester Zeit und mühelos lernen lässt. Es ist nur menschlich, dass manche Kommilitonen dann zu Mitteln greifen, die ihnen erlauben, sich besser zu konzentrieren und mit weniger Schlaf auszukommen. Solange es sich dabei um Kaffee, Schwarztee oder Ginkgo-Extrakte handelt, gibt es nichts dagegen einzuwenden. Gefährlich wird es jedoch, wenn stattdessen medizinische Wirkstoffe wie Methylphenidat, besser bekannt unter dem Markennamen Ritalin, zum Einsatz kommen. Dass diese einen starken Effekt auf die kognitive Leistungsfähigkeit haben, gilt als erwiesen. Doch es ist ebenso evident, dass die Arzneien mitunter beängstigende Nebenwirkungen haben können.
Umfragen an deutschen Hochschulen haben ergeben, dass zumindest 5 % der Studierenden – unabhängig vom Geschlecht – gelegentlich zu leistungssteigernden Drogen greifen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um das ADHS-Medikament Ritalin. Dieses ist, trotz aller Kritik, ein unverzichtbares Medikament bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die unter einem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom leiden.
Ritalin zählt zu den Amphetaminderivaten und hat, wie alle Wirkstoffe aus dieser Gruppe, einen anregenden Effekt auf das zentrale Nervensystem. Es führt zu einer erhöhten Vigilanz, vermindert das Schlafbedürfnis und verbessert die Konzentrationsfähigkeit. Für einen Studenten unter Prüfungsdruck scheinen diese Wirkungen ideal zu sein. Doch so wie jede Medaille zwei Seiten hat, verfügt auch Ritalin über eine ganze Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen. Bei zu hoher Dosierung kommt es zu Nervosität, Angstgefühlen und innerer Unruhe; beim plötzlichen Absetzten drohen Depressionen, Delirien, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen. Dazu kommt, dass bei längerer Einnahme die erwünschten Effekte mit der Zeit abnehmen, während die unerwünschten Nebenwirkungen in den Vordergrund treten. Dies veranlasst viele Anwender, ihre Dosis zu erhöhen – ein Suchtkreislauf beginnt. Daher darf Ritalin nur von entsprechend befähigten Ärzten verschrieben werden. Personen, die ohne Absprache mit einem Arzt eigenmächtig Ritalin kaufen und verwenden, spielen Vabanque mit ihrer Gesundheit.
Die Erfahrung aus der langjährigen Arbeit mit Studentinnen und Studenten zeigt, dass sie sich – wenn sie den Entschluss einmal gefasst haben – durch gut gemeinte Ratschläge kaum noch von der Verwendung leistungssteigernder Drogen abhalten lassen. Dazu kommt erschwerend, dass man im Zeitalter des Internets auf Seiten wie medikamente-ohne-rezept.net mit nur wenigen Mausklicks und für relativ wenig Geld jederzeit Ritalin kaufen kann. Es zeigt sich jedoch auch eine hohe Bereitschaft seitens der Betroffenen, die Anwendung der Medikamente zumindest unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen. Dadurch lassen sich die unerwünschten Nebenwirkungen frühzeitig erkennen und es kann im schlimmsten Fall rechtzeitig die Notbremse gezogen werden.