Von Lähmung spricht man, wenn die gestörte Weiterleitung neuronaler Reize im peripheren bzw. zentralen Nervensystem zu motorischen Funktionseinbußen (Halbseitenlähmung/Querschnittslähmung) oder komplettem Funktionsverlust (Paralyse) von Körperteilen oder Organsystemen führt. Dennoch ist Lähmung für Senioren nicht gleich Bewegungsunfähigkeit: Obwohl Heilung nur bedingt möglich ist, kann aktivierende Therapie Einschränkungen erträglich machen und eine Zukunftsperspektive schaffen.
Auslöser zentraler Lähmungen können Gehirnblutungen, Durchblutungsstörungen durch Schlaganfall oder Hirnentzündungen sein. Periphere Lähmung dagegen hat ihre Ursache in geschädigten Muskelfasern, beeinträchtigtem Kontakt zu den Muskelzellen (durch Unfall oder Bandscheibenvorfall) sowie in eingeklemmten Nerven (bei Entzündungen von Bändern und Knochen) oder in Tumoren. Nicht selten liegt der Grund für die Lähmung im Muskel selbst, wie bei Muskelabbau, angeborener Muskelschwäche oder Muskelentzündung. Lähmungen und Koordinationsstörungen dagegen, die bei gesunden Muskeln und Nerven auftreten und selbstständiges Gehen und Stehen erschweren, sind psychisch bedingt. Auch degenerative Erkrankungen wie Multiple Sklerose können von Lähmungen begleitet sein.
Neben der Gabe von Medikamenten zielt moderne Therapie vor allem darauf ab, Betroffene durch Maßnahmen wie Physiotherapie maximal zu aktivieren. Ob Rollstuhlfahrer oder gehfähiger Patient mit Mobilitätseinschränkung - Krankengymnastik macht mobil und wirkt Muskelabbau entgegen. Vor allem bei Spastiken mit erhöhtem Muskeltonus bei Schädigung des Zentralen Nervensystems (ZNS) stellen neurophysiologische Therapien wie Bobath den normalen Muskeltonus wieder her, steigern die Bewegungsfähigkeit und verringern die Schmerzen. Weil Bobath stets von der betroffenen Seite arbeitet, lernt der Patient, diese zu akzeptieren, statt die Lähmung über die gesunde Seite auszugleichen. Das Ziel: Normalisierte Wahrnehmung von Körper und Umwelt sowie Selbstständigkeit in Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) - ein berufsübergreifender, komplexer Rehabilitationsansatz, der alle Beteiligten von Patient über Arzt, Krankengymnast bis Ergo- und Sprachtherapeut, aber auch Angehörige einbezieht.
Wo Mobilisation rückenschonend und an normaler Bewegung orientiert nur mit Zug- und Hebelkräften arbeitet, verbietet sich das Heben des Patienten. Therapeutische Lagerung in Seniorenbetten als Lernangebot für betroffene Senioren intensiviert die Körperwahrnehmung gezielt. Dies kann, anders als bei Dekubitusprophylaxe, ein hartes Lagern des Senioren bedeuten, sofern die Einzelabwägung zwischen Dekubitusgefahr und pflegetherapeutischen Nutzen härterer Lagerung dies erlaubt. Erhöhter Auflagedruck und zusätzliche Einbettung von festen Lagerungshilfen in Seniorenbetten als zusätzliche Kontaktfläche steigern die Körperwahrnehmung des Patienten. Weitere Informationen zu Bobath bietet die IBITA (International Bobath Instructors Training Association).
Wie lagern bei (Querschnitts-)Lähmung? Gesunden signalisiert Berührungs- und Druckempfinden, wann es nach langem Liegen auf einer Stelle Zeit für einen Positionswechsel ist. Gelähmte, denen diese Schutzfunktion abgeht, sind hierzu auf Unterstützung durch Pflege angewiesen, die mittels Lagerungstechniken auch Anreize setzt, die Lähmung maximal zu kompensieren. Bei halbseitengelähmten Patienten sind auf gelähmter Seite besonders Hüfte, Ellenbogen, Knie, Knöchel, Schulter und Ohr druckgefährdet - Dekubitusgefahr besteht. Bei Schlaganfall-Patienten dient die Rückenlage nur dem Positionswechsel, günstiger ist die Seitenlagerung, will man krumme Körperhaltung im Seniorenbett vermeiden. Wenn Rückenlage, dann in gerader, nicht gebeugter Haltung und so, dass die gelähmte Seite auf gleicher Höhe mit der ungelähmten liegt. Bei starker Streckspastik stützen Lagerungshilfen wie Knierollen für Seniorenbetten leicht gebeugte Knie. Ruhe- und Seitenlagerungskissen, etwa in U-Form, sorgen für eine sichere Entspannungslagerung in Seniorenbetten bei spastischen Lähmungen.
In Seitenlage auf gelähmter Seite kommt ein rückenstützendes Kissen nur bei Patienten zum Einsatz, die diese nicht selbständig halten können. Während das gelähmte Bein in Verlängerung der Wirbelsäule gestreckt liegt, wird das andere angewinkelt und vor dem gelähmten Bein mit Kissen unterlagert - so bleibt dieses gestreckt. Vorsicht - den Kopf bitte nicht überstrecken und darauf achten, dass das Kopfkissen ausschließlich den Kopf unterstützt.
Aktivierung ist essentiell. Und beginnt beim Sitzen im Pflegebett bzw. Seniorenbett, mit gerade aufgerichtetem Oberkörper, das Rückenteil auf 90 Grad hochgestellt, das Körpergewicht auf beide Gesäßseiten verteilt. Ohne den Kopf abzustützen, damit der Betroffene lernt, ihn selbst zu kontrollieren. Gut, wenn Mahlzeiten am Tisch eingenommen werden. Gelingt dies (noch) nicht, unterstützt ein Betttisch für Seniorenbetten, über das Bett geschoben, Arme, Hände und aufrechtes Sitzen. Spastik im Bein? Senken Sie das Seniorenbett-Fußteil ein wenig ab. Hilfsmittel wie Handrollen für regelmäßige Bewegungsübungen verhüten Fehlstellungen, bieten Druckentlastung und werden im Roll- oder Armlehnstuhl als abfederndes Stützelement gern genutzt.
Vom Seniorenbett in den Rollstuhl? Elektrisch rundum verstellbare Seniorenbetten machen den Transfer leichter. Immer führt die betroffene Körperseite: Auch Schlaganfall-Patienten sollten hier - unter Anleitung - so viel wie möglich selbst ausführen. Das stärkt die Aufmerksamkeit für diese Seite und dehnt die Muskeln! Aufstehen ohne fremde Hilfe? Bitte nur so nah an die Bettkante, dass ein eigenständiges Drehen auf die betroffene Seite noch möglich ist. Jetzt unterstützt der gesunde Arm das Aufrichten, dann ein Drehen des Beckens - schon stehen die Füße auf dem Boden.
Nicht zuletzt kommt der richtigen Zimmergestaltung eine wichtige Rolle zu: Denn betroffene Senioren nehmen Personen und Gegenstände auf der gelähmten Seite nicht mehr wahr, so dass diese stets neu stimuliert werden muss. Angefangen beim einfachen Drehen des Kopfes im Seniorenbett, um zu sehen, was sich zur beeinträchtigten Seite befindet. Fernseher, Nachttisch und Waschbecken, aber vor allem Sitzmöbel für den Besuch sind so im Blick - und bieten vielfältige Anreize.