Die führenden Pharmaunternehmen der Welt tun mehr, um den Zugang
zur medizinischen Versorgung in Entwicklungsländern durch ein Bündel
neuer Initiativen, verstärkter Anstrengungen und Innovationen in den
letzten beiden Jahren zu verbessern. Allerdings tut sich die Branche
in einigen wesentlichen Bereichen schwer damit, gute Ergebnisse zu
erzielen, ergab der am Montag veröffentlichte "2014 Access to
Medicine Index".
(Photo: http://photos.prnewswire.com/prnh/20141116/717224-INFO )
Zum vierten Mal steht GlaxoSmithKline (GSK) bei diesem Index an
der Spitze. Ausschlaggebend hierfür sind solide Ergebnisse in den
meisten Bereichen, mit mehreren Innovationen. Novo Nordisk hat die
grössten Fortschritte gemacht und sich in fünf der sieben Bereiche,
auf die sich die Indexanalyse konzentriert, verbessert. Damit ist dem
Unternehmen ein beachtlicher Sprung vom 6. auf den 2. Platz gelungen.
Sanofi und Pfizer sind im Ranking am deutlichsten abgerutscht.
"Nachdem wir das, was und wie wir messen, verfeinert haben, können
wir nun ein sehr viel klareres Bild von den Stärken, Schwächen,
Fortschritten und Problemen der Industrie und von den Voraussetzungen
für Unternehmen, die beim Zugang zur medizinischen Versorgung an der
Spitze stehen wollen, vermitteln", erklärte Wim Leereveld, Gründer
und CEO des Access to Medicine Index. "Die führenden Unternehmen
schneiden tendenziell in den meisten Bereichen gut ab, auch wenn sie
unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Unternehmen mit
Spitzenleistungen bemühen sich fortlaufend um Innovationen und müssen
im Allgemeinen in mehreren Bereichen innovativ sein, um ihre Position
zu halten."
Der Access to Medicine Index ist eine unabhängige Initiative, die
ein Ranking der führenden Pharmaunternehmen der Welt nach ihren
Aktivitäten für Millionen von Menschen in Entwicklungsländern
aufstellt, die keinen zuverlässigen Zugang zur medizinischen
Versorgung haben.
Er bewertet Unternehmen in sieben Bereichen, die für einen
verbesserten Zugang zur medizinischen Versorgung als wesentlich
angesehen werden. Dazu gehören die Forschung und Entwicklung,
inwieweit sie Bemühungen zur Entwicklung von Generika ihrer Präparate
unterstützen oder boykottieren, wie sie ihre Preise in
Entwicklungsländern gestalten, Lobbying-Aktivitäten und Ethik im
Marketing.
"An der Spitze des Index stehen nicht notwendigerweise Unternehmen
mit der grössten Marktpräsenz. Wir haben festgestellt, dass vier
Unternehmen zurzeit 50 Prozent aller relevanten Präparate herstellen.
Diese Unternehmen sind jedoch über den Index verstreut", sagte
Jayasree K. Iyer, Forschungsleiterin beim Access to Medicine Index.
"Das bedeutet, dass ihr Platz im Index weniger damit zu tun hat, wie
viele Produkte sie haben, als vielmehr, was sie mit ihren Produkten
machen."
Fortschritte an mehreren Fronten
Die Industrie hat ihre Anstrengungen an mehreren Fronten
intensiviert. So schenkt sie sozioökonomischen Faktoren grössere
Beachtung und legt Preise innerhalb der Länder zusehends
massgeschneidert fest. Seit 2012 ist die Anzahl von Produkten in der
Pipeline, die für Entwicklungsländer geeignet sind, um 47 gestiegen
(137 sind neu dazugekommen, 90 wurden aufgegeben). Mehr Unternehmen
probieren innovative zugangsorientierte Geschäftsmodelle aus.
Unternehmen gewähren Firmen in Entwicklungsländern mehr Lizenzen, um
Generika ihrer Arzneimittel herzustellen und zu vertreiben.
Gleichzeitig werden Politik und Aktivitäten zur Verbesserung des
Zugangs zur medizinischen Versorgung weiter besser organisiert.
Schwache Leistung in zwei Bereichen
Allerdings sind die Fortschritte in den ausschlaggebenden
Tätigkeitsbereichen ungleich verteilt und die Industrie hat Mühe, in
zwei wichtigen Bereichen gute Leistungen zu erreichen.
Erstens wurden fast alle Unternehmen (18) in den letzten zwei
Jahren wegen Verstössen in den Bereichen ethisches Marketing,
Bestechung, Korruption oder Wettbewerbsrecht entweder verurteilt oder
haben deswegen Vergleiche geschlossen. Während des Analysezeitraums
wurden gegen mehrere Unternehmen in China Korruptionsvorwürfe
erhoben, die in der Öffentlichkeit stark beachtet wurden. Bei GSK,
einem dieser Unternehmen, wurde der Fall erst nach dem
Analysezeitraum geklärt und hat deswegen keine Auswirkung auf die
Bewertung im Index 2014.
Zweitens sind Unternehmen mit ihren Angaben, wo Patente gültig
sind und wann sie auslaufen nach wie vor zurückhaltend - diese
Informationen sind für Einkäufer von Arzneimitteln und
Generikahersteller sehr nützlich.
Analyse von Forschung und Entwicklung
Forschung und Entwicklung (F&E) sind in Pharmaunternehmen ein
wesentliches Element, um den Zugang zur medizinischen Versorgung zu
verbessern. Der Index 2014 macht deutlich, wie konzentriert die
einschlägige F&E ist. Gerade einmal fünf Unternehmen entwickeln 54
Prozent von den 327 Präparaten in der Pipeline. Zwar werden alle
Krankheitsklassen anvisiert, aber mehr als die Hälfte der in
Entwicklung befindlichen Präparate zielen auf gerade einmal fünf
Krankheiten ab: Diabetes, Infektionen der unteren Atemwege,
Hepatitis, HIV/AIDS und Malaria.
Etwa 36 Prozent der Pipeline sind auf nicht übertragbare
Krankheiten ausgerichtet, deren Bedeutung in Entwicklungsländern
immer mehr zunimmt. Die Pläne, diese Produkte in Entwicklungsländern
verfügbar zu machen, halten sich jedoch in Grenzen. Begrenzt sind bei
ihnen auch die Preisstrategien, die gegenüber denen für viele
übertragbare Krankheiten rückständig sind.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen entwickelt "kindgerechte"
Arzneimittel wie Flüssigkeiten, Kautabletten, kindgerechte
Dosierungen oder neue Rezepturen.
Seit dem Index 2012 sind mindestens 30 Produkte aus der Pipeline
gegen elf für Entwicklungsländer bedeutsame Krankheiten auf den Markt
gekommen. Dazu gehören:
- eine neue Art von Tablette gegen multiresistente Tuberkulose, die das
erste neue Präparat gegen diese Krankheit seit 40 Jahren darstellt (Johnson &
Johnson).
- eine bahnbrechende Tablette zur Heilung von Hepatitis C, einer weit
verbreiteten Krankheit in Entwicklungsländern. Das Unternehmen hat Lizenzen vergeben,
die den Vertrieb von Generika dieses Arzneimittels in mehr als 91 Entwicklungsländern
gestatten (Gilead).
"Unsere Unternehmensberichte zeigen für jedes Unternehmen einen
massgeschneiderten Weg auf, mit dem es seine Möglichkeiten für eine
Verbesserung des Zugangs zur medizinischen Versorgung maximieren
kann. Sie alle gehen Zugangsprobleme auf unterschiedliche Weise an,
aber unsere Analyse zeigt, dass alle Unternehmen mehr tun können",
sagte Leereveld.
Hinweise für Reporter:
Über den Index: Der "Access to Medicine Index" wird von der Access
to Medicine Foundation veröffentlicht, einer Non-Profit-Organisation
mit Sitz in den Niederlanden, die den Zugang zu Medizin in
Entwicklungsländern verbessern möchte, indem die Pharmaindustrie
ermutigt wird, mehr Verantwortung für die Verbesserung des Zugangs zu
Medizin in weniger entwickelten Ländern zu übernehmen. Die Methode
für den Index wurde in Absprache mit zahlreichen Stakeholdern
einschliesslich Weltgesundheitsorganisation, NGOs, Regierungen,
Universitäten und institutionellen Investoren entwickelt und wird
laufend optimiert. Der Index wird durch die Bill & Melinda Gates
Foundation, das niederländische Aussenministerium und das British
Department for International Development finanziert.
Website: http://www.atmindex.org
Photo:
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