fit und munter - Pharma-Daten 2014: Anhaltende Sparpolitik bedroht Arzneimittelvielfalt am Standort Deutschland (AUDIO)

fit und munter

Pharma-Daten 2014: Anhaltende Sparpolitik bedroht Arzneimittelvielfalt am Standort Deutschland (AUDIO)



Die Politik der Kostendämpfung belastet pharmazeutische
Unternehmen in Deutschland unvermindert stark. Das zeigen auch die
Pharma-Daten 2014, die der Bundesverband der Pharmazeutischen
Industrie (BPI) heute veröffentlicht hat. Allein die Zwangsabschläge
an die Gesetzliche Krankenversicherung summieren sich seit 2010 auf
rund 11 Milliarden Euro. Zwar wurde der Zwangsabschlag kürzlich
herabgesetzt, trifft jetzt aber insgesamt mehr Produkte und einige
härter als zuvor. Über die Maßen belastet werden insbesondere
standortgebundene mittelständische Hersteller, die in Deutschland
zusammen rund 95 Prozent der Branche ausmachen: "Viele dieser Firmen
haben kaum noch Handlungsspielräume", sagt BPI-Hauptgeschäftsführer
Henning Fahrenkamp. "Neben Zwangsabgaben setzen ihnen Festbeträge,
Rabattverträge, niedrige Erstattungsbeträge nach der frühen
Nutzenbewertung und vor allem das unendliche Preismoratorium zu.
Dadurch haben wir dauerhaft Arzneimittelpreise auf dem Niveau von
2009 und es gibt keinerlei Möglichkeit zum Inflationsausgleich. Der
wäre aber dringend nötig, denn Energie- und Rohstoffpreise sowie
Personalkosten steigen seit Jahren. Außerdem kostet die Erfüllung
staatlicher Auflagen, zum Beispiel im Bereich der
Arzneimittelsicherheit, immer mehr Geld. Zugleich sitzt die
Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) nach wie vor auf
Milliardenüberschüssen. Diese einseitige Politik zu Lasten der
Unternehmen muss aufhören, denn sie gefährdet die Vielfalt der
Arzneimittelversorgung in Deutschland."

Zur Erinnerung: Die Zwangsmaßnahmen gegen die Pharmaindustrie
wurden in wirtschaftlichen Krisenzeiten eingeführt und waren
eigentlich nicht auf Dauer angelegt. Die pharmazeutische Industrie
sollte ihren Beitrag zur Stabilisierung des Gesundheitssystems
leisten. Das haben alle Firmen zur Genüge getan, die
gesamtwirtschaftliche Lage hat sich bereits vor Jahren zum Positiven
entwickelt und auf einem hohen Niveau eingependelt. Trotzdem werden
die Zwangsmaßnahmen gegen die Pharmaindustrie im Wesentlichen
unverändert aufrechterhalten und schaden einem der wirtschaftlichen
Zugpferde und Innovationsgaranten am Standort Deutschland: "Noch sind
wir die forschungsintensivste Branche und liegen vor IT, Luft- und
Raumfahrt und der Autoindustrie" sagt Henning Fahrenkamp. "Aktuell
stecken wir rund ein Achtel des Branchenumsatzes in Forschung und
Entwicklung, das ist prozentual doppelt so viel wie die Autobauer.
Trotzdem entstehen Arzneimittelinnovationen nicht wie am Fließband,
sondern meistens Schritt für Schritt und langfristig. Gerade
mittelständische Pharmaunternehmen konzentrieren sich zum Beispiel
auch mit Erfolg darauf, bewährte Wirkstoffe für Patientinnen und
Patienten zu verbessern. Dafür brauchen sie Planungssicherheit und
Förderung statt Zwangsmaßnahmen."

Hin und wieder stößt man immer noch auf das Vorurteil, die von der
GKV erstatteten Medikamente seien Kostentreiber. Die angeblich durch
Arzneimittel verursachte Kostenexplosion im Gesundheitswesen lässt
sich aber anhand von Daten des Statistischen Bundesamtes schnell
widerlegen: "Arzneimittel lassen die Gesundheitsausgaben nicht
explodieren", sagt Henning Fahrenkamp. "Vielmehr liegen die Ausgaben
für Arzneimittel seit zehn Jahren konstant bei etwa ein Prozent des
Bruttoinlandsproduktes. Natürlich sind die Ausgaben in absoluten
Zahlen gestiegen, das sind die Löhne, Gehälter und Mieten aber auch.
Auch die Einnahmen der GKV sind in gleichem Maße gestiegen. Und für
die Ausgaben für Arzneimittel gibt es ja einen klaren Mehrwert: Wir
haben eine alternde Gesellschaft und den medizinischen Fortschritt.
Bessere Therapien haben einen unschätzbaren Wert für den Einzelnen.
Man denke zum Beispiel an die Erfolge im Kampf gegen Aids oder
Leukämie. Ohne kontinuierliche Weiterentwicklungen und neue
Arzneimittel wären wir längst nicht so weit."

Medikamente haben ihren Wert, aber auch ihren Preis. Dabei muss
man bedenken, dass die Entwicklung eines neuen Arzneimittels zwischen
zehn und vierzehn Jahren dauern kann, in denen nur investiert, aber
nichts verdient wird mit dem Produkt. Hinter einem Arzneimittel
steckt also wesentlich mehr als nur der reine Produktionsprozess mit
seinen Kosten. Trotzdem sind Medikamente entgegen aller Vorurteile
grundsätzlich nicht überteuert. Die Pharma-Daten zeigen sogar, dass
sich die Preisentwicklung bei Arzneimitteln mittlerweile komplett vom
Verbraucherpreis abgekoppelt hat. So stiegen die Verbraucherpreise
zwischen 2010 und 2013 um rund sechs Prozent, die
GKV-Arzneimittelpreise sanken bis 2012 um fast fünf Prozent.
"Betrachtet man die Preisentwicklung nach Marktsegmenten, dann stellt
man sogar fest, dass die Preise seit Ende 2013 sowohl im
Festbetragsmarkt als auch im Nicht-Festbetragsmarkt fallen", sagt
Henning Fahrenkamp. "Wenn es um Einnahmen auf der Herstellerseite
geht sollte man übrigens nicht vergessen, dass der einzelne
Unternehmer aufgrund der enthaltenen Vergütung der Handelsstufen und
Rabatten und aufgrund der Mehrwertsteuer am Ende noch
durchschnittlich die Hälfte der GKV-Arzneimittelausgaben für sein
Produkt erhält."

Der Staat verdient durch die volle Mehrwertsteuer von 19 Prozent
bei jedem verkauften Arzneimittel mit - zum Leidwesen der
Versicherten, die letztlich die Steuer bezahlen. Henning Fahrenkamp
empfiehlt den deutschen Politikern bei diesem Thema den Blick über
den Tellerrand: "Die meisten EU-Mitgliedsländer erheben einen
reduzierten Mehrwertsteuersatz auf verschreibungspflichtige
Arzneimittel - und fahren sehr gut damit. Wir sollten uns ein
Beispiel daran nehmen und in Deutschland den Steuersatz von 19 auf 7
Prozent reduzieren. Damit entlasten wir nicht nur Patientinnen und
Patienten, sondern am Ende auch die Gesetzliche Krankenversicherung.
Worauf wartet die Politik noch?"

Die Pharma-Daten 2014 können über die Pressestelle des BPI
angefordert werden und stehen unter www.bpi.de auch als
Kompaktversion zur Verfügung. Audiotöne zum Download finden Sie
ebenfalls auf www.bpi.de unter Presse/Mediathek.



Pressekontakt:
Joachim Odenbach,
Tel. 030/27909-131
jodenbach@bpi.de
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