"Durch eine gute, transparente und klar
strukturierte Arbeit wollen wir dazu beitragen, dass das Vertrauen in
das Transplantationssystem wieder gestärkt wird", erklärt der
Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation
(DSO), Dr. Axel Rahmel, anlässlich des 10. DSO-Jahreskongress in
Frankfurt. Die DSO hat ihre aktuellen Aufgaben klar definiert:
Konzentration auf die Kernprozesse innerhalb der Organspende und eine
umfassende Qualitätssicherung aller Abläufe. Hierin sieht der
DSO-Vorstand den zentralen Beitrag, den die Koordinierungsstelle für
die Weiterentwicklung der Transplantationsmedizin leistet. Dabei sei
die DSO sowohl dem Verstorbenen verpflichtet, der seine Organe
spenden möchte, als auch dem Empfänger gegenüber in der
Verantwortung, das Organ mit größter Sorgfalt und in bester Qualität
für eine Transplantation zur Verfügung zu stellen.
Gerade blickt die DSO auf 30 bewegte Jahre zurück, in denen sie
gemeinsam mit ihren Partnern bereits zahlreiche Herausforderungen
gemeistert und Strukturen und Voraussetzungen für ein
funktionierendes Organspende- und Transplantationssystem in
Deutschland geschaffen hat. Mittlerweile ist die Transplantation ein
etabliertes medizinisches Verfahren, mit dem allein in der
Bundesrepublik rund 100.000 Menschen die Chance auf ein neues Leben
mit besserer Lebensqualität ermöglicht wurde. Und doch steht die
Transplantationsmedizin heute mehr denn je vor neuen
Herausforderungen. Seit 2010 ist die Anzahl der Organspender um fast
ein Drittel zurückgegangen. Auch die ersten drei Quartale des
laufenden Jahres zeigen immer noch einen Rückgang von knapp vier
Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Medizinische Vorstand
der DSO nennt mehrere mögliche Gründe für diesen Rückgang: "Die
Manipulationen der Wartelisten und dadurch der Vergabe der
Spenderorgane haben der Organspende immens geschadet. Die
Verunsicherung betrifft sowohl Teile der Bevölkerung als auch die
Mitarbeiter in den Kliniken selbst. Aber auch andere Faktoren können
zur Erklärung beitragen, etwa geänderte Behandlungsstrategien von
Patienten mit schwerer Hirnschädigung, zu denen auch frühzeitige
Therapielimitierungen unter Berücksichtigung des Patientenwillens
gehören."
Gemeinsam mit den Krankenhäusern arbeitet die DSO derzeit an einer
systematischen Datenerhebung und Analyse aller Todesfälle auf den
Intensivstationen nach primärer oder sekundärer Hirnschädigung. Mit
Hilfe des durch die Koordinierungsstelle zur Verfügung gestellten
Softwareprogramms "Transplantcheck" soll als eine wichtige Maßnahme
der Qualitätssicherung ein transparenteres Bild der möglicherweise
komplexen Ursachen des Rückgangs der Spenderzahlen ermittelt werden.
Laut DSO-Vorstand gibt es aber auch leise Anzeichen dafür, dass die
intensiven Umstrukturierungen und Neuregelungen das Vertrauen in die
Transplantationsmedizin wieder aufbauen: "Betrachten wir als
Frühindikator die Zustimmungsraten zur postmortalen Organspende in
Angehörigengesprächen, stellen wir fest, dass sie in den ersten
beiden Quartalen dieses Jahres wieder angestiegen sind - auf rund 63
Prozent. Im letzten Jahr waren sie noch deutlich von 62,5 auf 54,2
Prozent gesunken." Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, könnte
sich die Anzahl der Organspender zum Ende des Jahres zumindest auf
dem Vorjahresniveau wieder stabilisieren", hofft Rahmel. Insgesamt
stehe die Transplantationsmedizin jedoch vor großen
Herausforderungen, die nur von allen Partnern gemeinsam bewältigt
werden könnten: "Als Koordinierungsstelle konzentrieren wir uns auf
die Kernprozesse der Organspende und eine umfassende
Qualitätssicherung aller Abläufe. Wir werden die enge Zusammenarbeit
mit den Entnahmekrankenhäusern weiter stärken und unsere
Unterstützungsangebote intensivieren. Durch individuelle
Bedarfsanalysen wollen wir die Strukturen und Abläufe in den Kliniken
gemeinsam kontinuierlich weiter verbessern", so Rahmel. Zudem sei die
DSO gesetzlich beauftragt, Verfahrensanweisungen zu erarbeiten, die
die Zusammenarbeit aller Partner zur Organentnahme bei verstorbenen
Spendern und die Durchführung aller bis zur Übertragung
erforderlichen Maßnahmen - mit Ausnahme der Vermittlung - verbindlich
regeln.
Als bundesweite Koordinierungsstelle für die Organspende nimmt die
DSO eine zentrale Rolle im Organspendeprozess ein. Sie bietet den
Krankenhäusern rund um die Uhr umfassende Unterstützung bei allen
organisatorischen Abläufen der Organspende an. "Dabei sind wir in
erster Linie dem Willen des Verstorbenen verpflichtet. Wenn es der
Wille des Verstorbenen war, anderen Menschen nach seinem Tod, mit
einer Organspende zu helfen, ist es unser Ziel, diesen Wunsch zu
erfüllen. Dem Empfänger gegenüber haben wir die Verantwortung, dass
er das geschenkte Organ mit größter Sorgfalt in bester Qualität
erhält", betont Rahmel. "Um eine hohe Erfolgsaussicht und Sicherheit
der Transplantation zu gewährleisten, sorgt die DSO für eine
detaillierte Spendercharakterisierung und eine hohe Qualität der
Spenderbetreuung, der Organentnahme und des Transports", erklärt
Rahmel. "Mit einer zuverlässigen Qualitätssicherung, der
größtmöglichen Transparenz der Abläufe und einem Höchstmaß an
Verantwortung gegenüber Spender und Empfänger wird das Vertrauen in
die Transplantationsmedizin zurückkehren - sowohl in den Kliniken
selbst als auch in der Bevölkerung", ist Rahmel überzeugt.
"Eine verbindliche Einführung von Transplantationsbeauftragten in
allen Entnahmekrankenhäusern ist eine große Chance, die bestmöglich
unterstützt werden muss. Wir wünschen uns eine möglichst einheitliche
Umsetzung was die Anforderung und Ausbildung in den
Ausführungsgesetzen der Länder betrifft", erklärt Thomas Biet,
Kaufmännischer Vorstand der Stiftung. Die DSO beteilige sich im
Rahmen ihrer Curricularen Fortbildung, so Biet. Praxisnahe Schulung
und Ausbildung sind nach Ansicht der beiden Vorstände unabdingbare
Voraussetzung, um mögliche Organspender auf der Intensivstation
überhaupt zu erkennen.
"Die Gesetze und Richtlinien schaffen die Rahmenbedingungen für
die Organspende - erfolgreich wird sie erst durch das persönliche
Engagement und den Einsatz aller Beteiligten. Das gilt für die
Transplantationsbeauftragten, die Koordinatoren der DSO, die
Entnahmechirurgen und alle, die direkt oder indirekt am
Organspendeprozess beteiligt sind", erklärt Rahmel und ergänzt:
"Vertrauen in die Organspende ist eine unabdingbare Voraussetzung, um
mehr Menschen mit einer Transplantation helfen zu können. Das
geplante Transplantationsregister kann über eine pseudonymisierte
Zusammenführung von Spender- und Empfängerdaten hierbei einen
wertvollen Beitrag leisten." Die daraus gewonnen Erkenntnisse könnten
die Ergebnisqualität der Organspende und Transplantation nachhaltig
verbessern. "Die öffentliche Debatte zu Wartelistenführung und den
Richtlinien zur Organverteilung muss offen auf der Grundlage von
validen Daten geführt werden", fordert der Medizinische Vorstand. Ein
wichtiges Anliegen der DSO ist schon seit Jahren die Betreuung der
Angehörigen eines Organspenders über die Spende hinaus. Hierfür
engagiert sich die Koordinierungsstelle mit besonderer Überzeugung
und organisiert Angehörigentreffen, um den Organspendern in
Anwesenheit ihrer Familien zu danken und zu gedenken. "Wir setzen uns
dafür ein, dass den Organspendern und ihren Familien Anerkennung und
Wertschätzung entgegen gebracht wird", unterstreicht Biet. In diesem
Zusammenhang appelliert er an alle Menschen, sich im Sinne der
Entscheidungslösung sachlich mit dem Thema Organspende
auseinanderzusetzen und eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen:
"Zum einen entlasten Sie Ihre Angehörigen und zum anderen benötigen
die 11.000 Patienten auf der Warteliste unsere Solidarität und
Anteilnahme - unabhängig davon, wie diese persönliche Entscheidung
dann ausfällt."
### Bitte beachten Sie auch die Meldung "30 Jahre Kompetenz für die
Organspende" auf der DSO-Internetseite www.dso.de ###
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