Seit fast 50 Jahren verlegt Gerhard Steidl in
Göttingen Bücher - und besitzt die Rechte am Gesamtwerk von Günther
Grass. Der Nobelpreisträger für Literatur brachte Gerhard Steidl auch
auf die Idee, einen eigenen Koch zu engagieren: "Wenn Günther Grass
zum Arbeiten nach Göttingen kam, war nie Zeit zum Essen - abends
hatten wir Heißhunger", so Gerhard Steidl im Interview mit SALON
(Ausgabe 1, ab heute im Handel). Das fand dieser unmöglich und nach
Erhalt des Nobelpreises 1999 prophezeite Grass, dass Steidl "in den
nächsten Tagen sehr viel Geld mit meinen Büchern machen" würde. Ein
Jahr später konnte Steidl einen Koch einstellen - der bis heute
strenge Regeln befolgen muss: "Jeden Tag wird frisch eingekauft,
keine Fertigprodukte, nichts Gefrorenes, keine Büchsen, keine
Konservierungsstoffe, cholesterin- und fettarm, nichts Gebratenes,
nur gedünstet, vegetarisch. Einmal in der Woche Fisch. Und einmal im
Jahr Fleisch, wenn wir Amerikaner zu Besuch haben, die unbedingt
Schnitzel essen wollen."
Gerhard Steidl verlegt auch seit vielen Jahren die Bücher von Karl
Lagerfeld. Der Modeschöpfer war jedoch noch nie bei Steidl in
Göttingen gewesen: "Der Grund, warum er noch nie hier war: Ich
brauche ihn hier nicht! Wir arbeiten seit 20 Jahren zusammen, sind
gut eingeschliffen, ich weiß aus der Korrespondenz mit ihm, was er
will." Gerhard Steidl empfindet dies fast als ein Segen: "Das wäre ja
mit großer Entourage - ich würde verrückt werden."
Gäste lädt Gerhard Steidl am liebsten Samstagabends zu sich ein
und bekocht sie dann auch selbst: "Inspiration hole ich mir aus den
Kochbüchern von Biolek oder Siebeck, die sind einfach und
unprätentiös. Selten vertu ich mich beim Kochen - genauso wie beim
Drucken. Es kommt alle fünf Jahre mal vor, dass ich eine
Tomatensuppe, die mir misslungen ist, wegschütte. Dass mache ich auch
beim Drucken so. Wenn mir ein Buch nicht gelungen ist, schmeiße ich
es weg."
Das ausführliche Interview mit Gerhard Steidl ist in der ersten
Ausgabe von SALON, dem Magazin für Gastlichkeit, Tischkultur und
Lebensart nachzulesen. SALON erscheint im Gruner + Jahr Verlag und
ist ab heute für 8,50 Euro im Handel erhältlich.
Diese Meldung ist mit Quellenangabe SALON zur Veröffentlichung
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